Ein Start in ein neues Leben

von Hannah Curtis, Klasse 9, International School of Düsseldorf, Düsseldorf

„Es wird nicht weh tun, nur ein kleiner Pieks.” Das Kind guckt den Arzt mit verängstigten Augen an, dann die spitze Nadel in seiner Hand. Was er sagt, versteht das Kind nicht. So geht es vielen Kindern, die vom Friedensdorf aufgenommen werden.

Das Friedensdorf ist eine Organisation in Oberhausen, Nordrhein-Westfalen, das es seit über 50 Jahren gibt. Dort wird schwer kranken und verletzten Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten aus aller Welt geholfen. Bis zu 500 Kinder werden jährlich vom Dorf aufgenommen, sagt Ginny R. Sie ist Lehrerin an der International School of Düsseldorf und arbeitet seit neun Jahren mit der Organisation zusammen.

Das Dorf wurde 1967 von Bürgern aus Oberhausen gegründet. Auslöser für die Entstehung des Friedensdorfes waren der Sechstagekrieg zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn und der Vietnamkrieg. Die Angestellten der Organisation arbeiteten damals besonders mit Kindern aus Laos, Kambodscha und Vietnam. Heute hat sich daran nichts geändert, doch viele Länder sind hinzugekommen, wie Angola, Irak und Usbekistan. „Sie gehen auch noch nach Afghanistan, Kasachstan, Gaza und Somalia, Orte, die furchtbare Konflikte haben”, berichtet Ginny R. Manche Kinder verletzen sich an Landminen, andere werden beim Kochen allein gelassen und verletzen sich am Feuer. Es gibt viele verschiedene Verletzungen, die die Kinder im Friedensdorf erlitten haben.

Ärzte können anbieten, in diese Länder zu fliegen, um sich mit den Kindern zu treffen und ihnen zu helfen. Das Alter der Kinder liegt zwischen ein paar Monaten und 17 Jahren. Doch genau kann man es manchmal nicht sagen, denn viele von ihnen haben keine Geburtsurkunden. Die Ärzte treffen dabei schwere Entscheidungen: Können diese Kinder in ihrem Heimatland medizinisch behandelt werden oder nicht? Ist es nicht möglich, können die Kinder mit nach Deutschland fliegen, um eine geeignete Behandlung zu erhalten. Dafür muss aber erst ein Klinikplatz zur kostenlosen Behandlung frei sein.

Die Kinder werden in Oberhausen im Friedensdorf willkommen geheißen und verbringen dann ungefähr ein bis zwei Jahre im Dorf. „Sie gehen zwischen dem Dorf und verschiedenen Krankenhäusern hin und her. Krankenhäuser, die über ganz Deutschland verteilt sind.“ sagt Ginny R. Die Kinder werden bekommen eine Unterkunft, Verpflegung, Betreuung und medizinische Hilfsmittel. Und dennoch fehlt etwas. Denn sie haben keinen Kontakt mit ihren Eltern. Sie leben anders als andere Kinder. Radio, Fernsehen oder jegliche andere Technologie ist zum Beispiel tabu. “Was sollen sie damit machen”, fragt Ginny R. Das Friedensdorf kann es sich nicht leisten, jedem Kind Technologie anzubieten. Obendrein befinden die Mitarbeitenden es für unnötig. Diese Regel gilt auch für Besucher:innen des Friedensdorfes. Sie dürfen ihre Handys nicht benutzen, während sie Zeit mit den Kindern verbringen. Anstatt, dass sie auf Bildschirme gucken, spielen die Kinder miteinander. „Sie spielen wie verrückt”, sagt Ginny R., „diese Kinder kommen alle miteinander zurecht und nehmen Einschränkungen gar nicht wahr. Sie rennen einfach herum“, beschreibt sie. Die Kinder haben einen sehr strukturierten Tagesablauf. Unter anderem wird ihnen die deutsche Sprache beigebracht . Auch festgelegte Spielzeiten gibt es. “Sie haben Zugriff auf Kunstmaterialien und Spielzeuge, doch ihnen werden keine einzelnen Dinge geschenkt, weil sie sonst über diese streiten würden”, erklärt Ginny R.

Das Essen der Kinder spielt eine große Rolle im Friedensdorf. Es wird hauptsächlich über Spenden an die Organisation gesammelt. Ginny R. erklärt, dass die International School of Düsseldorf jedes Jahr Essensspenden abgibt. Auch Kleidungsspenden werden von der Schule organisiert.

Das Friedensdorf ist ein Ort, der Kindern eine neue Chance im Leben bietet. Ginny R. sagt, dass es sogar ihr Lieblingsort sei. Es rettet die Leben von armen und verletzten Kindern und holt sie, wenn auch nur für eine Weile, aus ihrem Elend. Wenn sie irgendetwas an das Friedensdorf spenden können, zögern sie nicht. Sie können die Website der Organisation, “friedensdorf.de”, auch einfach im Internet finden.