Jedes Jahr werden einige Kinder aus Tschernobyl für dreieinhalb Wochen in den Sommerferien in den Kreis Wesel eingeladen, um die Sorgen und den Alltag hinter sich zu lassen und einfach mal abschalten zu können. Viele Kinder wollen diese Möglichkeit nutzen, doch leider gibt es immer weniger Familien, die sich bereit erklären, Kinder aufzunehmen.
Zu dem, seid 1993 bestehendem Verein, gehören vier ehrenamtliche Helfer. Zu diesem Thema habe ich Ute Holloh – Mitglied des Vereins – einige Fragen gestellt.
„Welche Schwierigkeiten und Komplikationen tauchten bis jetzt auf?“
Ute Holloh: „Als wir mit der Aktion begonnen haben, konnten wir immer genug Gastfamilien finden, da über das Unglück ja noch ab und zu in der Presse berichtet wurde. Heute allerdings ist es sehr viel schwieriger, geeignete Familien zu finden, da kaum noch einer weiß, was vor vielen Jahren in Tschernobyl passierte, und dass sie dringende Hilfe benötigen. Eines der größten Probleme ist jedes Jahr die russische Behörde, denn sie lehnen oftmals unsere Hilfe ab.
Ein weiteres Problem stellen die Hilfstransporte dar, die wir jährlich ins kalte Russland schicken. Denn hier in Deutschland bekommen wir Spenden wie Kleidung, Spielsachen, Möbelstücke usw. Diese müssen wir mit nicht mehr als drei Helfern sortieren, in Kartons packen und anschließend in mehrere verschiedene LKW einräumen. Das ist zu dritt ein riesiger Aufwand und eine langwierige Geschichte. Außerdem sind die Straßen in Russland sehr schlecht. So ist es keine Seltenheit, dass man hunderte von Kilometer mit 50 Stundenkilometer über die Autobahn fährt.“
„Wie viele Familien bieten denn jedes Jahr ungefähr ihre Hilfe an?“
Ute Holloh: „Insgesamt finden sich immer weniger Gastfamilien. So konnten vor fünf bis sechs Jahren noch 50 Kinder einen Urlaub in Deutschland verbringen, heute sind es nur noch 25.“
„Was hat der Verein schon alles erreicht?“
Ute Holloh: „Hauptsächlich geht es den Kindern, die nach Deutschland kommen, nach ihrem Aufenthalt wesentlich besser. Oft geben die Gasteltern ihren Schützlingen noch Geschenke für die Familien mit. Außerdem sammelt der Verein Spenden für russische Waisenhäuser. Von diesen Geldern können wir die oftmals heruntergekommenen Häuser renovieren. In Zukunft wollen wir minderjährige Schwangere oder auch Mütter unterstützen, indem wir ihnen die Möglichkeit geben, in eine russische Wohngemeinschaft zu ziehen, wo sie von Fachpersonal betreut werden. Außerdem wollen wir mit dem Urlaub der Kinder aus Russland in Deutschland so weitermachen, und wir hoffen, dass sich wieder mehrere Gastfamilien finden lassen.“
Lieber Leser!
Bitte informieren Sie sich näher über dieses Thema und werden sie Gasteltern!
Meine Familie hat fünf Jahre lang das russisches Mädchen „Anna“ eingeladen und wir hatten auf beiden Seiten (!) eine tolle Zeit miteinander. Geben auch Sie den russischen Kindern und sich selbst diese Chance!
Nadja Schulte, Wesel, Andreas-Vesalius-Gymnasium