Der Mann mit der roten Jacke steht am Strand mit einem Surfboard, das er lässig unter seinem Arm trägt. Sein weißer Bart weht im schwülen Wind, seine Stiefel hat er ausgezogen, so dass er seine Füße im Wasser kühlen kann. Das ist „Santa Claus“. In Australien herrscht an Weihnachten Hochsommer und jedes Jahr wird es bei Sonnenschein in Flip-Flops und Shorts gefeiert. An diesen Anblick musste sich Familie Noll aus Deutschland erst mal gewöhnen. Doch nach ein paar Jahren in Sydney gelang es ihnen. Mittlerweile wohnen sie wieder hier in Deutschland und erinnern sich noch gerne an ihre Zeit in Down-Under.
Als Deutsche versuchten sie, die heimischen Weihnachtstraditionen mit nach Australien zu nehmen, doch es gelang ihnen nicht immer 100-prozentig. Viele von den Traditionen hatten mit Schnee und Winter zu tun, aber dies gab es zu dieser Jahreszeit in Australien nicht.
Es ist 30 Grad und draußen knallt die Sonne, die meisten Leute kühlen sich im Pool oder am Strand im Meer ab. Familie Noll dagegen muss heute am 23. Dezember ihren Weihnachtsbaum besorgen. Im Schweiße ihres Angesichts brechen sie auf und fahren ungefähr eine halbe Stunde bis an den Stadtrand, um ihren Baum abzusägen in einem kleinen Tannenwald. Die meisten Australier feiern Weihnachten unter einem mit Lametta beschmückten Plastikbaum. Dann beginnt es. Alle fangen an, kraftvoll zu sägen. Vereint wollen sie den Baum zu fällen.
Als Familie Noll zuhause ankommt, fangen Sohn und Vater an, den Baum aufzustellen, während Tochter und Mutter zum nächsten Fischmarkt gehen, um ihr Festmahl zu besorgen. Die Essenstradition hat die Familie Noll für den 24. Dezember aus Australien übernommen. Die Australier genißen als Nachtisch den typischen Plumpudding, eine Kalorienbombe aus getrockneten Früchten.
Während die australischen Familien erst am Morgen des 25. Dezembers ihre Geschenke auspacken, gibt es für Familie Noll schon am Heiligabend die Bescherung. In Deutschland bekommen Jung und Alt seit je her Geschenke wie Schals und Mützen. Allerdings können Australier damit an Weihnachten nichts anfangen. Deswegen gehören in Down-Under meistens Geschenke, die mit dem Sommer zu tun haben, Badeanzug, Flip-Flops oder ein Kleid, unter den Baum.
Am Boxing Day (26. Dezember) ist für viele Australier Abreisetag in die Sommerferien, die meistens bis zum Nationalfeiertag dem 26. Januar gehen. Oft geht es in eines von den vielen einladenden australischen Strandhäuser oder auf eine atemberaubende Insel wie Fraser Island an der australischen Ostküste. Wegen der hohen Preise zur weihnachtlichen Hochsaison ist der Urlaub jedoch nicht für jeden Australier erschwinglich. Aber man kann ja auch zu Hause bei Sonnenschein mit einem Barbeque im Garten seine Freizeit genießen. Wenn Familie Noll jetzt in ihren Garten schaut, sieht sie Schnee, Eis und Regen. Deswegen erinnert sie sich und blickt gerne auf die sonnigen Weihnachten in Down-Under zurück.
Nela Noll, Düsseldorf, International School Of Düsseldorf