Glosse – Titellieder

Und gleich nochmal. Und nochmal. Immer wieder höre ich nur noch das Gleiche. Zu Beginn ist es ja noch süß. Eine Art „Guck mal, was ich kann“. Doch dann ist es nicht mehr zu stoppen, man hört es überall.

Ob sie mit Legos spielen: „Jo wir schaffen das“. Oder mal mit den Autos: „Kleiner roter Traktor. Los geht’s!“ Immer wieder stellt man sich die Frage: „Wann ist das hier endlich vorbei.“ Jedes Wort kennen sie in- und auswendig. Egal. ob die Titellieder für „Bob der Baumeister“, „Thomas und seine Freunde“ oder „Caillou“ – sie hallen in ihren kleinen Köpfen hin und her, ohne ihn je zu verlassen. Ich bin der Letzte der Familie, dessen Abwehrkräfte noch stimmen, noch bin ich immun. Vor einer Woche fing meine Mutter an. Ich hörte ihren Gesang aus dem Kinderzimmer, im Takt mit meinem kleinen Bruder. Der nächste war mein Vater, „Caillou“ summend lief er heute morgen aus der Haustür. Ab und zu merke ich selbst, wie der Text durch meinen Kopf schwirrt. Ich dränge die Gedanken der Melodien wieder aus meinem Kopf heraus, doch schon bald ertönt es wieder von unten. Es ruft nach mir. Zieht mich an. Sobald ich mich versehe, sitze ich unten mit dabei mit den Augen auf die Glotze gerichtet. Ich rühre mich nicht vom Fleck. Irgendetwas tun diese Lieder mit den Kindern. Vielleicht ist es ja die ständige Wiederholung, der einfach zu singende Text oder doch wie vertraut sie mit dieser Melodie ist. Ich fühle mich wie hypnotisiert und angezogen durch den Bann der Melodie. Schon fast freue ich mich, sobald die Sendung anfängt. Singend sehe ich wie der Songtext über den Fernseher hüpft. Was geschieht wohl in dieser Folge?

Carlos Beaujean, 9, International School Of Düsseldorf Düsseldorf