Von Polina Nagornova und Lara Eggers, Klasse 8a, St.-Bernhard-Gymnasium
Immer wieder hört man, dass Finnland eines der besten Schulsysteme in Europa hat. Doch wie sind die Finnen zu diesem Ruf gekommen, und was kann hier, bei uns in Deutschland, optimiert oder verändert werden?
Wie in Deutschland gilt auch in Finnland eine Schulpflicht ab dem siebten Lebensjahr. Jüngere Kinder können in einen Kindergarten oder in eine freiwillige Vorschule gehen. Anders als in Deutschland werden die Kinder nicht auf Haupt- und Realschule und Gymnasium aufgeteilt, sondern besuchen neun Jahre lang eine Gesamtschule. Danach kann man entweder mit der gymnasialen Oberstufe oder einer Berufsschule fortfahren. Beide abschließenden Schularten berechtigen zum Studium an einer Universität. Das Besondere am finnischen Schulsystem ist die Art, wie die Schülerinnen und Schüler selektiert werden. Dadurch, dass alle neun Jahre lang gemeinsam dieselbe Schule besuchen, haben die Kinder und Jugendlichen mehr Zeit sich ohne Leistungsdruck zu entwickeln.
Doch was ist so entscheidend besser am finnischen Schulsystem? Sind es die Noten oder die Ferien?
Ein weiterer wichtigerer Punkt ist das Notensystem. In Deutschland werden bereits ab der zweiten Klasse Noten von 1 bis 6, also von sehr gut bis ungenügend vergeben, während der Zeitpunkt der Noteneinführung in Finnland variiert. Ab dem fünften Schuljahr können Noten vergeben werden und erst ab der neunten Klasse ist die Notenvergabe Pflicht. Die Noten werden in Punkten, ähnlich wie bei uns in der Oberstufe gezählt. Allerdings gibt es bei den Finnen Punkte von 4 bis10. Dabei ist 4 die niedrigste Punktzahl, die man erreichen kann und 10 die höchste. Auffällig ist außerdem die Anzahl der Stunden pro Woche. In Finnland hat eine Schulwoche 19-20 Stunden und in Deutschland 36 Stunden. So eine kurze Woche bietet den Schülerinnen und Schülern eine möglichst stressfreie Schulzeit. Was sich ebenso etwas unterscheidet, sind die Ferien. In Finnland sind die Oster- und Herbstferien kürzer als bei uns, nämlich vier Tage. Dafür dauern die Weihnachtsferien aber 16 Tage und die Sommerferien können bis zu 2,5 Monate lang sein. Wenn man sich jetzt unsere Sommerferien mit sechs Wochen anschaut, stellt man einen großen Unterschied fest.
Liegt der Erfolg auch in der Motivation der Schülerinnen und Schüler?
Das Lernmaterial in Finnland ist im Gegensatz zu Deutschland komplett kostenfrei, so werden Bücher, Hefte, Stifte etc. allen zur Verfügung gestellt. Der Transport zur Schule ist ebenfalls kostenlos, so können auch Kinder mit einer schwierigen finanziellen Situation problemlos am Schulleben teilnehmen. Vorteile aus dem Schulsystem ziehen ebenfalls leistungsschwächere und behinderte Kinder, da sie gut gefördert werden. In Finnland werden alle Fächer gleich gewertet, das bedeutet, es gibt weder Haupt- noch Nebenfächer. Anders als bei uns in Deutschland, gibt es bei den Finnen das Fach „Handarbeit”. In diesem Fach werden verschiedene Werkstücke nach Anleitung hergestellt. Außerdem benutzen die Finnen viel mehr Technik in der Schule als in Deutschland, das sorgt dafür, dass die Kinder sich schon viel früher mit diesem Thema auseinandersetzen. Häufig haben die Heranwachsenden so weniger Probleme im Berufsleben. Im Gegensatz zu Deutschland duzen sich die Kinder und Lehrkräfte gegenseitig. Auf diese Weise haben Lehrende und Lernende ein relativ lockeres Verhältnis und verstehen sich in der Regel besser. Die Kinder in Finnland können selbst entscheiden, wo und wie sie lernen. Das bedeutet, dass sie individuelle Lernorte, sowie Techniken ausprobieren können. So lernen Kinder Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und sich an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.
Fazit
Es gibt es einige Aspekte aus dem finnischen Schulsystem, die man in Deutschland einführen sollte. Kern einer guten Schulbildung ist, dass man auf das Wohlbefinden der Schüler und Schülerinnen achtet. Besonders relevant sind dabei die Schulzeiten. Wenn die Schülerinnen und Schüler mehr Freizeit haben, können sie sich besser im Unterricht konzentrieren. Der Leistungsdruck sollte heruntergeschraubt werden, um die mentale Gesundheit der Kinder nicht zu gefährden. Optimal wären auch neue, abwechslungsreichere Fächer, wie zum Beispiel „Handarbeit”. So werden die vielseitigen Interessen der Kinder angesprochen und sie haben mehr Motivation, am Unterricht teilzunehmen. In Deutschland gibt es an Hauptschulen bereits „Kochunterricht”. Allerdings könnte man das auch bei anderen Schulformen einführen. Auch Themen wie Steuererklärung oder Finanzen sollten in den Schulunterricht integriert werden, denn Jugendliche werden sich damit in ihrem zukünftigen Leben auseinandersetzen müssen. Wir als Schülerinnen und Schüler würden auf jeden Fall begrüßen, wenn unsere Bedürfnisse mehr Berücksichtigung finden.