Ihren ausgehungerten Körper versteckte sie unter weiter Kleidung, und je dünner sie würde, desto dicker fühlte sie sich. Anna litt an Magersucht. Als der Arzt sie sah, wies er sie sofort in eine Klinik ein. Das war gut so.
Sie wollen möglichst schnell möglichst dünn werden. Und dafür hungern sie. Doch sie sind krank. Sie leiden an Magersucht. Lebensmittel werden für sie zum Feind. So war es auch bei der 18-jährigen Anna. Sie spricht heute über ihre Magersucht, um Jugendlichen zu vermitteln, welche Gefahren diese Krankheit mit sich bringt.
Annas Magersucht begann, nachdem ein naher Verwandter gestorben war. Um ihn trauerte sie sehr. Sie aß immer weniger. Damals war sie 16 Jahre alt. Anna verlor schon nach wenigen Wochen drastisch an Gewicht.
Über ihre Trauer wollte sie nie reden. Stattdessen zog sie sich immer mehr zurück und wollte sich nicht mehr in die Gesellschaft integrieren. Ungesunde Lebensmittel betrachtete sie als Feinde. Nur eine kleine Menge an gesunder Nahrung aß sie, manchmal nur einen Apfel am Tag.
Durch die fortschreitende Magersucht verlor Anna den Bezug zur Realität. Sie fühlte sich stets zu dick. „Ich sah in den Spiegel und war unzufrieden”, sagt sie. Nach sieben Monaten wog Anna bei einer Größe von 1,75 Meter nur noch 49 Kilo.
Und jedes Pfund, das purzelte, gab ihr ein Gefühl von Zufriedenheit. Deshalb wollte sie auch immer mehr abnehmen. „Ich war stolz auf das, was ich tat”, erinnert sie sich.
Annas Eltern merkten anfangs nichts von der Magersucht. Anna kaschierte ihren ausgehungerten Körper durch weite Kleidung und Ausreden. Sagten ihre Eltern: „Es gibt Essen”, sagte sie: „Ich habe schon gegessen.” Als ihre beste Freundin die drastische Gewichtsabnahme bemerkte, tat sie das Richtige. Sie informierte Annas Eltern. Diese wollten sofort mit Anna zum Arzt. Aber Anna sträubte sich heftigst dagegen. Nach langem Zureden der Eltern war sie dann doch bereit für einen Arztbesuch.
Annas Werte waren alarmierend. Der Arzt nahm sofort eine Einweisung in eine Spezial-Klinik für Magersüchtige vor. Dort verbrachte Anna fast zwei Jahre. Sie lernte, Lebensmittel langsam wieder zu schätzen und sich vom „Feindbild” zu verabschieden.
Heute hat sich Anna fast völlig erholt und nähert sich dem Normalgewicht in kleinen Schritten. Nur ihre Herz-Kreislaufstörungen werden immer bestehen bleiben und sie an ihre Vergangenheit erinnern.
Jennifer Hüttner, Solingen, Städt. Gesamtschule Solingen