Auf der Neugeborenen-Station – 650 Geburten im Jahr

Auf der Babystation im Erkelenzer Hermann-Josef-Krakenhaus erblicken ungefähr 650 Kinder im Jahr das Licht der Welt. Davon werden zirka 15 Prozent per Kaiseschnitt geboren.

Ein Neugeborenes wiegt meist zwischen 3200 und 3300 Gramm. Eine Minute nach der Geburt wird das Baby der so genannten APGAR Untersuchung ausgesetzt:

A= Aussehen

P= Pulzfrequenz

G= Grundtonus

A= Athmung

R= Reflexe

Später wird das Baby dann gewaschen. Baden darf man es jedoch erst nachdem der noch ungefähr fünf Zentimeter lange Nabel mumifiziert ist. Das heißt, wenn der Nabel ausgetrocknet ist. Das geschieht nach ungefähr einer Woche.

Im Jahr werden ein bis höchstens zwei Kinder mit der Lippen- Kiefer-Gaumenspalte geboren. Babys, die viel zu früh auf die Welt kommen, werden in die Rheydter Kinderklinik gebracht, wo sie unter spezieller Beobachtung stehen.

Babys, die nur ein bisschen zu früh geboren werden, können auch vor Ort in einem Brutkasten aufgepäppelt, behandelt und versorgt werden. Da es im Wärmekasten 37 ° Grad warm ist, brauchen die Neugeborenen nur eine Windel zu tragen.

Sie sind sehr kälteemfindlich, da sie ja neun Monate im warmen und beschützten Bauch der Mutter waren. Für die gerade geborenen Babys ist es das erste Mal, dass sie alleine durch ihre Nase atmen müssen.

Nach drei bis fünf Tagen können die Mütter mit ihrem Nachwuchs die Klinik verlassen.

Jede Mutter kann die Wochenbettnachsorge für sich in Anspruch nehmen. Das bedeutet, eine Woche lang kommt eine Hebamme nach Hause und betreut Mutter und Kind. Sie gibt Tipps und Ratschläge, wenn es Probleme oder Fragen gibt.

Mona Rast, Mänchengladbach, Rudolf-Steiner-Schule

Kommentar – Integration – die Sprache macht’s

Kommentar zur Aussage des türkischen Generalkonsuls Kivanc: „Integration beginnt mit Bildung.“ (Artikel erschien in der RP vom 29.10.08)

Schon beim Lesen der Überschrift war meine erste Frage: Wie können türkische Eltern ihre Kindern in Sachen Bildung unterstützen, wenn sie selbst ohne schulische Bildung nach Deutschland gekommen sind und sich nicht um Bildung kümmern? Dieser Prozess dauert Generationen.

Kivanc spricht davon, dass Bildung die wichtigste Voraussetzung für eine gute Integration ist. Das ist absolut wahr, aber wie wollen die türkischen Eltern ihren Kindern etwas beibringen, wenn sie selbst ohne schulische Bildung nach Deutschland gekommen sind und sich dann auch nicht mehr um Fortbildung gekümmert haben, sondern „bildungsfremd“ geblieben sind.

Ich komme auch aus einem solchen Elternhaus. Es war für mich sehr schwer, Deutsch zu sprechen und zu verstehen, denn im Kindergarten hatten wir schon unsere „Türkengang“ und in der Grundschule auch. Da ich nur ganz wenige deutsche Freunde hatte, habe ich auch kein Deutsch gesprochen und keine typisch deutschen Ausdrücke mitbekommen. Dieses Problem habe ich immer noch. Ich verstehe oft Texte nicht, weil mir das Vokabular fehlt. Als ich dieses Problem erkannt habe, habe ich mich natürlich an Deutsche gewandt und viel mit ihnen gesprochen und wenn ich eine Vokabel nicht verstanden habe, gefragt, was das Wort heißt. Die meisten Türken haben solche Sprachprobleme und hätten gerne die Hilfe deutscher Freunde.

Die Eltern müssen sich ganz früh um die sprachliche Ausbildung (Bildung) ihrer Kinder kümmern. Schon im Kindergarten und auch später in der Schule sollte die Betreuung mehrsprachig sein. Gute Deutschkenntnisse und berufliche Qualifikationen sind ungeheuer wichtig. Und sie müssen frühzeitig etwas für das gegenseitige kulturelle Verständnis tun. Aber dabei sollte es selbstverständlich bleiben, dass türkische Kinder oder Jugendliche ohne Hemmungen sagen können: „Mein Opa ist Türke, und ich bin stolz drauf!“ Die Deutschen sollten dies, ohne die Miene zu verziehen, akzeptieren und als völlig normal hinnehmen.

Ich glaube auch, dass die Bildung [(vor-) schulische und berufliche Bildung] für die Integration sehr wichtig ist. Sprachkenntnisse spielen eine Schlüsselrolle, um sich in einem anderen Land zurecht zu finden, um die eigenen Lebenschancen wahrnehmen zu können. Vor allem Kinder müssen mit guten Deutschkenntnissen in die Schulen kommen, damit sie die gleichen Chancen wie die deutschen Kinder haben. Dann haben sie die Voraussetzung für eine vernünftige Ausbildung. Dass soll aber nicht heißen, dass die deutsche die türkische Sprache ersetzen soll. Beide Sprachen sind gleich wichtig und sollen möglichst gleich gut von den türkischen Kindern beherrscht werden.

Es kommt daher drauf an, dass die türkischen Menschen, die nach Deutschland kommen, in ihrem eigenen Interesse die Chancen für sich und ihre Kinder wahrnehmen, indem die Sprache lernen und die Bildungsmöglichkeiten nutzen.

Ali Kadir Ates, Düsseldorf, Leibniz-Gymnasium

Schüler lesen Zeitung – Mehr Allgemeinwissen schon beim Frühstück

Wir sind eine von vielen Klassen, die sich in diesem Jahr erneut im Unterricht mit dem Projekt „Schüler lesen Zeitung“ beschäftigen. Sechs Wochen lang haben wir täglich und kostenlos die neuste Ausgabe der Rheinischen Post geliefert bekommen.

Im Deutschunterricht haben wir uns dann näher mit der Zeitung beschäftigt und gelernt, aus welchen Themen die Zeitung besteht, was beispielsweise ein Ressort ist oder wie man einen Artikel schreibt. Außerdem haben wir in der Klasse ein Zeitungsfrühstück geplant und konnten dabei in Ruhe die Zeitung lesen.

Nach dieser Zeit wurde eine Umfrage in unserer Klasse gestartet: Lesen die Schüler wirklich mehr Zeitung? 62 Prozent aus unserer Klasse beantworteten diese Frage mit „Ja“, da es bei ihnen zu Hause keine Tageszeitung gibt. Der Rest ist trotz dieses Projektes nicht vom Zeitungslesen überzeugt.

Für uns Schüler und Schülerinnen stehen auch interessante Themen in der Zeitung, die unser Allgemeinwissen erweitern und uns nützliche Informationen liefern, die wir auch im Unterricht verwenden können.

Friederike Fehlberg, Mänchengladbach, Gymnasium Odenkirchen

Integrationspolitik – Für ein besseres Miteinander

Was waren und sind die wichtigsten Ziele des „Nationalen Integrationsplans“, über den erstmals vor einem Jahr geschrieben wurde?

Laut RP vom 6. November 2008: „Ziele des Nationalen Integrationsplanes sind es, dass alle Grundschulkinder bis 2012 die deutsche Sprache gut beherrschen, die Zahl der ausländischen Schulabbrecher zu halbieren und dass es außerdem selbstverständlich ist, dass ausländische Jugendliche Abitur machen und einen normalen beruflichen Aufstieg erleben.“ „Nicht mehr über, sondern mit Migranten reden, wenn es um Integrationsfragen geht“, ist ein weiteres Ziel des Integrationsgipfels, heißt es in einer anderen Medienquelle.

Das wichtigste Ziel des Nationalen Integrationsplans sollte sein, allen Menschen in Deutschland, unabhängig von ihrer Herkunft, die gleichen Lebenschancen zu eröffnen. Dazu muss man vor allem die Sprachförderung, die Bildungs-, Ausbildungs- und Arbeitsmarktsituation verbessern – und diese Chancen müssen auch genutzt werden. Integration ist sowohl für die deutsche Wirtschaft als auch für das soziale Miteinander unter Deutschen und Türken wichtig.

Die Kommentare zum Gipfel vom 6. November dieses Jahres klingen enttäuscht: „Ernüchterung, wenn es ins Detail geht.“ Oder: Es stecke viel Gutes in dem Plan, sagen Migrantenvertreter zu www.tagesschau.de , die konkrete Umsetzung aber ernüchtere.

Als ich den Bericht gelesen habe, dachte ich, die Ziele könnten auf einem Wunschzettel fürs Christkind stehen. Hoffentlich hat dieser Gipfel einen Fortschritt gebracht. Aber der Kommentator im Fernsehen sprach von Stagnation und Verfestigung der Parallelgesellschaft, das heißt, von keiner weiteren Verschmelzung und von keinem Näherrücken beider Gesellschaften, sondern ein Auseinanderdriften beider Seiten.

Ich zitiere auch die türkischen Medien: „Deutsche Medien sind auffallend desinteressiert an Integration“. Man behauptet, dass sich die deutschen Medien ihrer Verantwortung in der Integrationsthematik nicht bewusst seien.

Stimmt diese Behauptung? Wenn ja, meine Frage: Könnten die deutschen Zeitungen zu einer besseren türkischen Integration beitragen? Ich denke: Ja, die Medien sollten ausführlicher über die Aktivitäten der Türken und ihrer Verbände berichten. Eine ausführliche und breitere Berichterstattung der Medien über die Türken könnte zu einer schnelleren und besseren Integration beitragen, denn wenn ausführlicher und interessanter über das Leben der Türken berichtet würde, würden mehr Türken deutsche Zeitungen lesen und deutsche Programme sehen und hören, dies wiederum würde zur deutsch-türkischen Integration beitragen und auch noch den Bildungshorizont einiger Türken erweitern.

Ali Kadir Ates, Düsseldorf, Leibniz-Gymnasium

Glosse – Die Basisangst

Wissen Sie noch? Die Vogelgrippe? Vor ein paar Jahren sprachen alle davon. Überall in den Nachrichten. Es war die Sprache von einer Epidemie. Und inzwischen? Kein Vogelsterbenswörtchen mehr. Es waren einige Vögel tot und ein paar Menschen wurden angesteckt. Natürlich war das abschreckend. In dieser Zeit aß niemand Gänsefleisch.

Später war Rindfleischebbe. Das große Thema hier: BSE. Auch bei BSE dachte man, dass nun alle Rinder sterben würden. Inzwischen ist es nur noch Gammelfleisch, was uns Sorgen macht.

Ich glaube die Europäer und vor allem auch die Deutschen, sind genetisch geschädigt. Ich meine der Grund liegt in der Pest. Das ist unsere große Angst. Damals starben drei Viertel der Bevölkerung.

Das ist nur die Basisangst. Die Angst vor Chaos, Krieg und dadurch Ausbeutung und Plünderung kommt noch dazu. Vielleicht sollten wir jetzt schon vorsorgen. Aber bleiben wir doch mal auf dem sterilen Boden der Tatsachen. Mittlerweile sind Hygiene und ärztliche Versorgung so gut, dass nicht so viel passieren würde wie damals.

Ich sage nur: Deutsche beruhigt euch!

Friederike Berg, Mänchengladbach, Bisch. Marienschule

Soziales – Armut gibt es auch bei uns

Immer mehr Kinder leben in Deutschland auf der Straße. Warum? Ich glaube, diese Frage hat sich jeder schon einmal gestellt.

Allein in Düsseldorf leben 200 Jugendliche auf der Straße (Quelle www.rp-online.de), weil sie von ihren Eltern verlassen worden sind, kein Geld und keine Ausbildung haben. Die meisten sind aus Heimen weggelaufen, nehmen Drogen und trinken Alkohol.

Die Armut von Kindern in Deutschland fängt aber schon viel früher an, denn viele Kinder leben in schlechten Familienverhältnissen. Viele Familien leben von Harz IV, einige Eltern misshandeln ihre Kinder, und so landen diese im Heim und später, wie in einigen Fällen, auf der Straße.

Wenige Kinder haben Glück und kommen in Pflegefamilien, in denen ihnen ein besseres Leben und Liebe gegeben werden. Ich hoffe, dass mit der Zeit die Kinderarmut nicht nur in Deutschland sondern auch auf der ganzen Welt abnimmt.

Sabine Andes, Mänchengladbach, Gymnasium Odenkirchen

Leseprojekt – Mehr Lust auf Zeitung

In den vergangenen sechs Wochen haben am Gymnasium Odenkirchen drei Klassen an dem Projekt „Schüler lesen Zeitung“ teilgenommen und jeden Tag die „Rheinische Post“ erhalten.

Die Klasse 9b nahm dieses mit ihrer Klassenlehrerin Frau Finke-Gabriel in Anspruch. Die Schüler mussten ein Lesetagebuch führen, indem sie die Zeitung gründlich lesen und dann den für sie interessantesten Artikel ausschneiden mussten. Von diesem Text sollten sie dann eine kurze Zusammenfassung schreiben. Manche Artikel wurden auch mit der Klasse besprochen, da man sie für besonders wichtig und interessant hielt. Auch wurde durchgenommen, wie ein Zeitungsartikel aufgebaut ist und was wichtig dafür ist.

Um das ganze Gelernte auch zum Ausdruck zu bringen, sollten die Schüler zum Abschluss einen Artikel über ein von ihnen ausgesuchtes Thema schreiben.

„Die vergangenen Wochen mit der Zeitung waren sehr informativ für mich, und ich glaube, ich werde von nun an mehr Zeitung lesen!“, brachte eine Schülerin, zur Freude Frau Finke-Gabriels, zum Ausdruck.

Die ganze Arbeit wurde mit einem abschließendem Frühstück und einem Film belohnt!

Sina Langen, Mänchengladbach, Gymnasium Odenkirchen

Interview Berufswahl – Traumberuf Lehrerin

Leonie Windeln hat sich mit der Studentin Julia über deren künftigen Beruf als Lehrerein unterhalten.

An vielen Schulen ist Lehrermangel. Du hast Dich entschlossen, Lehrerin zu werden. Warum?

Weil ich denke, dass das ein sinnvoller Beruf ist. Ich erkläre gerne und freue mich wenn der jenige es dann besser versteht.

Welche Fächer wirst Du demnächst unterrichten?

Mathematik und Spanisch.

Gerade Spanischlehrer wollen viele Studenten werden. Kannst Du sagen, warum?

Weil Spanisch eine schöne Sprache ist und immer wichtiger wird. Es ist schließlich die dritthäufigste Sprache auf der Welt. Außerdem ist die Vorstellung an das warme Spanien schön.

Du studierst in Essen. Wie ist denn so die Kursbelegung?

Im Spanischkursus sind momentan 150. Am Anfang waren es doppelt so viele. Im Mathekursus sind es momentan auch ungefähr 150 Leute. Aber das werden bald weniger.

Seit wann wolltest Du Lehrerin werden?

Das erste Mal in der sechsten Klasse. Zwischendurch waren auch mal andere Berufe in Betracht gekommen, aber ich bin immer wieder zurück gekommen.

Was war früher dein Lieblingsfach?

Es war sehr unterschiedlich, meistens Mathe, Geschichte und Spanisch. Aber das hing oft von den Lehrern ab.

Macht es Dir denn immer noch Spaß?

Ja, es ist toll! Ich mache momentan Praktikum, und es macht sehr viel Spaß.

Willst Du denn anders werden als Deine eigenen Lehrer?

Ja, als manche schon. Ich will nach zwei Jahren immer noch engagiert sein. Ich will fair sein, aber trotzdem sagen, wo es lang geht. Natürlich gibt es auch schon heute solche Lehrer.

Leonie Windeln, Düsseldorf, Städt.gymnasium Koblenzer Straße

Magersucht – „Nur noch Ekel“

Magersucht ist heutzutage wieder ein sehr aktuelles und wichtiges Thema. Die Models auf den Laufstegen und in den Zeitschriften werden immer dünner, und immer mehr junge Mädchen und auch Jungen eifern ihnen nach.

Um abzunehmen werden Methoden angewendet, die kaum durchzuhalten sind. Zum einen das wohlbekannte Verfahren des Vollstopfens, um sich danach auf der Toilette zu übergeben. Andere wiederum essen überhaupt nichts und hungern sich die Pfunde vom Leib. Dies führt nach einiger Zeit allerdings zu immer häufiger werdenden Ohnmachtsanfällen. All das ist schädigend für den Körper, und dauerhafte Folgen sind kaum auszuschließen.

In meinem Bekanntenkreis habe ich selbst Erfahrungen damit gemacht. Ich kenne eine Frau, die den Kampf mit der Magersucht jahrelang geführt hat und dem Tod mehr als einmal sehr nahe war. Sie berichtete darüber, wie schwer es für sie war, das Hungern aufzugeben.

Doch sie schaffte es nicht ohne Anreiz: „Wäre ich nicht schwanger geworden, hätte ich es wahrscheinlich nie geschafft und wäre gestorben. Heute bin ich glücklich, dass ich zwei gesunde Söhne habe und auch selbst wieder vollkommen gesund bin.“

Wenn sie sich heute Bilder von vor 20 Jahren ansieht, empfindet sie nur noch Ekel: „Damals fand ich mich schön, heute frage ich mich, wie ich nur so sehr abrutschen konnte.“

So denken die meisten, die die schlimme Krankheit überwunden haben, doch alle sagen, wie schwer dieser Weg doch sei. Bei vielen hilft nur eine Therapie oder eine vorübergehende Zwangsernährung, da viele sich nach einer Zeit davor ekeln etwas zu essen.

Manche überwinden die Krankheit auch gar nicht und sterben. Man sieht also, wie schlimm die Magersucht wirklich ist. An einem so dürren Körper ist auch überhaupt nichts Schönes, schon gar nicht, wenn einem unter anderem die Haare und die Zähne ausfallen.

Man muss also wirklich aufpassen und auf gar keinen Fall darf man die Kontrolle über sich selbst verlieren.

Anna Langner, Mänchengladbach, Gymnasium Odenkirchen

Interview „G8“ – Turbo-Abitur oder Turbo-Absturz?

Vor vier Jahren wurde das „Turbo-Abitur“ auf allen Gymnasien eingeführt. Die Schüler absolvieren bis zum Abitur acht Schuljahre (G8), Schüler von Gesamtschulen neun Jahre. Das heißt, dass Gymnasiasten den Stoff in acht Jahren lernen, die Schüler der Gesamtschulen dagegen haben neun Jahre Zeit. Trotz der komprimierten acht Jahre blieb der Lernplan bestehen. Über dieses Thema hat Melanie Dobrisch mit einer dreifachen Mutter, Paula Lipp (44), gesprochen.

Wie stehen sie zu dem „Turbo-Abi“?

Ich habe drei Kinder. Mein 18-jähriger Sohn Timo besucht die 11. Klasse und meine elfjährige Tochter Nina die 6. Klasse eines Gymnasiums. Meine 15-jährige Tochter Marie geht in die 7. Klasse einer Gesamtschule. Ich finde das Turbo-Abi einfach nur schlecht.

Warum finden Sie es so schlecht?

Weil meine Tochter Nina keine Zeit mehr für ihre Hobbys hat. Sie musste ihr Hobby sogar bereits aufgeben. Alles dreht sich momentan in ihrem Leben nur um Schule und sonst nichts. Selbst am Wochenende. Nina hat bereits einmal in der Woche Unterricht bis 16 Uhr. Und das mit ihren erst elf Jahren. Danach kommen noch die Hausaufgaben und das Lernen, was sie natürlich auch noch nach der Schule machen muss. Zudem steigt auch der Zeitdruck für die Lehrer, die für den gleichen Lernstoff nun viel weniger Zeit zur Verfügung haben, diesen den Schülern zu vermitteln. Es wird von Seiten des Kultusministeriums vorausgesetzt, dass die Kinder sich zu Hause hinsetzen und das, was sie nicht verstanden haben, nacharbeiten. So kommt es fast jeden Tag vor, dass Nina bis 19 Uhr an ihrem Schreibtisch sitzt und Schulisches macht. Das finde ich sehr schlecht, zumal ich Vergleichsmöglichkeiten habe. Nina nimmt heute in der 6. Klasse des Gymnasiums schon den Stoff durch, den Marie erst jetzt in der 7. durchnimmt. Nina ist hoffnungslos mit der Situation überfordert. Sie weint oft, klagt über Kopfschmerzen und schläft immer schlechter ein, weil sie sich selber mit den Gedanken verrückt macht, nicht mitzukommen.

Wie sieht es denn mit den Geschwistern aus?

Bei denen ist alles anders. Sie gehen weiterhin ihren Hobbys und Sport nach. Trotzdem haben sie genug Zeit zu lernen. Es kommt natürlich auch vor, dass sie länger an den Hausaufgaben sitzen und Sport ausfallen lassen müssen, aber selten.

Können die älteren Geschwister Nina nicht helfen?

Ja, und das tun sie auch so gut sie können. Man darf dabei nur nicht vergessen: Sie sind auch Schüler. Natürlich haben sie, nachdem sie fertig sind, manchmal keine Lust und Motivation, Nina zu unterstützen. Was natürlich auch nicht ihre Aufgabe ist. Ich muss mich viel mehr um Nina kümmern, als damals um die anderen beiden. Nicht nur schulisch, auch moralisch.

Dreht sich bei Ihnen alles um Schule? Was würden Sie gerne dagegen tun?

Ja, sehr! Diesen Stress bezeichnen wir als ’schulisches Gefängnis‘. Mein Vorschlag: Ganz einfach – G8 abschaffen!

Melanie Dobrosch, Düsseldorf, Comenius-Gymnasium