Für vier Wochen tausche ich Bibel und Katechismus, also Langeweile pur, gegen Kinderkreischen und Lernstress. Freiwillig habe ich mir im Rahmen des Konfirmandenpraktikums die Lern- und Spielstube für Kinder mit Migrationshintergrund der Grundschule Bollenberg ausgesucht.
Jeden Dienstag mache ich mich direkt nach der Schule auf den Weg, um den Kindern nachmittags bei ihren Hausaufgaben zu helfen, mit ihnen für Klassen-arbeiten zu lernen, sie zu motivieren und anzuleiten. Lautstark und voller Freude werde ich von einer ganzen Rasselbande Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren empfangen, manchmal sind auch noch Geschwisterkinder da.
Aber es ist nicht nur purer Spaß. Ich muss auch lernen, mich durchzusetzen, Grenzen aufzuzeigen und Situationen richtig einzuschätzen. Viele Kinder sind mir gegenüber aufgeschlossen, manche recht anhänglich, was auch schon mal nerven kann. Andere versuchen, den kleinen Macho raushängen zu lassen. Aber alle sind sie liebenswert und dankbar, was sie auf ihre Weise auch immer wieder zeigen.
Mir wird klar, was es heißt zu helfen, miteinander zu leben, zu verstehen, zu akzeptieren und zu tolerieren. Ich bewundere alle ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich dieser Aufgabe tagtäglich stellen. Christ sein – live! Das lernt man nicht im Konfirmandenunterricht. Danke für die Erfahrung, die ich aus diesem Praktikum mitnehmen durfte.
Julia Giese, Haan, Städt. Gymnasium Haan