Es ist ein sonniger Samstagmorgen. Während die meisten Jugendlichen sich noch in Ihren Betten wälzen, sitze ich müde und aufgeregt im Auto auf dem Weg nach Moers. Dort finden heute die Deutschen Jugend-Meisterschaften im Florettfechten statt.
Der Parkplatz des Sportzentrums ist voll bis obenhin mit hupenden Autos. Ich schnappe mir meine Tasche und marschiere zum Eingang. Bei jedem Turnier muss man vor Beginn einen Fechtpass abgeben, um teilnehmen zu dürfen. Das dauert heute sehr lange, denn es haben sich über 100 Teilnehmer angemeldet. Ich erkenne viele bekannte Fechterinnen. Auf den Rücken der Trainingsanzüge sind die Landesverbände aufgedruckt: Sachsen, Württemberg, Nordrhein oder Hamburg.
Jetzt geht es zur Materialkontrolle. Beim Fechten wird jeder Treffer über elektrische Impulse registriert. Deshalb muss das gesamte Material elektrisch leiten. Außerdem wird die Sicherheit der Gesichtsmaske kontrolliert, denn die schützt mit einem feinen Drahtgeflecht das Gesicht vor Verletzungen.
Jetzt beginnt das Aufwärmen. Wir laufen in kleinen Gruppen durch die Halle, um beweglich zu werden. Ein bisschen Psychologie ist immer dabei. Wenn man besonders schnell läuft, beeindruckt man vielleicht den Gegner.
Dann wird die Veranstaltung offiziell eröffnet – und es geht los. Die Paarungen werden aufgerufen. Zuerst fechten wir in Gruppen von sechs Teilnehmern. Jeder gegen jeden. Ich habe großes Pech, bin ich doch mit drei Landesmeisterinnen in einer Gruppe.
Florettfechten ist ein sehr schneller Kampfsport. Man versucht, den Gegner mit der Waffe auf dem Oberkörper zu treffen und gleichzeitig nicht getroffen zu werden.
Wer als erstes fünf Treffer setzt oder nach drei Minuten die meisten Treffer hat, gewinnt das Gefecht. Das klingt einfach, ist aber richtig schwierig und körperlich anstrengend. Zudem steckt man die ganze Zeit in einem dicken Fechtanzug, der am ehesten mit einem warmen Mantel vergleichbar ist.
Zwei Gefechte habe ich gleich am Anfang verloren. Das nervt richtig und man verliert schnell den Glauben an seine eigenen Fechtkünste. Zum Glück ist mein Trainer immer dabei. Er gibt mir Tipps und muntert mich wieder auf. Der dritte und vierte Kampf gehen an mich.
Ich bin eine Runde weiter. Die Hälfte der Teilnehmer fährt schon nach Hause. Jetzt beginnt das lange Warten. Die Ergebnisse werden nach einem recht komplizierten Verfahren ausgewertet, bei dem das Alter und die Kampfstärke mit einfließen.
Die nächste Runde. Wieder in Gruppen mit fünf Teilnehmern. Auch hier verliere ich dreimal. Einmal gegen eine Linkshänderin. Gegen Linkshänder zu fechten ist schwierig, da man alle Finten und Angriffe spiegelverkehrt machen muss. Das ist nicht meine Stärke. Auch gegen die letzte Gegnerin habe ich keine Chance.
Nach drei Stunden ist mein Traum vorbei. Ich setze mich eine Viertelstunde in eine verlassene Ecke der Halle und bin einfach nur traurig. Dann aber überwiegt doch die Freude, wie weit ich gekommen bin.
Johanna Feron, 8e, Erzb. St. Ursula-Gymnasium, Düsseldorf