Alle Jahre wieder kommen Plastik-Weihnachtsmann, Leuchtschlitten und Co. aus dem Keller und „versüßen“ uns den Anblick auf das deutsche Reihenhaus.
Jedes Jahr werden diese Verzierungen auf den Häusern platziert, obwohl niemand sie sehen will – ich auf jeden Fall nicht. Ich bin zwar kein Weihnachtshasser, aber das, was unser Nachbar letztens mit Mühe an die Steckdose angestöpselt hat, hat mich doch an der westlichen Zivilisation zweifeln lassen. Meine Nachbarn haben die Krönung aller hässlichen, Energie fressenden und offenbar einzubrechen versuchenden Weihnachtsmänner an ihrer Fassade angebracht.
Dieses Jahr haben sie zwei gigantische, rundum beleuchtete Weihnachtsschlitten auf ihrem Dach platziert. In dem Vorgarten, wo im Sommer immer im Bikini Sonne getankt wird, steht ein zwei Meter hoher, aufgepusteter und von innen beleuchteter „Santa Claus“, der – wenn man an ihm vorbei geht – lautstark „HO HO HO MERRY CHRISTMAS“ brüllt, und danach eine Jingle Bells-Melodie abspielt.
Außerdem sind alle Ecken und Kanten des Hauses mit blauen LED-Lämpchen bestückt, die in ihrer Kälte an nicht vorhandenen Schnee erinnern sollen, doch im Grunde nur die Ghostbusters anlockt.
Mit Weihnachten hat es ohnehin nicht viel zu tun, wenn der Pseudo-Glanz bis nahe an Ostern heran reicht und schon, wenn die Blätter braun werden, aufgebaut wird. Sollte Weihnachten nicht ein Fest der Besinnung sein und nicht des Energieverbrauchs? Ein Fest der Einkehr und der Familie – zumindest in Deutschland? Da fällt einem ein, dass der Weinachtmann von Coca Cola erfunden wurde, um in der Glitzerwelt das Weihnachtsgeschäft zu beleben. So ist dann auch unser Christkind in den Hintergrund getreten.
Aber frohe Weihnachten kann man eben nicht mit Merry Christmas ersetzen.
Leopold Mittelsten Scheid, Düsseldorf, International School Of Düsseldorf