Jugendarrest – Leben hinter Mauern

Unfreiheit. Räumliche Enge. Eine Standardzelle mit einem Bett, einem Schrank ohne Türen, einem Stuhl, einem Tisch, einem Waschbecken mit kaltem Wasser, einem Spiegel und einer Toilette mit einem Sichtschutz, welcher eine Privatsphäre beim Toilettengang ermöglicht. Das erwartet jugendliche Straftäter, die hier einsitzen.

„Der Vollzug des Jugendarrests soll das Ehrgefühl des Jugendlichen wecken und ihm eindringlich zu Bewusstsein bringen, dass er für das von ihm begangene Unrecht einzustehen hat“, so lautet das Motto von Edwin Pütz, Chef der Jugendarrestanstalt für Jungen in Düsseldorf-Gerresheim. Edwin Pütz, der auch als Jugendrichter am Amtsgericht arbeitet, legt vor allem Wert auf Respekt, Freundlichkeit und Konsequenz. Seit Jahren beschäftigt er sich mit der Erziehung von bis zu 60 Kleinkriminellen im Alter zwischen 14 und 22 Jahren.

Dabei kommen auch Fälle vor, die ihm selbst ans Herz gehen. Wie zum Beispiel der eines 15-jährigen Jungen, welcher in seinem Koffer nach dem Einzug in seine Zelle einen Brief von seiner Mutter fand, die ihn mit harten Worten „rausgeschmissen“ hatte. Tränen überströmt musste der junge Gefangene von den Mitarbeitern beruhigt werden. „Das hat mich selber sehr berührt“, betont Herr Pütz mit ernstem Gesichtsausdruck.

Andere Jugendliche fallen durch ihre Hemmungslosigkeit und Brutalität auf. Wenn ein psychischer Zusammenbruch in der Zelle vorkommt, wird derjenige in eine Sonderzelle eingewiesen. Dank eines Gucklochs bietet sich den Aufsehern die Möglichkeit, den Insassen jederzeit beobachten zu können. Im Grunde genommen unterscheidet sie sich aber nicht von den Standardzellen.

„Das Bett zu benutzen, ist tagsüber untersagt“, erklärt Edwin Pütz, denn dies könne dazu führen, dass der Insasse die Nachtruhe der anderen stören würde, da er nicht müde genung zum Schlafen sei. Der Tag solle zum Nachdenken, zur Besinnung und Reue genutzt werden. Daher sind elektronische Geräte jeglicher Art strengstens untersagt. Folglich können Kontakte nach „draußen“ nur durch Briefe aufgenommen werden. Diese werden allerdings vor dem Absenden oder Empfangen von Beamten der Jugendarrestanstalt gelesen.

Durch ein so genanntes Punktesystem erhalten die jugendlichen Straftäter die Möglichkeit, an Freizeit- oder Gemeinschaftsveranstaltungen teilzunehmen. Punkte kann man sich durch vorteilhaftes Benehmen, Sauberkeit in der Zelle und das sofortige Befolgen von Anweisungen der Beamten erarbeiten.

Auf ihre Entlassung in die Freiheit würden die Insassen gut vorbereitet werden, so Edwin Pütz, aber was sie dann aus ihrem Leben machen, liege ganz an ihnen.

Anna Moor, Helen Rähl, Julia Voos, Leverkusen, Marienschule