Von Anni Bismarck, Klasse 8e, Humboldt-Gymnasium
Schon direkt nach dem Aufwachen nutzen wir es: Wir checken Social Media-Plattformen wie Instagram oder Facebook, chatten über WhatsApp, schreiben Emails oder schauen YouTube-Videos an. Die Rede ist vom Internet, dessen Nutzung unseren Alltag dominiert wie kaum etwas Anderes. Doch wer verbindet eine so scheinbar nachhaltige Innovation mit CO2-Ausstoß oder Umweltbelastung? Für manche nicht nachvollziehbar, denn ein Laptop stößt nicht offensichtlich Abgase aus. Trotzdem ist die weltweite Digitalisierung nicht direkt umweltschonender. Nicht zu bestreiten ist, dass endliche Ressourcen, wie Papier gespart werden, wenn wir statt einer Zeitung ein E-Paper lesen. Doch alle Nachrichten, Fotos und Akten müssen gespeichert werden. Das geschieht in einer Cloud. Daten können global ausgetauscht werden, da Milliarden Server mit teilweise enormen Ausmaßen kontinuierlich arbeiten. Diese müssen mit Strom versorgt und zusätzlich gekühlt werden, was jährlich zu einem Gesamtausstoß aller IT-Geräte von 800 Millionen Tonnen CO2 führt. Dies entspricht etwa den gesamten Treibhausgas-Emissionen Deutschlands, bzw. dem CO2-Ausstoß des weltweiten Flugverkehrs.
Energie-Forscher am Borderstep-Institut für Innovation und Nachhaltigkeit geben für das bessere Verständnis weitaus präzisere Werte an. Pro Email fällt ein Gramm CO2 an. In Deutschland werden täglich eine Milliarde Emails verschickt. Das summiert sich auf 1000 Tonnen pro Tag. Eine Stunde Videostreaming produziert die gleiche Menge an CO2 wie ein km Autofahren. Auch beim Recherchieren entsteht das klimaschädliche Gas: Pro Suchanfrage auf Google ca. 0,2 Gramm CO2. Und da jeden Tag 3,45 Milliarden Mal „gegoogelt“ wird, bleiben die Folgen in Form des Klimawandels nicht unbemerkt.
Doch wie können einzelne User Energie und damit CO2 sparen? S. Holzmann, Green-IT-Experte bei der Deutschen Umwelthilfe, schlägt vor: Dateien statt in einer Cloud auf externen Festplatten, wie CDs oder DVDs speichern, denn diese verbrauchen, solange sie nicht genutzt werden, wenig bis keine Energie. Auch das Löschen oder Archivieren von alten oder überflüssigen Nachrichten und Fotos trägt zum Umweltschutz bei, so Holzmann. Ein zusätzliches Mittel sei die Daten-Deduplizierung. Das bedeutet, dass z.B. ein Foto nicht auf vielen verschiedenen Serversystemen bereitgehalten werden muss. Um dies genauer zu erläutern, hier ein Beispiel anhand einer Klasse. Jemand macht auf einem gemeinsamen Ausflug ein Gruppenbild. Es wird über WhatsApp mit allen 30 Mitschülern geteilt, ein paar davon leiten es später an ihre Eltern weiter oder posten es auf Social Media-Plattformen. So wird ein Bild aus fünf Megabyte plötzlich zu einem Gigabyte Daten. Um dieses exponentielle Wachstum zu stoppen, werden Daten dedupliziert, was bedeutet, dass Daten nicht mehr an denkbar verschiedenen Stellen verteilt werden.
Um Rechenzentren von Anfang an nachhaltiger zu gestalten, baute TÜV Nord in Hannover die Serverräume um. Die dort verarbeiteten Daten aus mehr als 70 Ländern verbrauchen nun nur noch halb so viel Energie wie zuvor. Ein erster Erfolg. Doch ein einziges Unternehmen ist wohl kaum dazu in der Lage, das Weltklima zu retten. Deshalb müssen wir alle eine Sensibilität für die wahren und komplexen Ursachen des Klimawandels entwickeln. Wenn wir das Klima nicht weiter negativ beeinflussen wollen, muss verstanden werden, dass auch durch vermeintlich saubere Technologien erheblicher Schaden entstehen kann. Eine genaue Analyse wäre die Vorausätzung zur effektiven Bekämpfung der globalen Klimakatastrophe.