Immer mehr Jugendliche schlagen zu – Perspektive statt Gewalt

Die Ursachen von Kriminalität junger Menschen sind vielfältig.

Vernachlässigung und Konsumzwang gehören dazu, wie Oberkommissar Ralf Manhard erklärt.

Schlagzeilen wie „Jugendbande treibt ihr Unwesen“, „Am PC übten sie das Töten“, „Rechte Schläger wüten in der U-Bahn“ lesen wir täglich. Für die Entstehung und die unterschiedlichen Formen von Jugendgewalt gebe es keine eindeutigen Erklärungen. Oberkommissar Ralf Manhard (51) von der Polizeiwache/Bezirksstelle Rheindahlen nennt Gründe: „Die Gesellschaft hat sich verändert, früher sorgte man in Großfamilien füreinander. Heute gehen viele Eltern arbeiten.“

Manhard stellt fest, dass Kinder häufig sich selbst überlassen werden. Sie treffen sich mit Gleichgesinnten und bilden Gruppen, erklärt er. Um einen Status zu haben, werden andere in der Gruppe erniedrigt. 80 Prozent der Straftäter haben geschiedene Eltern. Laut Manhard spielen Wohn- und Lebensbedingungen auch eine große Rolle.

Dann sei der Medieneinfluss nicht zu unterschätzen. Kinder und Jugendliche würden mit Gewalt konfrontiert – und zwar wesentlich häufiger und intensiver als im tatsächlichen Leben. Sie lernten nicht, dass andere auch ein Recht auf körperliche Unversehrtheit haben und machten sich gar keine Gedanken über ihre Straftaten. Der Konsumzwang führte dazu, dass Jugendliche versuchten zu klauen, um sich elektronische Geräte kaufen zu können.

Was ist zu tun? Kann man diese Entwicklung stoppen? „Ja“, meint Manhard. „Ohne Familie zerfällt die Gesellschaft. Kinder müssen umsorgt werden, hier ist die Politik gefragt. Spiel- und Freizeitmöglichkeiten müssen geschaffen werden. Man braucht mehr Kindergartenplätze.“

Er betont, das sich etwas ändern müsse.

Kinder brauchen ein Gefühl der Sicherheit, Regeln und klare Grenzen. Sie sollten lernen, wie man Konflikte gewaltfrei bewältigen kann. Eltern müssen für ihre Kinder da sein, wenn sich Schwierigkeiten abzeichnen. Kinder brauchen Anerkennung, Erfolgserlebnisse und die Möglichkeit, sich auszutoben. Ansonsten geraten sie auf die schiefe Bahn und starten „Karrieren“, die nicht erstrebenswert sind.

David Zanders, Mänchengladbach, Gymnasium Rheindahlen