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Schüler:innen und Arbeiter:innen fordern die 4-Tage-Woche. Sofort!

von Yousra Ahraoui, Klasse 8c, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, Ratingen

Eine kürzere Woche und somit ein verlängertes Wochenende? Dies fordern nicht nur die Schülerinnen und Schüler. Nein! Auch erwachsene Arbeiterinnen und Arbeiter halten die 4-Tage-Woche für eine sinnvolle Idee, die den Schul- und Arbeitsalltag um einiges erleichtern würde. Viele Erwachsene beschäftigen sich heute mit dem Thema. Unter ihnen der britische Wirtschafts-Professor David Spencer.

Ob im Schulalltag oder in der späteren Berufswelt, eine verkürzte Arbeitswoche würde vielen Menschen das Leben schon um einiges erleichtern, meint Spencer. Er sagt, dass ausreichend Freizeit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig nicht nur gesünder und motivierter, sondern auch arbeitsfähiger und produktiver macht. Für die Schulen würde das bedeuten, dass die Lernerfolge der Schülerinnen und Schüler langfristig steigen würden. Aus diesem Grund spricht sich Spencer für die 4-Tage-Woche aus. Er verlangt eine Abkehr von der gesellschaftlichen Denkart, dass Überstunden einen zum Helden machen würden, denn diese gibt den Arbeiter:innen das Gefühl, dass das die geleistete Arbeit nicht genug sei. Bewiesen wurde diese These bereits in Belgien, wo die 4-Tage-Woche schon eingeführt wurde. Seitdem dort die Arbeitszeit verkürzt bzw. auf vier Tage umverteilt wurde, gibt es mehr produktive Arbeiter:innen.

Auch Schülerinnen und Schüler fordern eine 4-Tage-Woche, da sie davon überzeugt sind, dass das verlängerte Wochenende ihnen mehr Zeit bietet, sich vom anstrengenden Schulalltag zu erholen und dadurch mehr Zeit für sich zu haben. Dadurch, dass Lehrkräfte von dieser Änderung gleichermaßen profitieren würden, spricht nichts gegen diese Änderung.

Zweifellos denkt man, dass solch eine große Änderung viele Probleme mit sich bringen würde, zum Beispiel, dass es zu weniger Ergebnissen kommen würde. Dennoch würden die Kritikpunkte aufgrund der vielen überragenden Leistungen kein Problem mehr darstellen. Genauso wurde bewiesen, dass durch ein verlängertes Wochenende in einer verkürzten Zeitspanne genauso viele, wenn nicht sogar mehr schulische Ergebnisse geliefert werden können.

Wie bereits erwähnt, führte Belgien die 4-Tage-Woche im letzten Jahr ein. Am 21. November 2022 trat das entsprechende Gesetz in Kraft, wodurch Arbeiter:innen nun selbst entscheiden können, ob sie vier oder fünf Tage die Woche arbeiten. Die Änderung zielt nicht darauf ab, weniger Ergebnisse und Arbeitsleistung und dafür mehr Freizeit zu fördern, sondern soll für mehr Freizeit und genauso viele beziehungsweise mehr Ergebnisse sorgen.

Soll die Schule später starten?

von Merle Freymann und Franziska Kirschner, Klasse 8c, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, Ratingen

Jeden Morgen starten die Schulen um rund 8 Uhr mit dem Unterricht, doch vor allem die Schülerinnen und Schüler leiden unter diesem frühen Unterrichtsbeginn. Aufmerksam lernen statt durch den Tag quälen. Ein Kommentar von Merle Freymann und Franziska Kirschner.

Ein Argument für die These eines späteren Unterrichtsbeginns wäre, dass Schülerinnen und Schüler weniger Anreiz zum Schwänzen hätten und auch zu spätes Erscheinen aufgrund Verschlafens geringer auftreten würde. Zudem ist Schlafmangel ungesund und führt in der Folge zu schlechteren Klausurergebnissen an betreffenden Tagen.

Je später am Tag eine Klausur geschrieben wird, desto besser schneiden Schülerinnen und Schüler ab – das wird auf einer Website über Schlafforschung beschrieben. Auch werden Langschläferinnen und -schläfer durch die üblichen frühen Schulzeiten benachteiligt. Auf die Frage, warum Schüler:innen nicht einfach früher am Abend schlafen gehen, gibt es wiederum eine einfache Antwort: In der Pubertät verschiebt sich der Schlafrhythmus nach hinten. Zu diesem Ergbenis kommen einige Studien.

Das heißt folglich, selbst wenn Schüler:innen früher zu Bett gehen wollen, ist das Einschlafen meist unmöglich. Außerdem müssen viele Jugendliche abends noch Hausaufgaben machen, für die sie im Laufe des Tages aufgrund von Hobbys oder AGs keine Zeit haben.

Darüber hinaus sind Schüler:innen bereits bei einer Viertelstunde mehr Schlaf deutlich wacher und konzentrierter. Lerninhalte können sich dann viel besser im Langzeitgedächtnis verfestigen. Dies sieht man beispielsweise  an Schulen in Seattle, wo Jugendliche seit 2016 erst um 8.45 Uhr zur Schule gehen müssen. Dadurch schlafen zum Beispiel Zehntklässler im Schnitt 34 Minuten länger und sind wesentlich aufmerksamer.

Auch die Unfallstatistiken im Schulalltag und auf dem Schulweg verbessern sich durch einen späteren Schulstart, wenn Schüler:innen ausgeschlafener sind. Dies sieht man auch an einer Schule, die ihren Beginn einmal von 7:35 Uhr auf 8:55 Uhr verschob, wobei die Anzahl der Autounfälle von 16–18-Jährigen als Konsequenz um 70% abnahm.

Insgesamt kann man sagen, dass ein späterer Schulbeginn viel und vor allem allen von Nutzen wäre. Der Schlafrhythmus von Jugendlichen verschiebt sich in der Pubertät nach hinten und darauf sollte eingegangen werden. Aktuell gehen viele Schüler:innen müde zur Schule, was zu Unkonzentriertheit führt und darüber hinaus ungesund ist.

 

Schulalltag in Schweden und Deutschland – persönliche Eindrücke einer Grundschülerin

Franka Lindstaedt, 8d, Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium, Ratingen

Eine ruhige Stimmung in einer ausgelassenen Atmosphäre. Papierrascheln,
Kindergelächter und motiviertes Lernen. Das ist der erste Eindruck, den man bekommt,
wenn man in den Klassenraum der 3a der Falkenbergschule in Schweden hinein schaut.
In der 3c der Albert-Schweitzer Schule in Ratingen ist es hingegen laut, unruhig und
stressig. Das ist jedenfalls der Eindruck des neunjährigen Ichs.

Mit vier Jahren zog ich mit meinen Eltern nach Schweden. Ich ging dort in den
Kindergarten und wurde auch dort eingeschult. Als ich im Alter von neun Jahren wieder
zurück nach Deutschland zog, war das deutsche Schulsystem eine große Hürde für mich.
Um das nachvollziehen zu können, stelle ich je einen Schultag aus meinem Leben in
Schweden und in Deutschland vor.

In Schweden mache ich mich morgens ohne Tasche auf den Weg zum kostenlosen
Schulbus (200 m). Mein ganzes Material, welches die Schule zur Verfügung stellt, ist in
meinem eigenen Fach in der Schule. An der Bushaltestelle warte ich mit vielen anderen
Kindern, bis der Schulbus kommt. Heute hatten wir Glück, es kommt ein Doppeldecker.
Mit dem Bus fahre ich 15 Minuten in die Stadt, in der meine Schule liegt. Der Bus hält
direkt vor der Schule, also kann ich direkt zu meinem Klassenzimmer laufen. Die Schule
beginnt pünktlich um 8:20 Uhr.

Als erstes wird uns der Plan des heutigen Tages gezeigt, dann werden uns die Laptops ausgeteilt. Da wir noch nicht in der vierten Klasse sind, haben wir noch keine eigenen. Ich logge mich auf einer App ein in der man verschiedene Fächer hat. Ich gehe auf ́Svenska ́, denn wir haben jetzt Schwedisch. Dort bearbeite ich verschiedene Levels, bis ich alles fertig habe. Ich habe schon seit Anfang des Schuljahres daran gearbeitet. Die Lehrerin sagt mir stolz: „Franka, geh in die Bibliothek und lies ein Buch, denn deine Klassenkameraden sind noch nicht fertig!“.

In der Pause wird wie überall viel gespielt und gelacht. Dann haben wir SO (Gesellschaftskunde: Erdkunde, Politik, Geschichte) und dieses Mal benutzten wir ́nur ́ die I-Pads und machen eine kleine Präsentationen über den Beamer. Am Ende zeigt uns die Lehrerin noch etwas am Whiteboard. Danach gehen alle hungrig in die Mensa. Es gibt wie jeden Tag etwas frisch Gekochtes aus der schuleigenen Küche. Danach hat die eine Hälfte der Klasse Werken und die andere nähen in eigens dafür eingerichteten Werkstätten. Nach einer kurzen Pause haben wir Sport. Im Sportunterricht behandeln wir das Thema Zirkus. Überall wird geklettert, geturnt, getanzt oder jongliert. Danach müssen wir kurz duschen. Nach dem Schulschluss um 14:00 Uhr mache ich mich ohne Hausaufgaben auf den Weg zum Schulbus, der uns pünktlich um 14:05 Uhr abholt und nach Hause fährt.

Im Vergleich dazu nun ein Schultag aus meinem Leben in Deutschland. Ich beeile mich
mit schwerer Tasche zum Treffpunkt, an dem meine Freund*innen schon warten. Wir gehen gemeinsam zur Schule, denn durch den Straßenverkehr ist der Schulweg nicht sicher. Zusammen wird man besser gesehen. Um 8:00 Uhr soll der Unterricht beginnen, jedoch herrscht eine unerträgliche Lautstärke, an der ich nicht unbeteiligt bin und die Klassenlehrerin kann sich nicht durchsetzen. Als endlich Ruhe eingekehrt ist, kann der
Deutschunterricht beginnen. Der Overheadprojektor kommt zum Einsatz bzw. er sollte,
es wenn er denn funktionieren würde. Egal, der Unterricht geht weiter und uns wird mal wieder ein Arbeitsblatt ausgeteilt. Nachdem ich ohne Ende Wörter abgeleitet habe, ist endlich Pause. Die Kinder, die nicht fertig geworden sind, müssen den Unterrichtsstoff zuhause selbständig nacharbeiten.

Wir holen unsere Pausenbrote heraus und gehen auf den Schulhof. Dort spielen viele Kinder auf Klettergerüsten und auf weiteren Spielgeräten. Der Unterricht geht weiter. Im Erdkundeunterricht sollen wir alle Bundesländer an die Tafel schreiben. Zum Glück komme ich nicht dran, denn ich ekele mich vor der Kreide, die macht einen so schmutzig. Heute ist Freitag also haben wir nur vier Stunden und wir können mit Hausaufgaben um 11:20 Uhr nach Hause laufen oder, wie ich, zu einer Tagesmutter, denn meine Mutter ist berufstätig.

Einige Sachen sind mir an den sehr verschiedenen Schulsystemen aufgefallen:
In Deutschland tut der Notendruck den Kindern nicht gut. Arbeit nach Arbeit ohne
Pause. Kein kostenloses Essen in den Schulen.

Während ich in Schweden die Druckschrift nutzte, musste ich in Deutschland die
Schreibschrift lernen. Ich kann bis heute immer noch keine Schreibschrift und brauche
sie auch nicht. Die nicht vorhandene Technik wie IPads oder Laptops wäre ein guter
Weg Kindern etwas beizubringen und ich denke es wäre vor allem eine große Hilfe für
Lehrer*innen.

In Schweden wurde das Lernen sehr verlangsamt, indem man wartet, bis alle den Stoff
verstehen. Durch das Duzen der Lehrkräfte bauen die Kinder eine bessere Verbindung
mit den Lehrer*innen auf. Die Pflicht des Duschens nach dem Sportunterricht ist in meinen
Augen wichtig, da manche Schüler*innen sehr schwitzen und nicht Angst haben sollten
unangenehm wegen ihres Körpergeruchs aufzufallen. Da man Noten ab der 7ten Klasse bekommt und sowieso nicht wiederholen kann, können die Schüler*innen den Schulstoff
mit wenig Druck lernen und anwenden.

Zusammenfassend gefällt mir das schwedische Schulsystem besser, allerdings ist die
Selbstständigkeit, die man in deutschen Schulen haben muss, um vorwärts zu kommen, nicht unbedingt schlecht. Abschließend kann ich jedoch von Glück reden, dass ich in zwei gut funktionierenden Schulsystemen war und von beiden profitiere.