Die Goldgrube im Hinterhof

Die Rahmenvergolderin Christiane Nick erzählt von ihrer Arbeit und den verrücktesten Aufträgen. Dabei lernt man, dass man im Zweifelsfall alles vergolden lassen kann.

Von David Huth, 8c, Humboldt-Gymnasium Düsseldorf

An einem sonnigen Herbstvormittag betrete ich die Gneisenaustraße in Derendorf, die eine angenehm ruhige Atmosphäre durch die wenigen Autos hat, und erblicke den Eingang des Geschäftes „Oro Fino“, den das prunkvoll goldene Logo von „Oro Fino“ mit den beiden Fahnen ziert. Das Geschäft nimmt jedes Jahr am „Perlfischwochenende“ teil, bei dem sich 23 Ateliers und Werkstätten in Derendorf und Pempelfort präsentieren.

Christiane Nick ist Rahmenvergolderin und Mitinhaberin des Geschäfts. Sie erklärt, dass man hier, wie der Name schon preisgebe, Bilderrahmen vergolde. Jedoch werden auch andere Objekte bei „Oro Fino“ vergoldet, wie zum Beispiel Wände, Tischplatten, verschiedene Skulpturen oder eine Toilettenkonsole. Das Kleinste, was die Werkstatt jemals vergoldet habe, sei, wie Christiane Nick schmunzelnd erzählt, eine kleine Erbse gewesen, die ein Geschenk zur Wertschätzung an jemanden gewesen sei, der eine Firma verlassen habe. „Im Prinzip“, sagt sie, „kann man alles vergolden“.

In der Werkstatt arbeitet sie mit 23-karätigem Gold. 24 Karat sei pures Gold, aber 23-karätiges Gold hafte besser und lasse sich deshalb besser bearbeiten, jedoch sehe die Farbe immer noch nach Gold aus. An Kirchtürmen zum Beispiel werde auch 23-karätiges Gold genutzt, da die Turmspitze viel aushalten muss. Außerdem werden verschiedene Goldsorten verwendet, nämlich eine Legierung aus Platin und Gold, genannt Mondgold.

Die Vergolderin berichtet weiter von Goldsorten mit den ansprechenden Namen Weißgold, Orangegold, Zitronengold, Grüngold, aber auch Silber werde hier wohl genutzt. Diese Wertstoffe werden mit dem sogenannten „Anschießen“ an den jeweiligen Bilderrahmen, die auch bei „Oro Fino“ selbst hergestellt werden, angebracht. Dabei wird auf den Bilderrahmen Polyment, eine Tonerdemischung, die mit Leim versetzt wird, und eine Spiritusmischung aufgetragen. Damit ist der Rahmen vorbereitet und die Vergolderin kann das empfindliche Blattgold auftragen. „Aber langsam bewegen! Denn wenn man da draufatmet, fliegt es gleich weg!“

Um den Beruf Rahmenvergolder ausüben zu können, benötigt man eine Ausbildung von insgesamt drei Jahren, die eine Mischung aus praktischer Arbeit in der Werkstatt und Berufsschule ist. Die Angestellten sind von 10 Uhr morgens bis 18:30 Uhr für die Kunden da, sowie am Samstag von 10 Uhr bis 14 Uhr. „Wie ein normales Geschäft“, erklärt Christiane Nick. Der Beruf gefalle ihr sehr, da er besonders vielfältig sei. Manchmal müsse man geduldig sein, wie zum Beispiel beim Vergolden des Rahmens. Manchmal mische sie verschiedene Farben, um Rahmen zu gestalten. Bei der Rahmenherstellung kommen auch große Maschinen zum Einsatz, die durchaus auch mal „Dreck und Lärm“ machen. „Heute Morgen“, erzählt sie, „habe ich auch einen Spiegel zurechtgeschnitten“.

Beim Verlassen der Werkstatt fällt mir auf, wie idyllisch es hier mit den schönen Pflanzen und den alten Backsteinmauern im Hinterhof eigentlich ist. Wenn ich mal eines Tages einen besonderen Rahmen brauche, weiß ich ja, an wen ich mich wenden muss.