Politik – „Muschtarak“ gegen den Terror

Am 12. Februar 2010 begann die größte Offensive seit dem Sturz des Taliban-Regimes im Jahr 2001. Am Wochenende drangen afghanische, britische und amerikanische Truppen in die Unruheprovinz Helmand ein. Die neue Offensive „Muschtarak“ („Gemeinsam“) gegen die Taliban-Hochburg Mardscha war von der Nato Tage zuvor angekündigt worden, um zivile Opfer zu vermeiden.

Vor Beginn waren deshalb zahlreiche Zivilisten in die Provinzhauptstadt Lashkar Gah geflohen. Dennoch gab es zivile Opfer unter den insgesamt 29 Toten. An der Offensive „Muschtarak“ sind 15000 Soldaten beteiligt. Der Auftakt der Offensive verlief laut Nato-Sprecher bisher ohne Probleme. Mardscha ist derzeit noch vollständig unter der Kontrolle der Taliban und gilt als wichtigstes Handelszentrum für Rohopium. Der Handel mit Drogen ist eine der größten Geldquellen für die Taliban.

Nun stehen die Soldaten noch vor einer weiteren Aufgabe: dem Durchsuchen der Häuser nach Waffen und Sprengstoff. Der Einsatz sollte nach Nato-Berichten anders laufen, als die vergangenen Einsätze. In Vergangenheit hatten die Truppen die Taliban nur vertrieben und sich danach zurückgezogen. Da dies ein Wiederkommen der Taliban zur Folge hatte, wurde die Strategie erweitert.

Die Taliban wurden fünf Jahre nach dem Ende der sowjetischen Besatzung im Jahr 1989 durch Mullah Omar aus Mitgliedern der Mudschaheddin („Heilige Krieger“) gegründet und zu Beginn von Pakistan und den USA unterstützt, da Washington in den Taliban bis 1996 eine anti-schiitische, anti-iranische und prowestliche Bewegung sah.

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center durch Mitglieder von al-Qaida bestätigte der UN-Sicherheitsrat den Vereinigten Staaten das Recht auf Selbstverteidigung. Daraufhin unterstützten sie ab dem 7. Oktober 2001 mit Luftangriffen und Bodentruppen die Nordallianz (Vereinigte Islamische Front zur Rettung Afghanistans), die nicht unter dem Herrschaftsbereich der Taliban stand. Die Taliban wurden gestürzt und ab 2004 war Afghanistan eine islamische Republik.

Nachdem die Taliban ab 2003 langsam wieder an Stärke gewonnen hatten, begannen sie mit Anschlägen und Angriffen, die unter der Schirmherrschaft der USA stehende Übergangsregierung zu bekämpfen. Sie gewannen wieder vereinzelte Gebiete unter ihre Kontrolle, wie das Swat-Tal oder die heute zu Pakistan gehörende Region Waziristan, wo man auch den Taliban Führer Mullah Omar und Osama Bin Laden vermutet.

Nach mehreren Anschlägen in Pakistan begann die pakistanische Armee im Oktober 2009 mit einer Großoffensive gegen die Taliban in Nord- und Südwaziristan. Nach einem Monat hatte die pakistanische Armee alle größeren Ortschaften unter ihre Kontrolle gebracht und dabei eine beachtliche Menge an Waffen und Munition sichergestellt. Bei den Kämpfen sind rund 70 pakistanische Soldaten ums Leben gekommen.

Viele Stimmen plädieren dafür, dass die Bundeswehr aus Afghanistan abgezogen werden soll. Doch die Offensive „Muschtarak“ ist in vollem Gange.

Oliver Noesser, Hilden, Priv.dietr.-Bonhoeffer-Gym.