Eine Wolke süßherben Dufts dringt an meine Nase. Die Kellnerin kommt zu meinem Platz, stellt mir ein Tablett auf den Tisch und eilt zurück zur Theke, wo wohlbehütet in gekühlten Vitrinen die süßen Sünden nur darauf warten, Mägen hungriger Passanten zu füllen.
Gierig schließe ich meine Hände um die Tasse, die eine wohlriechende Flüssigkeit beinhaltet, und genieße den Moment, in dem sie durch meinen ganzen Körper fließt. Die meisten gehen zu Poccino, um sich eine Portion Espresso zu gönnen, schließlich fing damit alles an.
Mitte der 70er Jahre gründete Dr. Bruno Albrecht seinen ersten Poccino-Laden, in dem er gefördert von Luigi Lavazza seinen Espresso in Deutschland einführte. Zuvor war er nur im Heimatland Italien zu bekommen. Ich fragte Dr. Albrecht, wie er auf den Namen Poccino gekommen sei, und er erklärte mir dessen Bedeutung. Richtig geschrieben mit einem H, Pocchino, bedeutet es soviel wie „der ganz Kleine“. In diesem Falle als „die ganz kleine Tasse Kaffee“ zu verstehen. Ohne H, also Poccino, „das kleine Rendezvous“. Somit ergab sich eine perfekte Doppelbedeutung.
Anfangs wurden nur Espressomaschinen und Espresso verkauft, mittlerweile auch italienische Konditorwaren und Gerichte. Das hört sich erst einmal nach einer normalen Kette an, aber die drei Läden haben alle ein eigenes Konzept und stehen in völliger Unabhängigkeit zueinander. Der älteste Laden in den Shadow-Arkaden hat 80 Prozent Stammkundschaft, der Laden in der Duisburger Straße ist Anlaufstelle für viele Passanten, die von der Nordstrasse kommen und der neue Laden im Kö-Bogen entwickelt sich derzeit durch die Besucher des Kö-Bogens und des Hofgartens. Bei allen drei Konzepten sind mir aber vor allem diese zwei Punkte aufgefallen:
1. die eigene, handwerkliche Herstellung dessen, was dort gegessen und getrunken wird
2. das Siebträgerverfahren bzw. die Direktmahlung des Espressokaffees in den Siebträger
Dieses Verfahren erfordert zwar Handarbeit, ist für Dr. Albrecht aber der Schlüssel zur hohen Espressoqualität. Und für diejenigen, denen es zu mühsam ist, arbeitet man nun an einem Espressoroboter, der die Handarbeit ,,Pronto“ durchführt und dabei so präzise ist wie ein Mensch.
Wenn ich die Leute betrachte, die im Kö-Bogen auf und ab gehen, denke ich an die anfänglichen Probleme während des Baus. Denn es gab im Windsor-Geschäft nebenan einen gelegten Großbrand, dessen Auswirkungen eine zweimonatige Verspätung der Eröffnung des Restaurants mit seinen vier Geschossen einschließlich Bar bedeutete. Das meiste, was schon eingebaut war, war kontaminiert, das heißt, ca. 25.000 Meter Elektro-Kabel mussten aus Decken, Wänden, Böden und Schächten herausgerissen und 28.000 Meter Kabel neu verlegt werden.
Mittlerweile sind das Palio-Poccino-Restaurant, die „San Marco“ Pasticceria sowie die Bar wieder intakt und empfangen viele Gäste, die genüsslich ihren Espresso schlürfen, und dabei die leckeren italienischen Spezialitäten verzehren, so wie ich es jetzt tun werde.
Buon Appetito!
Clara Zech, 8e, Erzb. St. Ursula-Gymnasium, Düsseldorf