Interview mit 13-jährigem Tischtennistalent – Leistungssport führt Schülerin ins Reich der Mitte

Du bist im Schülerinnen-Nationalkader. Als Vorbereitung für die Europameisterschaften warst du drei Wochen in China auf einem Tischtennis-Lehrgang. Wie war der Flug?

Das Meiste habe ich aufgrund des Schlafmittels in meinen Reisetabletten nicht mitbekommen.

Und wie war der Flughafen in China?

Er hat sich nicht besonders von den japanischen abgehoben.

Stimmt, als Halbjapanerin warst du natürlich schon oft in Asien. Hattest du manchmal das Gefühl, aufgrund der Fehde zwischen Japan und China anders als die Deutschen behandelt zu werden?

Nein, absolut nicht. Allerdings haben die Meisten mich auch für eine Chinesin gehalten und mich auf Mandarin angesprochen, wobei ich natürlich kein Wort verstanden habe.

Und wie hast du das Problem gelöst?

Es waren noch drei Chinesen aus Süddeutschland dabei, sie haben gedolmetscht. Das Nachteil war nur, dass ich nachher nur noch badisch gesprochen habe.

Wie fandest du denn das Essen in China?

Für mich war es in Ordnung, aber die Anderen haben nur noch Reis mit Ketchup gegessen, bis ihnen dann der Ketchup weggenommen wurde.

Deinem Markenzeichen, den Hamsterbacken, hat das aber keinen Abbruch getan.

Nein, wir haben auch Süßes mitgeschmuggelt. Als die Trainer dachten, wir wären Kleidung einkaufen, waren wir Pizza essen, und es gab dort richtig gute Sahnetorten…

Wie waren denn eure Zimmer?

Nicht schlecht, ich war auf einem Dreierzimmer, das Problem war nur, dass die Dusche direkt an einem Bett angeschlossen war. Größtenteils bestand sie aus Milchglas, ganz oben aber aus normalem Glas.

Meine Zimmerpartnerinnen hatten ziemlich viel Spaß dabei, mich beim Duschen zu fotografieren.

Bist du bei jedem Interview so offen?

Normalerweise werden mir nicht solche Fragen gestellt.

Na gut, dann zu den normalen Fragen. Der Lehrgang war größtenteils in den Osterferien. Trotzdem hast du eine Woche Schule verpasst. War das schlimm?

Nein, ich kam in der Nacht aus China zurück und dufte sofort Mathematik nachschreiben. 3+, damit konnte ich dann auch meine 5 ausgleichen.

Du musstest direkt, nachdem du aus China zurückgekommen bist, eine Arbeit schreiben?

Ja, aber das ging. Nach der Zeitverschiebung konnte ich sowieso nur bis 4:30 Uhr schlafen.

Wie war es denn allgemein in Deutschland, nachdem du zurückgekommen bist?

Ich war natürlich todmüde und auf den Verkehr habe ich überhaupt nicht mehr geachtet. In China schien es keine Verkehrsregeln zu geben. Zwischen zwei Autofahrern, die nach rechts fuhren, fuhr ein Fahrrad in die entgegengesetzte Richtung. Zu Hause bin ich erst einmal über eine rote Ampel gelaufen, meine Freundin, mir blind vertrauend, hinterher.

Würdest du sagen, dass dir das Training etwas gebracht hat?

Ich denke nicht, dass drei Wochen besonders viel ändern.

Ariane Liedmeier, Kleve, Johanna-Sebus-Gymnasium