Archiv der Kategorie: Humboldt-Gymnasium

Impulz Theater – Hinter den Kulissen

Seit April 2011 hatten die Mitglieder des „Impulz Theater“ ein neues Stück einstudiert. Es wurde an vier Abenden im November in der alten Jazz-Schmiede aufgeführt. „Lieb gewonnen“ handelt von der ersten großen Liebe und deren Problemen, von Pia und Manuel und von Lena und ihrem Problem mit ihrer Schwester, die ihr Tagebuch klaut. Doch am Ende kommen Pia und Manuel zusammen und Lena und ihre Schwester versöhnen sich.

Ich möchte euch gerne erzählen, was alles vor und während des Theaterspiels am 17.11. passiert ist: Wir treffen uns also in der alten Jazz-Schmiede. Wie immer brauchen wir viel Zeit für Begrüßungszeremonien. Jede/r von uns hat von den Eltern einen Beitrag zum Buffet mitgebracht. Außerdem gibt es noch reichlich Kuchen, Gebäck und belegte Brötchen. Mit diesen Zutaten zaubern wir einen Gabentisch. Hinter den Kulissen von „Lieb gewonnen“ geht es mal wieder turbulent zu. Nervöse Darsteller laufen hin und her; warten darauf in die Maske zu kommen. Lautes Quatschen und Kichern ist zu hören. Nein, es geht nicht um Proben, es werden zur Entspannung Späße gemacht. Einige Schauspieler erledigen Hausaufgaben oder lernen für anstehende Tests. Dabei helfen wir alle einander gegenseitig.

Es folgt eine Schock-Nachricht: Drei Darsteller fallen für heute aus. Sie sind unerwartet erkrankt. Zum Glück ist aber jede Rolle doppelt besetzt. Es gibt bei uns keine Zweitbesetzungen, sondern immer zwei komplette Besetzungen für eine Rolle. So kann immer getauscht werden, falls so ein Krankheitsfall oder leider mal ein Zeithindernis durch die Schule eintritt. „Glück gehabt“, sagt meine Freundin Kiku: „Es ist noch für jeden Kranken Ersatz da. Wir brauchen nicht zu improvisieren, hätten ja auch zwei gleiche Rollen fehlen können.“

Danach gehen die Spieler in die Maske. Die fertig gestylten Darsteller setzen sich in einen Raum neben der Bühne, der für die Zuschauer nicht sichtbar ist. Es gib noch viele Späße und lauten Unsinn, um die Wartezeit auszufüllen. Die leckeren Sachen vom Buffet helfen gegen das Lampenfieber. Schließlich erscheinen die ersten Zuschauer. Wir werden ruhiger. Langsam füllt sich der Zuschauerraum. Es ist Getuschel zu hören. Das stört uns etwas dabei, die Texte noch einmal durchzusprechen, aber wir schaffen es. Wir wünschen uns gegenseitig viel Glück und hoffen alle sehr, dass alles gut gehen wird. Im Saal wird es erwartungsvoll still.

Start! Gespannt warten wir auf jeden einzelnen unserer Einsätze. Wir stellen uns in der richtigen Reihenfolge an die Bühneneingänge oder mitten ins Publikum. Dort ist ein richtiger Kampfring aufgestellt worden für die Szenen mit den echten Streitgesprächen. Nach etwa einer Stunde ist alles vorbei. Nach den üblichen Verbeugungen rennen wir in den Nebenraum. Dort bekommen wir

natürlich von Ronny ein großes Lob: „Es waren fantastische Aufführungen und ALLE sind begeistert!“ Im Großen und Ganzen haben wir eine Menge Spaß am Stück. Neugierig geworden? Schauen Sie sich doch eine Produktion des „Impulz Theater“ an.

Saskia Schumacher, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium

Nachbarschaftsprojekt Givebox – Tausche Weihnachtsmann gegen Schreibtischlampe

Sie nennt sich Givebox – ein kleiner Raum ohne Tür, so wie ein hohes, schmales Bücherregal. Verziert mit kleinen Leuchtsternchen und gebaut aus Holz. Ein Ort, an dem abgelegte Gegenstände geduldig auf einen neuen Besitzer warten. Ich befinde mich mitten in Düsseldorf im Stadtteil Flingern.

Hier stehe ich gerade auf dem Hermannsplatz. Dort, wo Kinder auf dem Spielplatz rumtoben und da, wo am Wochenende der Wochenmarkt stattfindet. Vor mir das rote Haus mit den geheimnisvollen gelben Graffiti-Augen und davor die Givebox mit vielen kleinen und großen Gegenständen, z.B. Büchern, CDs, einem Pullover, einer kleinen Lampe und sogar Kosmetiksachen. Vorne hängen noch Nutzungsregeln – eine davon lautet: „Wenn eine Sache nach zwei Wochen keinen neuen Besitzer gefunden hat, wird sie entsorgt.

Die Idee, Sachen weiter zu verschenken, kommt aus Berlin. Dort hatte ein Pärchen zu viele Sachen übrig und beschloss, einen kleinen Raum zu bauen, wo sie ihre Sachen einfach reinstellten und hofften, dass sie irgendjemanden interessieren und sie mitnehmen würde. In Frankfurt, München, San Francisco und in verschieden Düsseldorfer Stadtteilen existiert auch schon so eine Form des Austauschs. Die Düsseldorferin Silke Roggermann und ihre Freundinnen fanden die Idee super und bauten sie dem Berliners Beispiel folgend nach.

Und tatsächlich: die Begeisterung ist ansteckend. Auch ich habe etwas hinterlegt: einen kleinen Weihnachtsmann mit rotem Anzug und kleinem Beutel. Ich hoffe, dass sich jemand daran erfreut und in der Weihnachtszeit in sein Zimmer stellen kann. Echt ein tolles Gefühl zu wissen, einem anderen damit eine Freude zu machen. Das findet offenbar auch Frau P., die auf einmal neben mir stand: „Ich bin hier jeden Tag und schaue mir alle Sachen genau an. Gestern waren hier sogar Hand-Cremes,“ erzählte sie mir erfreut. „Gerade habe ich auch einen alten Schinken hinterlassen und ich wundere mich immer, wie schnell dann alles wegkommt.“ Geärgert habe sie sich jedoch über Leute, die, wie sie selbst beobachtet hatte, viele Sachen rausnahmen aber nichts reinstellten. Ein solches Verhalten bricht zwar nicht die Regeln der Givebox doch ihre Idee lebt vom Nehmen und Geben.

Mein Weihnachtsmann hat übrigens einen neuen Besitzer gefunden. Ich war letztens an der Box, um noch einmal nachzuschauen und er war nicht mehr da, aber da stand eine süße kleine Lampe, die ich mitnahm. Sie steht jetzt vor mir auf meinem Schreibtisch. Geht doch auch mal gucken und lasst euch inspirieren.

Fabienne Lange, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium

Hinter den Kulissen einer Bonbonmanufaktur – Snoepjes – ein Ort voll süßer Wunder

Als wir den kleinen Laden auf der Hoffeldstraße in Düsseldorf betreten, strömt uns der betörende Geruch von süßem Aroma entgegen. Wir stehen zuerst staunend vor den Regale mit den sogenannten „Rock Bonbons“. Vor uns stehen auf schwarzen Brettern die sorgfältig aufgereihten Tüten und Gläser, in denen sich die verschiedenen Sorten gut betrachten lassen. „Rockcandys“, „Rocks“ oder „Rock Bonbons“ werden die kreisrunden Süßigkeiten mit Motiven oder Schriftzügen genannt, die es hier in ständig wechselnden Farben und Formen zu kaufen gibt.

„Rock Bonbons“ kommen ursprünglich aus Dänemark und Schweden. Das Design ändert sich ständig. Die Früchtemischung und die Beerenmischung, die sich am besten verkaufen, gibt es das ganze Jahr über. Das Sortiment des im Oktober 2008 gegründeten Ladens besteht aus 18 verschiedenen Früchtegeschmackssorten und sechs bis sieben Motivvarianten.

Wir betreten den Raum hinter dem Laden und treffen die Besitzerin von Snoepjes, Yvette Kuth. Sie erklärt uns, dass alle Bonbons hier selbst gemacht sind. Zuerst werden Zucker, Glukose und Wasser so lange gekocht, bis nur noch wenig Wasser vorhanden ist. Dann wird der Zucker herausgenommen, eingefärbt und aromatisiert. Anschließend wird er an einem Zuckerhaken geknetet, damit er schön luftig ist und nicht zu hart wird. Der eingefärbte Zucker wird zu einem Motiv zusammengefügt und umhüllt. Als Nächstes wird dieses Riesenbonbon immer dünner zu Stangen gezogen, die dann auf die Platte gelegt werden. Nach dem Erkalten des Zuckers werden diese Stangen dann in die „Rocks“ (dt. „Felsen“, daher der Name) gehackt und verpackt. Es gibt auch leckere, bunte Lollis, die wie eine Schnecke aufgerollt werden und aus dem Stück Zucker entstehen, das nach der Herstellung der Bonbons übrig bleibt.

Frau Kuth erzählt uns: „Ursprünglich hatte meine Großmutter die Idee, denn sie hat damals in Maastricht, wo ich herkomme, einen „Rockshop“ eröffnet. Als sie starb, war ich drei Jahre alt, aber ich habe die Idee übernommen und in Deutschland wieder aufleben lassen.“ Zuvor hatte Frau Kuth 15 Jahre als Projektleiterin gearbeitet, was sie als wenig kreativ empfand. Da kam ihr der Beruf als Bonbonmacherin ganz recht. Außerdem gefällt ihr, dass es am Ende des Tages ein Ergebnis gibt, das man berühren und sehen kann. Herstellung der Bonbons musste sie sich aber erst einmal selbst beibringen. Es gibt in Deutschland nur einen weiteren Menschen, der Rockcandys ebenfalls mit der Hand herstellt.

Auf unsere Frage, was denn ihre Lieblingsbonbonsorte sei, antwortet Yvette Kuth nach langen Überlegungen: „Lakritz.“ „Snoepjes“ ist übrigens holländisch und bedeutet so viel wie „Süßigkeiten“. Aber Vorsicht, gesprochen wird es „Snupjes“. Snoepjes – die kleine Schatzkammer mit den süßen, handgefertigten Wertsachen. Etwas ganz Besonderes, oder nicht?

Louisa Henkels und Danina Herrmann, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium

Kunstprojekt am Worringer Platz – Wer im Glashaus sitzt…

Jeder hat bestimmt schon einmal das Glashaus am Worringer Platz in Düsseldorf gesehen. In dieses begebe ich mich nun mit vorsichtigen Schritten hinein. Ein kühler Wind pfeift durch das Loch an der Decke. Sofort wird mir ein Stuhl angeboten; ich setze mich.

Daraufhin beginnt Khatia Gudushauti (38), die jetzige Organisatorin des Glashauses, zu erzählen: „Die Geschichte vom Glashaus ist wirklich sehr originell“, berichtet Khatia begeistert. „Das Glashaus stammt aus dem Hofgarten, wo es als Gewächshaus genutzt wurde. Nach einiger Zeit gab es keinen Gebrauch mehr für dieses Glashaus. Man kam auf die Idee es auf

den Worringer Platz abzustellen, um es kostenfrei an Künstler zu vermieten, die ihre Kunst ausstellen möchten.“ Man kann das frühere Gewächshaus in vielfältiger Art und Weise benutzen. Von Gemälde und Zeichnungen bis zu Lesungen und dokumentarischen Ausstellungen reicht die Palette. Alles ist

möglich. Das Glashaus wurde jedoch nicht immer nur für kulturelle und künstlerische Zwecke genutzt. Es gab auch schwarze Schafe unter den Mietern, berichtet Khatia. Beispielsweise gab es Leute, welche das Glashaus für den nächtlichen Schlaf unter dem Sternenhimmel mieteten.

Khatia, selbst Künstlerin, erzählt mir wie ihr Schicksal sie mit dem Glashaus verbunden hat: „Damals malte ich Ölgemälde, ich wollte meine Kunstwerke ausstellen. Lange war ich auf der Suche nach einem perfekten Atelier. Bis ich zufälliger Weise auf das Glashaus gestoßen bin und ich auf den ersten Blick gemerkt habe, dass dies der ideale Platz für Kunst ist.“ Voll Lebensfreude berichtet sie mir weiter: „Mir wurde damals angeboten das Glashaus zu leiten. Ich willigte direkt ein.“ Dieses Jahr ist ihr viertes Jahr als Organisatorin.

Lothar Klouten, derzeitiger Mieter des Glashauses, zudem tätig bei der Firma Global Pedagogic Future Group, stellt mit Ingrid Landau sein aktuelles Projekt im Glashaus vor. Seine Ausstellung „Nachspüren nach 70 Jahren“ behandelt die Deportationen aus Düsseldorf. „Das Glashaus am Worringer Platz ist der perfekte Ort für meine Ausstellung, da viele Juden, die hier in der Gegend gewohnt haben, deportiert und ermordet wurden. Darunter auch der kleine dreijährige Lukas. Er wurde deportiert und danach direkt ermordet. Die Dokumente, die ich hier ausstelle, wurden weltweit noch nie veröffentlicht“, erzählt Lothar.

Asseel Abou Hatab, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium

Porträt – Die Hexe von der Kö

Schwarzer Mantel, schwarzer Hut, kleines Häuschen, schön und gut! So lebt die Hexe und Künstlerin Angela Spook. Wobei dies kein Künstlername ist, sondern ihr richtiger Nachname. Sie bewohnt ein kleines Häuschen in Düsseldorf-Flingern. Man sieht sie oft auf dem Fahrrad oder auf der Königsallee. Ich besuche sie bei ihr zuhause, um sie über ihr Leben zu befragen.

Sie bietet mir eine Tasse Tee an und bittet mich Platz zu nehmen. Langsam

fängt sie an zu erzählen. Früher verkleidete sie sich als Clown, doch mit der

Zeit bemerkte sie, dass sie sich so nicht mehr wohl fühlte. Um 1994 kaufte ihr Vater ihr, noch zu D-Mark-Zeiten, einen schwarzen Mantel, dazu einen schwarzen Hut, und rein zufällig fand sie einen Besen, der sich ihr geradezu in den Weg stellte. Somit war das Hexenoutfit komplett. Jetzt fehlte nur noch ein Ort, an dem viele Menschen sind, um als Hexe ihr Geld zu verdienen. Nichts bot sich besser an als die Königsallee, wo sie selbstbewusst als Hexe verkleidet steht.

In ihrem Flingeraner Häuschen ist es kalt. Sie macht eine kurze Pause und erzählt weiter. Sie erklärt mir: „Wenn man die richtige Atmung kontrolliert durchhält, kann man Kälte in Wärme umwandeln.“ Doch, versichert sie, hierbei handele es sich nicht um einen magischen Hexentrick, sondern um eine jahrelange trainierte Technik. Sie glaubt nicht an Magie oder böse Hexengeschichten. Aber warum dann dieses Aussehen? Sie sagt: „Ich habe mich für dieses Leben entschieden, auch wenn ich nicht an solche magischen Dinge glaube. Ich habe mich schon als Kind sehr für Literatur und Kunst interessiert und ich habe viel gelesen.“ Daher ist auch die Malerei eines ihrer Hobbys geworden.

Sie trinkt langsam ihren Kaffee und erzählt, dass sie im Moment, an einem Drehbuch ihrer Lebensgeschichte schreibt. Ihr Tagesablauf scheint manchen von uns vielleicht nicht sehr stressig, doch für Angela sieht das ganz anders aus: Früh aufstehen, um zu lesen, dann auf die Königsallee, und dann bleibt noch Zeit für Meditation. „Meditation ist für mich sehr wichtig, weil ich dann über mein ganzes Leben nachdenken kann, und mir neue Sachen für mein Drehbuch ausdenke.“ Die Malerei allerdings ist ihr trotz des durchgeplanten Tages nicht zu viel und tolle Bilder entstehen. Oft wandelt sie auch Zitate aus Büchern in Bilder um, welche zum Teil sehr interessant wirken. Wer ihr Atelier auf der Ackerstraße besuchen will, kann dort eines dieser Bilder kaufen.

Nach einiger Zeit schaue ich mir das kleine Häuschen, in dem ich schon eine Weile sitze, noch mal an. Der Raum riecht nach Farbe. Er ist bunt geschmückt und abstrakte Kunst dominiert hier. Ein kleiner Raum, damals eine Motorradwerkstatt, in dem sie lebt. Keine Heizung, kein Bad, kein Fernsehgerät, kein Telefon und keine weiteren elektronischen Geräte. Trotz dieser Umstände ist sich Angela sicher: „Mein Leben war immer schwer, doch ich wurde auf einen besonderen Weg geführt. Und ich habe mich entschieden, mein Leben so zu leben wie es kommt.“

Lina Etzkorn, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium

Erinnerungen an die Heimat – Entwurzelt und vertrieben

1946. Er hört laute, fordernde Schläge eines Gewehrkolbens an der Tür. Er liegt im Bett – angezogen, weil die Information durchgesickert war, man sollte verjagt werden. Mutter öffnet die Tür, eine polnische Polizistin tritt ein. Es folgt die Nachricht, dass sie ihre Wohnung verlassen und sich auf dem Ring in Neurode sammeln müssen. Der Schreck sitzt tief.

Neurode war ein preußisch-deutscher Landkreis in Schlesien. Im Zweiten Weltkrieg gab es in Neurode kaum Zerstörungen. Jedoch ging die Stadtverwaltung 1945 an Polen über und aus Neurode wurde Nowa Ruda.

Sie sind zu zweit, Mutter und Sohn (5), sein Vater fiel als Soldat. Nun sind die wichtigsten Dinge von zu Hause mitzunehmen. Mutter entschließt sich die Dinge, die wertvoll sind, im Garten einzugraben. Sie ist fest davon überzeugt, sobald wie möglich zurückzukehren.

1946 wurden circa sieben Millionen deutsche Menschen aus ihrer Heimat in Preußen und Schlesien nach Deutschland oder Österreich vertrieben. Nicht vertrieben wurden Deutsche, die für die Wirtschaft wichtig waren, meist Facharbeiter des Bergbaus. Gleichzeitig erließ Polen die Bierut-Dekrete, die ermöglichten, das gesamte Eigentum von Personen deutscher Nationalität zu Gunsten des polnischen Staates einzubehalten.

Am Nachmittag versammeln sich deutsche Einwohner auf dem Ring in Neurode. Die Angst, getrennt zu werden, ist unerträglich. Die Erwachsenen sollen nach Osten gebracht werden, die Kinder in den Westen. Jedoch werden alle in unbeheizte Viehtransporter gesteckt. Erleichterung. Es ist düster, es stinkt. Der Transporter bewegt sich – in Richtung Westen. Mutter ist froh. Entkräftet erreichen sie den Westen. Jetzt werden sie entlaust. Eine kaum zu ertragende Demütigung. Die Vertriebenen werden nach Nienburg verfrachtet, in ein Barackenlager, kalt und modrig, ohne Verpflegung. Am nächsten Tag werden die Familien auf umliegende Ortschaften und Bauernhöfe verteilt. Drei Zimmer und ein paar Betten müssen für sieben Personen reichen. Die Einrichtung des Bauernhofes ist einfach – ein Plumpsklo für 20 Personen.

Anfang 1946 waren 650.000 Flüchtlinge in Niedersachsen angekommen, was sich nachteilig auf die dort lebende Bevölkerung auswirkte: Wohnraummangel und Veränderungen der Wirtschafts- und Sozialstruktur. Spannungen waren alltäglich.

Mit der Zeit gewöhnen sie sich an dieses Leben auf dem Bauernhof. Sie lernen kleine Erfolgserlebnisse zu schätzen. Seine Mutter gibt irgendwann die Hoffnung auf, wieder zurück in die Heimat zu kehren. Sie hat später in Hessen eine neue Heimat gefunden und stirbt 2006 mit 96 Jahren. Er hat das Glück. 2009 kehrt er nach Nowa Ruda zurück. „Als wenn die Zeit stehen geblieben wäre“, beschreibt er sein Gefühl, als er vor seinem Geburtshaus steht. Es ist grau, vom Kohlenstaub. Es hat Einschusslöcher, aber das Innenleben ist noch wie 1946.

Durch den Warschauer Vertrag 1970 wurde Neurode endgültig polnisch. Er empfindet dies als unerträglich, da es sein Geburtsort und seine Heimat ist.

Leon Rothkopf, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium

Die Wahrheit über den Polizeiberuf – Von Komödie bis Tragödie ist alles dabei

Der Beruf des Polizisten ist für viele ein Traumberuf. Wir haben durch Hans Lorenz die Wahrheit erfahren. Und beginnen zunächst mit einem kleinen Gedicht:

„Stolz marschiert er durch Düsseldorf,

Und grüßt jeden – tagein; tagaus.

Er sorgt für Gerechtigkeit in unserem Land,

Und ist bei jedem steht’s bekannt.

Im grünen Anzug steht er da,

Auf der Suche nach Gefahr.

Unser guter Polizist,

Schreibt jeden Bösen auf die List.

Nun kommen wir zum Wesentlichen ganz,

Der Geschichte von Herrn Lorenz Hans.“

Herr Lorenz erzählte uns vieles vom Polizeialltag und wie er dazu kam.

Beispielsweise zwang seine Mutter ihn, in den Polizeiberuf einzusteigen, um für Gerechtigkeit und Ordnung zu sorgen. Anfangs war er damit nicht einverstanden, doch mit der Länge seiner Amtszeit würde er diesen Beruf immer wieder weiter empfehlen.

Was viele nicht wissen, ist der Polizeiberuf hauptsächlich ein Schreibberuf. Alle Ereignisse, auch wenn sie noch so klein sind, müssen auf Papier festgehalten werden. Außerdem sollte man die deutsche Sprache sowie die Grammatik gut beherrschen können. Man sollte weder scheu noch schüchtern sein, da man viel mit Menschen kooperieren muss, zum Beispiel in der Eins-zu-Eins-Begegnung (d.h. von Mensch zu Mensch).

Herr Lorenz erzählte uns: „Man steht oft Gefahren gegenüber und weiß sich nicht zu helfen. So hat auch dieser Beruf Vor- und Nachteile. Ich nenne es K-T; Komödie bis Tragödie.“ Er nannte uns einige Beispiele für Komödien.

Unter Komödie ist zu verstehen, dass zum Beispiel ein betrunkener Mensch durch lautes Singen in der Öffentlichkeit alle Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Weiter nannte er uns einige Beispiele für Tragödien. Denn bei Tragödien geht es um ernstere Themen, zum Beispiel ernste Eheprobleme, Schlägereien

zwischen Fußballfans etc., Brutalitäten, Belästigungen oder darum Todesnachrichten zu überbringen. Doch das Fazit von Herrn Lorenz lautet: „Das gute Gefühl siegt, jemanden geholfen zu haben!“

Lea Lagner und Hsin-Yue Hsu, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium

Straßenmagazin FiftyFifty – Hier geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Würde

Einsam und allein stehen Obdachlose vor Rewe, Aldi und anderen Läden. Autos rauschen vorüber und die Leute schieben ihre ratternden Einkaufswagen an ihnen vorbei in den Laden, wo Wärme und angenehme Düfte von frischem Brot in der Luft liegen. Die Obdachlosen aber stehen draußen in der Kälte, die an der ganzen Stadt nagt, und warten auf Kunden, die in Eile hin und her hetzen. Wir treffen sie jeden Tag vor den Läden und in Einkaufsstraßen und wir wissen noch nicht einmal, wie lange sie dort immer stehen.

Einer, der hinschaut und sich für die Not der Obdachlosen interessiert, ist Bruder Matthäus. Er kannte Hilfsprojekte für Obdachlose aus anderen Städten und zusammen mit Hubert Ostendorf, dem Geschäftsführer und Chefredakteur von FiftyFifty, hatte er die Idee: „So etwas können wir hier in Düsseldorf auch!“ So gründeten sie 1995 das Straßenmagazin FiftyFifty und bauten damit die Obdachlosenhilfe in Düsseldorf auf. Bislang haben 3.000 Obdachlose dadurch wieder eine Wohnung bekommen und im Franziskanerkloster an der Immermannstraße gibt es für viele eine warme Mahlzeit. Für seinen Einsatz für die Menschen am Rande unserer Gesellschaft ist Bruder Matthäus nun zum „Düsseldorfer des Jahres“ gewählt worden.

Wir machen uns auf den Weg, mehr über dieses Projekt zu erfahren. Zögernd betreten wir den großen Raum an der Jägerstraße, in dem sich FiftyFifty befindet. Viele Fragen haben wir mitgebracht, die nun beantwortet werden: FiftyFifty gibt es nicht nur in Düsseldorf, sondern auch in anderen Städten. „FiftyFifty finanziert sich selbst“, sagt Magdalene Risch, eine Mitarbeiterin, „aber Spenden nehmen wir auch gerne an!“ Mit den Spenden werden nicht die Mitarbeiter bezahlt, sondern nur die Hilfen finanziert. Obdachlose und Arbeitslose können hierher kommen und sich Zeitungen kaufen. Sie bezahlen für eine Zeitung 90 Cent. Beim Verkauf kostet diese 1,80 Euro. Daher kommt der Name „FiftyFifty““, da der Gewinn gerecht geteilt wird.

Es gibt verschiedene Gründe, warum die FiftyFifty-Verkäufer die Zeitung anbieten. Ingo, der jeden Tag vor einem Laden an der Tußmannstraße steht, erzählt: „Ich habe 33 Jahre gearbeitet, aber dann konnte ich nicht mehr. Jetzt hilft mir FiftyFifty.“ Detlef, ein anderer Verkäufer, erklärt uns: „Ich war arbeitslos und Hartz IV hat einfach nicht ausgereicht. Also habe ich mich mit zehn Zeitungen auf die Straße gestellt.“

Doch mit dem Zeitungsverkauf bekommen sie nicht nur Geld für ihren Lebensunterhalt, sondern auch wieder etwas Würde. „Meistens sind die Leute freundlich und freuen sich, wenn sie mich sehen“, berichtet Detlef. „Und sie vermissen mich, wenn ich nicht da bin.“ Er sei sehr froh, die Zeitungen verkaufen zu können.

Mit jeder Spende und jedem Zeitungskauf kann man den Obdachlosen und Arbeitslosen helfen. Wenn Sie das nächste Mal vor einem Laden an einem FiftyFifty-Verkäufer vorbeikommen, begegnen Sie ihm mit Freundlichkeit und gehen Sie nicht achtlos an ihm vorbei!

Ann-Kathrin Meissner und Anna Gavasheli, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium

Ein exklusiver Blick hinter die Kulissen – Die Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt

Der Duft von Mandeln und Zimt liegt in der Luft. Überall leuchten bunte Lichterketten und alles ist weihnachtlich geschmückt. Das ist der Weihnachtsmarkt, wie wir ihn kennen. An den verschiedenen Ständen gibt es eine riesen Auswahl für Groß und Klein. Von Lebkuchenherzen über Glühwein bis hin zu Nussknackern, hier ist alles zu haben, was das Herz begehrt. Doch wie sieht ein Arbeitstag in einem Weihnachtsmarktstand wirklich aus? Wir blicken für Sie hinter die Kulissen.

Ein gutes Beispiel für harte Arbeit zeigt sich bei dem Stand für Holzspielzeuge und Edelstahlspiralen von Heribert Boch. Dieser steht auf dem Sternchenmarkt in Düsseldorf. Der Verkäufer muss schon um 7 Uhr morgens aus dem Haus, damit er um 8 bereit für die ersten Kunden ist. Er arbeitet nicht nur bis nachmittags, sondern bis 21 Uhr abends. Seit zehn Jahren betreibt er den Stand nun schon hier, wie er uns erzählt. In seinem Sortiment gibt es viele außergewöhnliche Dinge, von denen man seinen Blick nicht lassen kann. Es gibt sich drehende Spiralen, die einen wahrlich hypnotisieren. Aber manchmal läuft es auch nicht so gut: „Der Stand ist sehr vom Wetter abhängig, und da es in letzter Zeit so oft regnet, kommen nicht mehr so viele Kunden“, berichtet er uns.

Doch wie sind die Besitzer der Weihnachtsmarktstände überhaupt auf die Idee gekommen, einen solchen zu betreiben? Wir fragen nach.

Viele Besitzer, wie auch Heribert Boch, sind von Freunden oder Bekannten dazu bewegt worden. Manche Stände sind aber auch reine Familienbetriebe. So einer ist der Stand der Mandelbrennerei Gagliardi. Die Besitzerin des Standes erzählt uns, dass es sogar ein Geheimrezept gibt. Mit etwas Stolz berichtet sie, dass es in einem Tresor aufbewahrt wird. Dazu hat sie aber auch allen Grund; denn die Mandelbrennerei Gagliardi ist für ihre leckeren und frischen Mandeln bekannt. Wie wir erfahren, sind die Besitzer der meisten Stände im Sommer auf der Kirmes oder auf Trödel- und Gemüsemärkten tätig.

Ein Stand, der nicht ausgelassen werden sollte, ist der Bonbonstand Heinrich Müller. Der Familienbetrieb besteht schon seit 1949. Heinrich Müller steht ebenfalls auf dem Sternchenmarkt in Düsseldorf. Zur Auswahl gibt es die verschiedensten Bonbonarten, die man sich vorstellen kann, wie z.B. Brotbonbons, Glühweinbonbons oder Zitronen-Limettenbonbons. Alles stammt natürlich aus eigener Herstellung. Auch dort beginnt ein Arbeitstag um 7 Uhr und endet um 21 Uhr abends, wie uns die Besitzerin erzählt.

Zum Schluss gibt Sie uns noch eine Tüte Himbeerbonbons und wir verabschieden uns.

Insgesamt ist uns bei unserer Reportage klar geworden, dass die Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt zwar oftmals Spaß machen kann, aber auch mit viel Mühe verbunden ist.

Calvin Hasselbring Yamma Basher, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium

Ein gelungenes Stück über Klischees und Vorurteile – Achtung Deutsch!

Mit Standing Ovation bedankt sich das Publikum bei den Schauspielern des Theaterstückes „Achtung Deutsch“ von Stefan Vögel, das zurzeit im Düsseldorfer Theater an der Kö aufgeführt wird. „Fantastisch“, „selten so gelacht“, “ habe mich sehr amüsiert“, sind die Kommentare einiger Zuschauer.

Aber was macht die Aufführung so erfolgreich und komisch? Das Thema: Klischees und Vorurteile über verschiedene Nationen am Beispiel einer Studenten WG, die mit „typischen für die Nation“ Eigenschaften dargestellt sind. So spielt Mike Turner den korrekten Deutschen Henrik, der Hauptmieter der WG ist. Clara Cüppers spielt die lebenslustige und freizügige Französin Virginie. Nico Venjacob spielt den Italiener Lorenzo, der seinen ganzen Charme in die Eroberung der Frauen investiert. Der Wiener Rudi wird von Matthias Kofler dargestellt, der schon am Frühstückstisch nach Alkohol riecht. Parbet Chugh spielt den gläubigen Syrier Tarik, der Germanistik studiert. Durch einen Fehler im Amt wird die Truppe als eine vierköpfige Familie eingestuft. Nun schickt das Amt ein Prüforgan wegen „der Überprüfung der sozialen Verhältnisse der Familie“.

Da Henrik im Skiurlaub ist, sind die übriggebliebenen Freunde auf sich gestellt und fürchten, wegen eines Betrugs beim Amt aufzufliegen. Sie wissen jedoch nicht, dass Henrik mehrmals versucht hatte, den Irrtum zu korrigieren. Also beschließen die vier, dem Prüfer eine typisch deutsche Familie vorzuspielen. Sie stellen eine Liste mit typisch deutschen Verhaltensweisen auf, wie z. B. „der Deutsche kommt nie zu spät“ oder „der Deutsche mag sein Auto mehr als seine Frau“ oder „der Deutsche ist treu, er wechselt höchstens seine Frau aber nie seinen Kegelklub“. Nun müssen sie sich eine Geschichte ausdenken, die auch die Akzente der Familienmitglieder erklärt. So wird Tarik zum Vater, geschieden von einer italienischen Hure, mit der er seinen Italienisch sprechenden Sohn Lorenzo bekam. Virginie wird zu einer unterwürfigen Hausfrau und Rudi zu einem stummen autistischen Sohn, da sein Wienerakzent nicht in die Geschichte passt. Es entsteht eine Geschichte voller Verwirrung und Lügen, die für sehr viele Lacher sorgt und zum Schluss natürlich auffliegt.

Nach der Vorstellung treffe ich im Foyer Nico Venjacob. Nun ist sein italienischer Akzent völlig verschwunden und ich erfahre, dass „die Idee zu diesem Stück aus eigener Erfahrung entsprungen ist. Jeder von uns wurde schon mal mit Vorurteilen konfrontiert“, sogar der halbitalienische Schauspieler. Doch was ist eigentlich die wichtigste Aussage des Stückes? „Lacht auch mal über euch selbst und nehmt euch nicht so ernst“, erklärt mir Nico und lacht. „Achtung Deutsch“ zeigt uns auch, dass auch Menschen verschiedener Nationen zusammenleben und einander vertrauen können, trotz unterschiedlicher Herkunft und Religionen. Eine Geschichte, die man nicht so schnell vergessen wird.

Dunja Klubowicz, Düsseldorf, Humboldt-Gymnasium