Als ich am Freitag, den 27. November, die Ausstellung von Yuri Leiderman, geb. 1963 in Odessa, im RWE Turm betreten habe, begegnet mein Blick drei Frauen in russischen traditionellen Gewändern. Alle drei lesen im Wechsel „Hauptmannstochter“ von dem populären russischen Autor A. S. Pushkin, von dem auch der Titel der Ausstellung stammt.
Hinter dem Podest der lesenden Frauen befindet sich eine hölzerne, zweidimensionale Darstellung eines Bootes. Die Bootsfenster sind Bilder von Menschen aus verschiedenen Ländern, dargestellt in traditioneller Kleidung eines anderen Landes. Zu jeder Seite ist eine Reihe von weiteren Bildern, die in einer autobiografischen Zeitskala präsentiert werden. Es geht um Wahrheiten jenseits von Folklore, es geht um Traditionen. Und es geht um persönliches Glück.
Der RWE Konzern veranstaltet in seinem Hauptsitz eine Ausstellung, damit junge Besucher sich mehr mit der Kunst in ihrem Alttag auseinander setzen. Das Gefühl wurde dadurch verstärkt, dass drei russische Frauen einen solchen starken Kontrast zu unserer deutschen Kultur bilden und die Ausstellung überraschenderweise klein ist.
Den eigentlichen Hauptteil stellt die Interaktion mit den jungen Besuchern dar. Sie bewegen das Boot um das Podest herum, während andere auf dem Podest die Frauen ablösen und Goethe vorlesen. Mit dieser Aktion möchte Leiderman ausprobieren, wie das sich bewegende Boot im Kontrast zu den sprechenden Personen wirkt.
Dank der Aktion „Meet the artist“ konnte man dem Künstler Fragen stellen. So sagte Leiderman: „The piece of art is not fixed, framed for eternity; it can live, change during the exhibition, like living organisms…”. Er will niemandem vorschreiben, was er mit seiner Kunst ausdrücken will, er fordert den Betrachter zu eigenen Gedanken auf: „Any meaning which seems for you (or other visitors) relevant becomes to be relevant”. Leiderman will inspirieren, es soll ein Dialog entstehen.
Viktor von Selchow, Düsseldorf, International School Of Düsseldorf