An einem sonnigen Tag machten wir, drei Schülerinnen der Geschwister- Scholl-Hauptschule in Geldern, uns auf den Weg zum alten Güterbahnhof. Unser Ziel war es, gute Graffiti zu finden. Dies war nicht allzu schwer, denn schon von Weitem konnten wir große Kunstwerke erkennen.
Wir drei Mädchen starteten eine Umfrage über Graffiti. Dabei wurden Bürger aller Altersgruppen (von 12 bis 68 Jahren) einbezogen. Insgesamt wurden zehn Personen befragt. Dies ist zwar nicht repräsentativ, doch es gibt einen guten Einblick in das Thema.
Auf die Frage, ob alte Wände für Sprayer zur Verfügung gestellt werden sollten, antworteten ganze neun befragte Bürger in Geldern, dass es eine gute Alternative zum Sprayverbot sei. Allerdings gingen die Meinungen bei der Frage, ob Graffiti Kunst oder Schmiererei ist, auseinander. Vier Personen empfanden Graffiti an öffentlichen Gebäuden als Schmierereien. Die restlichen Befragten fanden, sofern die Bilder etwas Interessantes ausdrücken, wären sie Kunst.
Die Malereien an den alten Wänden des ehemaligen Bahnhofs sahen für uns überwiegend sehr beeindruckend und kreativ aus. Natürlich gab es auch dort Sprüche ohne jegliche künstlerischen Hintergründe, die jedoch nicht zum Graffito gehören.
Was uns Schülerinnen sehr überraschte, war, dass bei keinem der zehn befragten Bürger jemals Sachbeschädigungen durch Graffiti vorgekommen waren. Das liegt daran, dass die meisten professionellen Sprayer, die kunstvolle Malereien erstellen, das Bemalen von Einfamilienhäusern, privaten PKW, Denkmälern, Grabsteinen und historischen Gebäuden verpönen.
Graffiti-Writing ist ein wichtiger Bestandteil der Hip-Hop Kultur und hat seine Wurzeln im New York der 1970er Jahre. Ein Botenjunge begann sein Pseudonym, TAKI 183, während seiner Botengänge durch die Stadt an Wänden und Mauern zu hinterlassen. Ein Zeitungsartikel in der New York Times am 21. Juli 1971, der über das Faible dieses Jungen berichtete, animierte viele Nachahmer. Das Tagging (engl. mit einem Etikett versehen) war geboren.
Wir fanden diesen Tag sehr interessant, konnten viele verschiedene Erfahrungen und Meinungen sammeln. Es erstaunte uns, dass auch die älteren Bürger Graffiti nicht verabscheuen. Graffiti sind kunstvolle Ausdrücke, die auch von Menschen, die sie sonst kritisieren, mit anderen Augen betrachtet werden sollten.
Angela Steffen, Lea Erbes und Alena Cremers, Geldern, Geschwister-Scholl-Schule