Können Pullis die EU retten? Vielleicht, vielleicht auch nicht, ein gutes Statement ist es auf jeden Fall.
Von Majlies Lahmers und Joel Bamiselu, JgSt. 13, Bischöfliche Maria Montessori Gesamtschule Krefeld
Seit eh und je ermöglicht uns Kleidung das zum Ausdruck zu bringen, was wir fühlen. Mehr noch: Durch unseren Kleidungsstil können wir uns ohne Worte politisch-gesellschaftlich offen positionieren. Gerade jetzt ist es umso wichtiger auf diesem Weg, gewaltfrei Protest zu leisten und seinen Standpunkt so ganz nebenbei allen, die es wissen, und vor allem auch denen, die es nicht wissen wollen, zu vermitteln.
Das Brexit-Referendum 2016 entfachte eine wohl noch nie da gewesene Diskussion über die EU. Für uns, die alle unter 20 Jahre alt sind, ist die EU eine Konstante in unserem Leben. Ein Leben ohne sie: nicht vorstellbar. Wir sind mit offenen Grenzen und einem dadurch vereinfachten interkulturellem Austausch aufgewachsen. Ein Teil unseres Lebens, den wir nicht missen wollen. Mit uns solidarisieren sich tausende andere junge Menschen. Und diesen Standpunkt bringen auch wir durch Mode zum Ausdruck.
Seit einiger Zeit sorgt ein schweizer Label mit einem schlichten, blauen Pullover für Aufsehen. Auf diesem Pullover ist die europäische Flagge abgebildet. Doch oben rechts klafft eine Lücke. Ein Stern fehlt. Er repräsentiert Großbritannien. Zu finden ist er nun auf dem Rücken gleich unter der Hotline der EU. Der Pullover war in der Schweiz ein riesen großer Erfolg und fand viele Nachahmer. Frei war nun der Weg für den Siegeszug quer durch Europa. Zahlreiche internationale Stars bekennen sich, durch das Tragen eines solchen Pullovers, zur EU. So auch der österreichische Rapper Yung Hurn oder der US-amerikanische Rapper Jay Z.
Dieser Trend schafft es den Fokus auch junger Menschen, die traditionell wohl eher ein wenig politisch desinteressiert sind, auf das aktuelle politische Geschehen zu lenken und macht die Diskussion über den Brexit jung und dynamisch. Diese EU-Mode fungiert inzwischen wie eine Uniform und sorgt für eine Welle der Solidarität. Die Jugend Europas rückt zusammen und identifiziert sich immer mehr als Europäer. Inzwischen rückten zahllose Designs von Caps, Hosen, Schals und T-Shirts nach. Eine Goldgrube für die Modeindustrie.
Doch kann solch ein, durch Kommerz geprägter Erfolg, der zum absoluten Mainstream wurde, wirklich noch Statement sein oder sind die hohen Verkaufszahlen auf ein stupides Hinterherrennen eines jeden Trend zurückzuführen? Mit Sicherheit ist nicht jeder, der auf Instagram mit der EU-Flagge auf der Brust seines Shirts posiert, ein wirklicher Verfechter der Europäischen Union. Doch schaffen diese Shirts und Caps zweifelsohne ein Bewusstsein für die aktuelle Debatte, um die EU zu erregen. Den Brexit werden Pullover und Caps wohl kaum stoppen können, doch bringen sie das zum Ausdruck, was tausende junge Menschen fühlen und für ihren Kontinent wollen. Sie sind mit Sicherheit ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Schritt Richtung gemeinsames, solidarisches Europa.