In China sind die Großeltern häufig die Haupt-bezugspersonen ihrer Enkel, weil die Eltern arbeiten müssen.
Während in der Öffentlichkeit ein steigendes Engagement junger und älterer Väter bei der Kinder-erziehung gelobt wird, zeigte der Alters-survey des Deutschen Zentrums für Alters-fragen in Berlin schon 2011, dass jedes vierte Großelternpaar in Deutschland seine Enkel regelmäßig betreut. So tragen Oma und Opa oft wesentlich zur Erziehung bei.
Dies ist in China besonders gängig, dort engagieren sich Großeltern als Betreuer und Spielkameraden ihrer Enkel millionenfach. Die Gründe dafür sind naheliegend: berufstätige Eltern und lange Arbeitszeiten an teils weit entfernten Orten. Dann verbringen die Kinder die Zeit unter der Woche von früh bis spät bei ihren Großeltern. Die Mutter- und Hausfrauenrolle ist in China unüblich, die Frauen heiraten mit Ende zwanzig, das Kind wird mit Mitte dreißig geplant. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Großeltern in Rente gehen – was vielen von ihnen eine zweite Elternzeit beschert.
Ob das gut oder schlecht ist, daran scheiden sich die Geister. Manche Großeltern freuen sich auf die zweite Chance, Kinder erziehen zu dürfen, andere wollen ihre Ruhe und ihr Leben alleine mit ihrem Partner genießen. Das Wichtigste aber ist, dass eigentlich die Eltern ihre Kinder großziehen sollten. Die Art und Weise, wie Großeltern ihre Enkel erziehen, ist oft nicht dieselbe, wie ihre Eltern es tun würden. Daher stammt auch das Vorurteil, dass Kinder, die von ihren Großeltern erzogen werden, verwöhnt sind. Denn oftmals verwöhnen diese ihre „kleinen Kaiser“ gerne.
In China haben viele Eltern kaum Zeit, um selbst für die Kinder zu sorgen, weil das dortige Wirtschafts- und Sozial-system es nicht erlaubt, Erwachsene, die nicht arbeiten, zu bezahlen. Und das, obwohl Mütter meistens eine Auszeit für ein halbes bis zwei Jahre brauchen. Weil es kein staatliches Elterngeld und keine Eltern-zeit gibt, arbeiten chinesische Eltern hart, um für die Zukunft ihrer Kinder zu sparen.
Auch in Deutschland mangelt es seit Jahren an Kindergartenplätzen. Wo, wenn nicht bei den Großeltern sollen die Kinder von berufs-tätigen Eltern bleiben, wenn die Kitas nicht alle Kinder aufnehmen können und junge Eltern nicht die Mittel haben, ein privates Kindermädchen zu finanzieren? So werden auch hierzulande die Großeltern immer wichtiger in der Kindererziehung. Das Problem der Unterbringung von Klein- und Schulkindern ähnelt immer mehr der Großeltern-Erziehung in China.
Inna Zhang. 8e, Albert-Einstein-Gymnasium Kaarst