Zwischen Schein und Wirklichkeit

Energy-Drinks in Massen, die Klickzahlen gehen durch die Decke, Spieler lieben dein Spiel. Sieht so das Leben in der Gaming-Industrie aus? Ein Gespräch mit den Gründern von „Helium9“.

Von Peter Mukovskiy, 8c, Humboldt-Gymnasium Düsseldorf

Büros, hunderte von Mitarbeitern und ein großes Budget sind genau das, was dem Startup „Helium9“ nicht zur Verfügung steht. Ein Startup-Unternehmen ist Wikipedia nach eine Unternehmensgründung mit einer innovativen Geschäftsidee und hohem Wachstumspotenzial. Die noch neue Firma Helium9 besteht aus kaum 10 Mitarbeitern, die einander noch nie gesehen haben, da sie in allen möglichen Ländern leben und dort von zuhause aus arbeiten. So sieht ein modernes IT-Startup aus.

„Helium9“ wurde von Iskander Umarov, dem Leiter und Visionär, also dem, der das Projekt von Anfang an geplant hat und die Vorstellung von der zukünftigen Entwicklung stets im Kopf hat, Michael Mukovskiy, Verantwortlicher für Server-Systeme und Datenanalysen, und Maxim Mozgovoy, dem Hauptentwickler der AI, der artificial intelligence, zu deutsch künstliche Intelligenz gegründet. Registriert ist die Firma in Prag, Tschechien, obwohl die Tätigkeiten der Firma absolut gar nichts mit dem Land zu tun haben. Reizvoll sind hier wohl vor allem die niedrigen Steuern.

Das erste Produkt, an dem sie seit drei Jahren arbeiten, ist eine Mehrspieler-Tennissimulation: „World of Tennis Roaring 20s“, die den Spieler in die 1920er Jahre versetzt und ihn mit spannenden Tennisligen und realistischen Tennisduellen am Spiel hält. Besonders an dem Spiel sind die „AI“, die über lange Zeit, mühsam programmiert worden sind, damit es den spielenden Usern so vorkommt, als spielten sie gegen echte Gegner, was aber nur „Agenten“ anderer Spieler sind. Das heißt, sie tun so, als ob sie echte Spieler wären. Das Spiel ist mittlerweile schon ziemlich erfolgreich, fast eine Millionen Downloads wurden gezählt und es wurde sogar mehrmals als „Spiel des Tages“ in diversen Ländern gekrönt.

Aber was ist die Besonderheit in der Spieleindustrie gegenüber anderen Bereichen der Informationstechnologie (IT), fragten wir Iskander Umarov. Darauf antwortet er mit müder Stimme, da er noch gestern 20 Stunden durchgearbeitet hat, dass es eine der risikoreichsten Branchen im IT-Bereich wäre, da um die 85 Prozent der Spiele kein Geld einbringen würden.

Wenn man ein erfolgreiches Produkt entwickeln will, müsse man sich also auf geistliche Anstrengung einstellen, da man immer wieder vom eigentlichen Plan abweichen müsse: Die Spieler wollen oder verstehen etwas nicht, woraufhin man sich ihnen anpassen müsse. So werden immer wieder Stunden Programmierarbeit weggeworfen. Das sei die traurige Wahrheit der Gaming-Industry, sagt er.

Heutzutage sind AIs in vielen Branchen ziemlich beliebt. Wir fragen Maxim Mozgovoy, wie er die Verwendung von AI in Spielen sieht. Seiner Meinung nach profitieren die Spiele davon, dass durch die AI ein flexibles Gameplay entsteht, und der Spieler dadurch ein vielschichtiges Erlebnis bekommt. In dem Sinne sei die Verwendung von AI in Spielen schon prädestiniert, erzählt der Experte.

Mukovskiy öffnet sich schon den 5. Energydrink heute, als er seine Empfehlung für junge Menschen herausgibt, die in der Gaming-Branche arbeiten wollen: „In der Regel sehen sich junge Leute als Designer, die zu bestimmen, wie ein Großteil eines Spiels auszusehen hat. Jedoch braucht die Gaming-Industry vor allem hochqualifizierte Programmierer, die auch die Sicht des Spielers gut verstehen. Deswegen würde ich schon in jungen Jahren mich selbstständig viel mit Mathematik, aber auch mit IT befassen. Das ist die Basis um ein erfolgreicher Spielentwickler zu werden.“