Erfahrungsbericht – Leben im Heim

Wie leben Kinder und Jugendliche heutzutage eigentlich in Heimeinrichtungen?

Ich lebe seit drei Jahren als Heimbewohnerin im St. Josef-Stift.

Wenn man Kinderheim hört, ist das Bild ja meistens schon im Kopf, asoziale Kinder, Dreck, man befürchtet das Schlimmste. Dieses Bild hat ja auch vor vielen Jahren gestimmt und trifft eventuell selten auch noch zu, doch die meisten Heime sind anders. Bei uns ist alles sauber, außer es ist Sommer und ein Bewohner kommt mit seinen dreckigen Fußballschuhen vom

heimeigenen Bolzplatz. Jeder hat sein eigenes Zimmer, welches er ganz nach Belieben einrichten kann. Es gibt gemeinsame Mahlzeiten, die in der Küche stattfinden. Unter der Woche bekommen wir Essen aus unserer Küche, an den Wochenenden müssen wir Jugendlichen unsere Kochkünste unter Beweis stellen.

Natürlich ist keiner von uns ein Sonnenschein, denn zu uns kommt kein Kind grundlos, doch die Pädagogen arbeiten mit uns, um aus uns doch noch gute Erwachsene zu machen. Wer sich nicht an die Regeln hält, der wird dafür natürlich auch bestraft. Wer beispielsweise in seinem Zimmer raucht, muss einen Euro von seinem Taschengeld bezahlen, oder wer am Wochenende seinen Kochdienst nicht macht, muss der ganzen Gruppe Pommes oder Pizza spendieren.

Um auch in der Schule gut durchstarten zu können, haben wir immer bis drei Uhr Hausaufgabenzeit. Dann kann man entweder in seinem Zimmer bleiben oder man setzt sich mit anderen in die Küche und macht die Aufgaben dort gemeinsam.

Für die Zimmerhygiene hat jeder selbst zu sorgen, montags und donnerstags muss jeder sein Zimmer aufräumen, fegen und wischen, samstags wird gemeinsam der Gruppenraum geputzt. Wer sich am Nachmittag nicht mit Freunden trifft, kann sich auf dem großen Gelände austoben.

Taschengeld gibt es je nach Alter und zuständigem Jugendamt. Was man dann davon kauft, bleibt jedem selbst überlassen, wer sich allerdings Alkohol kauft oder sonstige verbotene Dinge, der muss in Zukunft sein Geld mit einem Pädagogen ausgeben, bis er sich wieder Vertrauen erarbeitet hat.

Zwischendurch gibt es auch mal schöne Aktivitäten wie zum Beispiel Schwimmen, Kino oder ähnliche Angebote. Die, die sich noch mit ihren Eltern verstehen oder womöglich zu diesen zurück ziehen wollen, können diese an jedem zweiten Wochenende besuchen.

Auch das Zusammenleben funktioniert, wenn es allerdings doch mal kriselt, dann gibt es Gespräche mit der ganzen Gruppe um diese Konflikte zu lösen. Wer streitet sich nicht schon mal mit seinen Geschwistern? Natürlich, keiner von uns wohnt bei seinen Eltern und das Heimleben kann manchmal echt schwierig sein, doch bin ich froh, dass ich dort lebe und profitiere oft von dem, was ich dort gelernt habe.

Eileen Dicknson, Straelen, St. Anno-Schule