Balken, Barren, Boden – mein Turnwettkampf

Vor dem zweiten Wettkampf ist die Autorin sehr aufgeregt. Wird alles so gut klappen, wie sie sich das vorstellt?

Von Inga Temne, 8c, Maximilian-Kolbe-Gymnasium Wegberg

Heute ist ein besonderer Tag, und ich muss früh aufstehen, um pünktlich in der Turnhalle zu sein. Es finden die jährlichen Vereinsmeisterschaften meines Turnvereins TuS Wegberg statt. Schon am Tag zuvor war ich total aufgeregt. Unter anderem, weil ich bei dem letzten Training nicht so gut war. Außerdem werde ich heute das erste Mal eine Kür turnen, das heißt, ich habe meinen Vortrag selbst zusammengestellt und zeige keine vorgegebene Übung.

Aber jetzt geht es endlich los – das Turnen beginnt. Pünktlich um 9:00 Uhr gehe ich zusammen mit meiner Riege zum ersten der vier Turngeräte. Wir fangen beim Sprung an. Jeder darf zunächst zwei Probesprünge zum Einturnen machen. Als ich beide davon vermassele, werde ich ganz schön nervös und ein bisschen unsicher. Aber nun bin ich mit meinem ersten Sprung im Wettkampf an der Reihe. „Du schaffst das!“, flüstert mir meine Freundin zu. Also laufe ich an und springe – geschafft! Und der zweite Versuch gelingt mir noch besser. Stolz gehe ich mit den anderen zum nächsten Gerät: dem Barren.

Trotz Nervosität und Aufregung turne ich nicht schlecht. Selbst die Turnelemente, die mir beim Abschlusstraining nicht gelingen wollten, bekomme ich hin. Jetzt kommen nur noch der Balken und der Boden. Die Anspannung steigt. Werde ich das Rad auf dem Balken schaffen? Was wird passieren? Werde ich herunterfallen? All das geht mir durch den Kopf. Ich versuche mich zusammenzureißen: volle Konzentration, bloß nicht nachdenken! Die Kampfrichter sind bereit und ich fange mit meiner Übung an. Der Anfang ist ganz in Ordnung und ich merke, wie ich ruhiger werde. Doch jetzt kommt das Rad. Ich atme tief ein, turne das Rad, verliere aber bei der Landung das Gleichgewicht und schon bin ich unten. Mist! Zwar zählt das Rad noch, da ich den Fuß auf dem Balken hatte, aber für den Sturz werde ich wohl ein paar Minuspunkte bekommen. Als ich den Rest der Übung beendet habe, bin ich erleichtert und froh, dass es vorüber ist. Ich gehe wieder zurück zur Bank, auf der die anderen aus meiner Riege sitzen. Wir schauen noch den Restlichen am Balken zu und als alle fertig sind, gehen wir zum Boden.

Geturnt wird auf sechs aneinandergelegten Weichbodenmatten, die eine große quadratische Fläche bilden. Ich freue mich schon darauf, anzufangen und gehe im Kopf nochmal die Übung durch. Ein paar Minuten später bin ich endlich an der Reihe und begebe mich in meine Anfangsposition. Die Musik ertönt, ich fange an zu turnen und blende alles andere aus. Ich fühle mich einfach frei und bewege mich zur Musik. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Die Übung ist viel zu schnell vorbei. Nun bin ich sehr glücklich, aber auch erleichtert.

Jetzt ist Warten angesagt: die Ergebnisse müssen ausgewertet werden. Deshalb gibt es noch etwas Zeit. Als erstes steht eine kleine Vorführung von vier Mädchen meiner Turngruppe auf dem Programm und dann sind alle Zuschauer dazu aufgefordert, in den Innenraum zu kommen. Sie sollen mit uns Turnerinnen unser Kraft- beziehungsweise Aufwärmprogramm durchführen, das wir immer vor dem Training machen. So bekommen sie einen kleinen Eindruck von dem, was wir so machen. Viele Eltern und auch Geschwister machen mit, sodass es auf der Matte ganz schön eng wird. Es ist sehr lustig aber auch anstrengend. Auch meine Mutter ist dabei!

Nach einer kleinen Stärkung geht es schon bald mit der Siegerehrung los. Als meine Riege aufgerufen wird, bin ich auf die Platzierungen gespannt. Ich vermute, dass ich auf dem fünften (und damit letzten) Platz landen würde, da ich noch nicht so lange turne wie die meisten anderen und dementsprechend auch nicht so gut bin wie sie. Ich habe vor ungefähr drei Jahren mit diesem Hobby angefangen und bin wegen ein paar Klassenkameraden und Freunden darauf gekommen. Allerdings ist dies erst mein zweiter Wettkampf. Im letzten Jahr hatte ich mir kurz vor den Vereinsmeisterschaften einen Daumen gebrochen. Damals war ich sehr enttäuscht und traurig, als ich erfuhr, dass ich nicht mitmachen konnte. Ich bin aber selbstverständlich trotzdem gekommen, um meinen Verein und meine Freunde zu unterstützen.

Aber jetzt zurück zur Siegerehrung. Zuerst wird der fünfte Platz aufgerufen – und ich bin es nicht! Dann ertönt erneut die Stimme meiner Trainerin: „Und auf dem vierten Platz ist…Inga Temme!“. Ich stelle mich neben das Podest und bekomme meine Medaille und meine Urkunde. Natürlich wäre es cool, mal auf dem Podest zu stehen, aber auch so bin ich total zufrieden mit meinem Wettkampf und freue mich schon aufs nächste Jahr.