Ein Interview mit Ernst von Marschall. Der Geiger und Dirigent ist seit 2007 für die Kinder- und Jugendorchester der Tonhalle zuständig.
Mein Vater sagt, selbst er würde in normalen Konzerten der Tonhalle den Altersdurchschnitt senken – und der ist schon 47. Warum ist das eigentlich so?
Ich weiß nicht wirklich, woran das liegt. Vielleicht daran, dass ältere Leute die meiste Zeit und oft auch das nötige Geld haben, um in Konzerte zu gehen. Auf der Homepage der Tonhalle fällt die Seite der „Jungen Tonhalle“ auf. Was genau ist das? Das ist zum einen die Reihe „Ignition“, in der klassische Musik peppig aufbereitet wird. Dann haben wir die „Tonfrequenz“, eine Art Disko. Dann gibt es die Kinderkonzerte und die Reihe „Ultraschall“ für ungeborene Kinder. Nicht zuletzt haben wir die Jugendorchester der Tonhalle: das Jugendsinfonieorchester (JSO), das U16 und das Kinderorchester (KiO).
Wie haben sich diese drei Orchester entwickelt?
Es gab schon ein JSO bei der städtischen Musikschule, das dort aber kein gutes Leben führte. Man hätte es nun einfach eingehen lassen können, doch der damalige Bürgermeister Joachim Erwin und der damals neue Intendant der Tonhalle, Michael Becker, wollten das JSO an der Tonhalle sehen. Ich selbst war auch von der Möglichkeit angetan, in Düsseldorf weiter mit Jugendlichen arbeiten zu können. Angefangen haben wir 2007 mit nur 40 Musikern. Dann kamen ja 2009 das U16 und 2010 das KiO dazu. Im Moment spielen in den Orchestern insgesamt 200 Musiker.
Die Orchester zu erhalten muss viel Geld kosten, wieso macht die Tonhalle das?
Ja, das kostet sehr viel Geld. Die Stadt finanziert dass, weil man in den politischen Gremien verstanden hat, dass es für die Kultur unserer Stadt von großer Bedeutung ist und Jugendliche positiv prägt. Wohlhabende Bürger spenden zusätzlich jedes Jahr einen enormen Betrag.
Proben die Orchester alle in der Tonhalle?
Nein, das einzige Orchester, das dort probt, ist das JSO. Die anderen Orchester proben seit Jahren im Humboldt-Gymnasium; der Raum wird aber immer mehr von der Schule selbst belegt, sodass wir im letzten Jahr echte Probleme hatten und das U16 nicht regelmäßig arbeiten konnte. Doch nun hat die Stadt Düsseldorf einen Probenraum für alle drei Orchester gefunden und ich denke, dass wir Ostern schon in diesem Raum sein können.
Was sind die Voraussetzungen, um mitspielen zu können?
Man sollte ein Instrument angemessen beherrschen. Das tut man, wenn man fünfmal in der Woche eine halbe Stunde übt. So muss man beim KiO und beim U16 auch nicht vorspielen. Beim JSO ist allerdings ein Vorspiel mit gewissen Anforderungen nötig, die man auf der Website der Tonhalle nachlesen kann.
Herr von Marschall, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Charlotte Schuberth, 8e, Erzb. St. Ursula-Gymnasium, Düsseldorf