In einem Rollstuhl habe ich einen Tag lang ausprobiert, wie es ist, sein Leben im Sitzen zu verbringen. Ich wollte es gerne einmal ausprobieren, da so ein Leben ja schon sehr anders ist.
Dabei wurde ich mit verschiedensten Problemen konfrontiert: Es war für mich gar nicht so einfach, den von einem Apotheker geliehenen Rollstuhl zu lenken und passend durch die Türen zu manövrieren, was aber nach einigen Versuchen schon ganz gut klappte. Zunächst stand das Frühstück auf dem Programm, wobei ich zum ersten Mal größere Schwierigkeiten bekam, denn an die Tassen, welche ganz oben im Schrank stehen, kam ich beim besten Willen nicht heran und musste mir helfen lassen. Nach dem Frühstück, welches länger dauerte als gewöhnlich, wollte ich nach draußen, um zu testen, wie es sich auf Asphalt fahren lässt, doch bis dahin kam ich gar nicht erst, da eine Stufe vor der Haustür sich als unüberwindbares Hindernis darstellt. Nachdem ich doch noch bis auf die Straße kam, dank einer selbstgebauten Rampe, fuhr ich ein paar Runden, um mich noch etwas an den Rollstuhl zu gewöhnen.
Ich war schon sehr neidisch, als mein Bruder dann mal eben mit seinem Fahrrad zu einem Freund gefahren ist. Auch, dass ich nicht zum Sport gehen konnte, belastete mich. Es gibt zwar auch Sport für Rollstuhlfahrer, was ich auch sehr wichtig finde, aber um so etwas zu machen, muss man erstmal ein richtiges Gefühl für dieses Gefährt bekommen und dann auch noch seinen „inneren Schweinehund“ überwinden. Als dann am Abend auch noch Bekannte zu Besuch kamen und, außer mir, alle Volleyball spielten, war ich sehr deprimiert und überlegte, das Experiment abzubrechen. Doch irgendwie habe ich es doch geschafft, sitzen zu bleiben. Später fuhr ich dann wieder über die Rampe ins Haus hinein.
Aber da wartete schon die nächste Aufgabe auf mich: Wie komme ich die Treppe zu meinem Zimmer hoch? Man kann sich für eine Menge Geld einen Treppenlift anschaffen, doch da es bei mir nur ein Tages-Experiment war, lohnte dies natürlich nicht. Also mussten mein Vater und mein Bruder mich mit vereinten Kräften hochtragen. Oben angekommen ging es weiter: Wie soll ich mich waschen? Wie soll ich auf die Toilette gehen? Wie komme ich in mein Bett?
Diese Probleme konnte ich ebenfalls nur mit Hilfe meiner Eltern bewältigen.
Endlich im Bett angekommen, dachte ich über den Tag nach und kam zu dem Entschluss: Das Leben eines Rollstuhlfahrers ist sehr anstrengend. Um es zu meistern, muss man sowohl körperlich als auch geistig sehr fit sein. Außerdem ist man ständig auf Hilfe angewiesen. Am nächsten Tag war ich heilfroh, dass ich den Rollstuhl wieder zurückbringen konnte.
Felix Findt, Wesel, Andreas-Vesalius-Gymnasium