Ein Schüler, ein Rollstuhl, zwölf Stunden Zeit. Welchen Schwierigkeiten begegnet man als Rollstuhlfahrer in einer Umwelt, die nicht in allen Bereichen rollstuhlgerecht gestaltet ist? Unser Autor hat in einem Selbstversuch einen Tag im Rollstuhl erlebt.
Der Tag startet in der Schule. Wenn man dort der einzige Rollstuhlfahrer ist, braucht man fast dauerhaft Hilfe. Als Jugendlicher im Rollstuhl bekommt man viel Aufmerksamkeit, was Vor-und Nachteile haben kann.
Erfreulich ist es, wenn die Schüler alle helfen wollen, beispielsweise beim Schieben. Gemein ist es, wenn die Mitschüler einen ärgern, zum Beispiel, wenn man den Schulaufzug benutzen muss, um zum nächsten Klassenraum zu gelangen, und die Kinder einem den Weg versperren. Natürlich gibt es auch Schulgebäude ohne Aufzug, dort ist man als Rollstuhlfahrer nahezu aufgeschmissen.
Weitere Schwierigkeiten ergeben sich beim Kochen in der eigenen Wohnung. In einem Haushalt, der nicht barrierefrei ist, kann man mit einem Rollstuhl nur beschwerlich agieren. Warmes Essen kann dann nur von anderen zubereitet werden, weil man an den Herd und die Oberschränke nicht allein heranreichen kann.
Genauso verhält es sich in einem Badezimmer, das nicht rollstuhlgerecht ist: das Duschen, Auf-die-Toilette-Gehen und sogar das Händewaschen fällt hier sehr schwer.
In großen Einkaufszentren ist es in manchen Punkten besser. Das Hinein- und wieder Herauskommen gestaltet sich leicht, weil die Ein- und Ausgänge in öffentlichen Einrichtungen mittlerweile meistens barrierefrei und beispielsweise über eine Rampe zugänglich sind. Auch gibt es häufig eine rollstuhlgerechte Toilette. So ist man nicht von anderen abhängig und kann selbstständig agieren.
Doch spätestens an hohen Regalwänden treten wieder die ersten Probleme auf. Man kann schließlich nicht aufstehen, deswegen muss man hier wieder um die Hilfe von Mitmenschen bitten.
Eine große Hürde sind auch die Kassen, die häufig alles andere als barrierefrei gebaut sind. Wenn die Schlangen mit Geländern abgegrenzt sind, kann man sich manchmal selbst kaum anschieben, weil man sich wegen der Enge die Finger an den Rädern einklemmt. Einkaufen ist also nicht einfach. Auch kann man als Rollstuhlfahrer keinen Einkaufswagen schieben, wenn man einen Großeinkauf macht.
Der Selbstversuch hat gezeigt, wie häufig Rollstuhlfahrer benachteiligt sind. Jeder, der laufen kann, sollte sich glücklich schätzen, nicht im Rollstuhl sitzen zu müssen.
Nils Schumacher, 8b, Realschule Jüchen