Die verbotenen Bücher: Ein Projekt der International School of Düsseldorf

Ira Charlotte Schäfer, International School of Düsseldorf

In der Bibliothek der International School of Düsseldorf in Kaiserswerth findet man eine neue Ausstellung. Das Thema: Zensur und Verbot von Büchern. Dort werden Bücher gezeigt, die aus den verschiedensten Gründen in Ländern verbannt bzw. verboten
wurden. In Deutschland ist dies nur bei den wenigsten Büchern der Fall. Diese (wenigen) Bücher sind auf dem sogenannten Buchindex zu finden.

Im Zuge dieser Ausstellung habe ich ein Interview mit dem Bibliothekar der Schule,
Stuart Crouch, geführt. Der Brite ist seit 13 Jahren an der Düsseldorfer Schule und hat
die Tradition dieser Ausstellung von seiner Vorgängerin übernommen.

Ira Schäfer: Mr. Crouch, warum liegt Ihnen diese Ausstellung am Herzen?
Stuart Crouch: Das hat viel mit den Themen censorship, freedom of speech, freedom of
expression und freedom of access to information zu tun. Das sind vier schwierige
Themen, die eine große Relevanz in der heutigen Gesellschaft haben. Denn wenn wir
die Auseinandersetzung mit diesen Themen vergessen, kommt irgendwann wieder ein
Tag, an dem auch in Deutschland wieder Bücher verboten werden und das wäre ein
gewaltiger Schritt rückwärts in der Meinungsfreiheit. Ich möchte aber auch betonen,
dass diese Themen keine schwarz-weiß, ja-nein Themen sind. Zum Beispiel “Mein
Kampf”, denn einerseits möchte ich dieses Buch nicht ausstellen, da ich nicht möchte,
dass die Schüler diese Ideen, dieses Weltbild sehen, doch andererseits ist es mir auch
wichtig, dass sie dies sehen und klar wird, dass diese Ideen inakzeptabel sind.
Deswegen gibt es darauf kein eindeutiges Ja oder Nein. Mit dieser Ausstellung wird die
Relevanz der vier Themen betont, sodass auch die Schüler sich damit
auseinandersetzen können.

Ira Schäfer: Wie reagieren die Schüler?
Stuart Crouch: Die Jüngeren verstehen meist nicht, warum man Kinderbücher verbannt,
die doch so harmlos sind. Es seien ja bloß Kindergeschichten. Bei den älteren
Schülerinnen und Schülern, merkt man schon, dass sie den Zusammenhang zwischen
Meinungsfreiheit und dem Verbot dieser Bücher sehen. Und auch, dass wir uns aus
diesem Grund glücklich schätzen können, in Deutschland zu leben. Insgesamt sehen
eigentlich alle schnell, worum es bei dieser Ausstellung geht.

Ira Schäfer: Gibt es Bücher, für die Sie ein Verbot ausgesprochen haben?
Stuart Crouch: Nein, nicht direkt, aber es gibt zwei Bücher, die einen Sonderstatus
erhalten haben, da sie nicht dem heutigen Weltbild gerecht werden. Einmal “Mein
Kampf” und “Tim und Struppi im Kongo”. Das heißt aber nicht, dass die Schüler keinen
Zugang zu diesen beiden Büchern haben. Um diese lesen zu dürfen, müssen die
Schüler nur auf mich zukommen und fragen, denn es ist mir wichtig, dass ein Gespräch
stattfindet. Es soll nicht einfach ein Verbot ausgesprochen werden ohne Begründung,
sondern ein Verständnis bei den Schülerinnen und Schülern entstehen, warum dieses
Buch heutzutage nicht mehr ins Weltbild passt.

Ira Schäfer: Sollten andere Schulen ihrem Vorbild folgen, damit noch mehr Schüler
darüber erfahren können?
Stuart Crouch: Das Konzept der Banned Books Week kommt ursprünglich aus den
USA. Ich weiß, dass es mittlerweile auch noch in weiteren europäischen Ländern
gemacht wird, allerdings ist es in Deutschland nicht verbreitet. Dies liegt wahrscheinlich
auch daran, dass nicht jede Schule über eine eigene Bibliothek verfügt. Ich denke, dass
diese Ausstellung und Thematisierung von zensierten Büchern dabei hilft, das
Verständnis der Schüler über Meinungsfreiheit und was es bedeutet, wenn es keine
Meinungsfreiheit mehr gibt, zu bilden. Es wäre wünschenswert, wenn das mehr
thematisiert wird.

Ira Schäfer: Darf ich sie abschließend nach ihrem Lieblingsbuch fragen?
Stuart Crouch: Ja, und zwar „Miss Smilla’s feeling for snow und „A room with a view“,
welches ein typisch britisches Buch ist.