Ein sonniger Samstag. Es ist der 1. Mai 2010 und Tag der Arbeit, eigentlich einer Feiertag, aber nicht für uns und Ronald Pofalla. Justin Hille und Konrad Dzamski der Klasse 8d des Klever Freiherr-vom-Stein Gymnasium wurden pünklich um 9 Uhr in Weeze erwartet und hatten die Möglichkeit dem Kanzleramtsminister einige Fragen zustellen.
RP: Welche Aufgaben hat ein Kanzleramtsminister zu bewältigen?
Ronald Pofalla: Das Kanzleramt ist kein klassisches Ministerium wie Familie oder Soziales, sondern das Kanzleramt spiegelt alle Ministerien, die es innerhalb der Bundesregierung gibt, wider. Von dort aus wird die Arbeit der gesamten Bundesregierung koordiniert.
RP: Sie sind auch Minister für besondere Aufgaben. Welche Aufgaben sind das?
Ronald Pofalla: Zu den besonderen Aufgaben des Kanzleramtsministers gehört die Koordination der Nachrichtendienste. Das heißt, dass man die unterschiedlichen Nachrichtendienste mit ihren Erkenntnissen zusammenführt.
RP: Wie sind sie persönlich zur Politik gekommen? Gab es ein ausschlaggebendes Ereignis?
Ronald Pofalla: Das ist ein bisschen vergleichbar mit eurer Tätigkeit. Ich war damals Schülersprecher an der Hauptschule in Weeze und die Schülervertretung hatte bestimmte Anträge bei der Gemeinde Weeze gestellt. Dadurch bin ich mit der Kommunalpolitik in Kontakt gekommen. Ich habe mir die Schülerorganisationen der Parteien angeschaut, die damals noch ein bisschen anders waren als heute, und bin in die Junge Union eingetreten.
RP: Mit welchen Argumenten, würden Sie Jugendliche motivieren sich in der Politik zu engagieren?
Ronald Pofalla: Über Politik kann man eine Menge verändern. Meckern kann jeder, aber mitmachen – das machen nur wenige. Über die Politik hat man dann ganz spezielle Möglichkeiten der Einflussnahme, wenn man sich für Ideen und Menschen engagieren möchte.
RP: Worin sehen sie die größte Herausforderung zum Thema Schulpolitik?
Ronald Pofalla: Eine große Herausforderung sehe ich beispielweise darin, dass die Verkürzung zum Abitur auf 12 Jahre auch einhergehen muss mit einer inhaltlichen Anpassung und Reduzierung von Lehrinhalten. Man kann in 12 Schuljahren nicht das inhaltlich leisten, was andere Generationen in 13 Jahren geleistet haben.
RP: Als Kanzleramtsminister sind Sie größtenteils in Berlin tätig. Wie gelingt es Ihnen, trotz Ihres Berufes, Kontakt zum Niederrhein zu halten?
Ronald Pofalla: In der Regel bin ich am Wochenende am Niederrhein und habe dort viele verschiedene Termine überall im Wahlkreis. Sonntags reise ich im Normalfall wieder nach Berlin. Annähernd 100 Besuchergruppen aus dem Kreis Kleve besuchen mich im Jahr in Berlin. Meistens diskutiere ich auch über aktuelle Dinge mit ihnen und bekomme auch dadurch mit, welche Probleme die Menschen vor Ort beschäftigen.
RP: Welche Möglichkeiten politischen Engagements gibt es für Jugendliche?
Ronald Pofalla: An erster Stelle sind natürlich die politischen Jugendorganisationen zu nennen. Daneben bieten aber auch viele lokale Vereine und Verbände die Chance, sich zu engagieren.
RP: Welche Jugendprojekte unterstützen Sie?
Ronald Pofalla: Ich unterstütze ganz verschiedene Projekte. Es werden mir Schirmherrschaften übertragen oder ich werde gebeten diese zu übernehmen. Dann engagiere ich mich im Wahlkreis, aber auch in Deutschland für Jugendheime, Jugendinitiativen und für Jugendpressearbeit, denn ich war selber einmal Redakteur einer Schülerzeitung bei mir an der Schule. Besonders am Herzen liegt mir, auch wenn es kein spezifisches Jugendprojekt ist, meine Mitgliedschaft bei Amnesty International.
RP: Welche Entscheidung, die Sie als Politiker treffen mussten, ist Ihnen am schwersten gefallen?
Ronald Pofalla: Wenn wir Entscheidungen über Auslandseinsätze der Bundeswehr zu treffen haben, muss man sich darüber im Klaren sein, das man Soldatinnen und Soldaten dadurch auch in eine Situation bringen kann, die für sie Lebensgefahr bedeutet. Solche Entscheidungen sind die schwersten.
RP: Welche Vor- und Nachteile hat der Beruf des Politikers?
Ronald Pofalla: Man kommt jeden Tag mit unterschiedlichen Menschen zusammen wie etwa Journalisten, Wissenschaftlern, Kulturschaffenden oder Politikern anderer Länder. Wenn man spezielle Persönlichkeiten treffen möchte, dann erhält man in aller Regel innerhalb kürzester Zeit die Möglichkeit dazu. Das sind Vorteile, dich ich als Nichtpolitiker wahrscheinlich nicht hätte.
RP: Und Nachteile?
Ronald Pofalla: Die Nachteile sucht man sich ja selber aus, deshalb bin ich da gar nicht gewillt die zu beschreiben, weil es dann so aussehen würde, als ob man sich beschweren wolle. Natürlich ist die zeitliche Belastung enorm, aber wenn man Freude an der Arbeit hat, dann arbeitet man gerne auch mal länger.
RP: Welche Lebensweisheit oder Guten Ratschlag geben Sie uns für die Zukunft mit?
Ronald Pofalla: Ich halte nichts von Lebensweisheiten, weil ich der Überzeugung bin, dass jeder seine Erfahrungen selber machen muss und eine Lebensweisheit, die auf einen selber vielleicht zutrifft, könnte bei einem anderen bereits falsch sein. Jeder sollte seine Erfahrungen sammeln und auch aus den negativen Erfahrungen versuchen, positive Rückschlüsse zu ziehen.
Wir bedanken uns bei Ihnen für das Interview.
Justin Hille und Konrad Dzamski, Kleve, Freiherr-von-Stein-Gymnasium