Kennen Sie das nicht auch? Es ist Sonntag und die Familie will mit einem ins Museum. Da ist das Stöhnen groß. Doch ich bin der Meinung, dass es an der Art der Kunst liegt. Ich denke, dass es Künstler gibt, die es schaffen mit ihren Arbeiten auch Menschen zu erreichen, die eher kein Interesse an Kunst haben. Und Nam June Paik ist einer der wenigen, die das können. Ich würde Ihnen gerne einige meiner Eindrücke über die Paik-Ausstellung im Rahmen der Quadriennale 2010 nahe bringen.
Als ich in die Ausstellung hereinkam, sah ich mir zuerst einige schwarz-weiß Fotos an. Sie zeigten Paik in Zusammenarbeit mit seiner Frau, ebenfalls einer Videokünstlerin oder mit Künstlerfreunden, wie beispielsweise Beuys, mit dem ihn nicht nur die Kunst verbindet, sondern auch gemeinsame Klavierauftritte.
Von diesem Raum kam ich in einen anderen, leicht abgedunkelten. Dort standen an jeder Wand drei Fernsehgeräte, die jeweils andere Videos und somit auch immer eine andere Geschichte zeigten. Bei einem wurde eine für Paik sehr typische Videoinstallation gezeigt. Die Merkmale der Arbeit sind bei ihm oft Schnelligkeit der Bildwechsel und grelle Farben. Jedes Fernsehgerät war mit Kopfhörern ausgestattet, und so wurde man ganz in die Welt des Videos eingesogen.
Die nächste Etage zeigte „kaputte“ Fernsehbildschirme, in denen beispielsweise eine Kerze brannte und ein Buddha, wie ein Zuschauer, davor saß. Für mich war dies ein sehr interessanter Aspekt. Eine Statue, die wie ein Mensch vor einem Bildschirm sitzt und einfach in eine brennende Kerze schaut. Eine Kerze, die die ganzen beweglichen Bilder ersetzt. Können Sie sich diese Wärme vorstellen – diese beruhigende Wirkung?
Als ich etwas weiterging, stand ich vor einer Arbeit, bei der Fische in Aquarien vor einer dieser typischen Paik-Installationen herum geschwommen sind. Ich habe mich gefragt, ob diese schnellen, grellen Bilder nicht schädlich für Fische sind?! – scheint aber nicht so zu sein. Wieder etwas dazu gelernt.
Nun kam ich in einen der größten Räume, der nur von einer einzigen Arbeit ausgefüllt war. Ein weißes Zelt hing von der Decke herunter. Man konnte sich darunter legen und schaute sich dann die Lichtinstallation an, die wie bunte, grelle Blitze oder in spiralförmigen Bewegungen über die weiße (Lein)wand des Zeltes huschte. Die Elemente kamen wirklich auf einen zu – man hatte fast das Gefühl, sie berühren zu können. Das war mein persönliches Lieblingserlebnis.
Zum Abschluss meines Besuches bin ich noch einmal in das gegenüberliegende Gebäude vom Museum Kunst Palast, gegangen. Dort hängt eine Paik-Installation unter der Decke (die dort auch immer ist). Dieses Kunstwerk zeigt ebenfalls eine seiner typischen Videoinstallationen. Wer hier etwas sehen will, muss sich auf eine Art Liege legen. Und das verändert die Wahrnehmung – stundenlang könnte man sich diese Bilder angucken. Meiner Meinung kann die Paik-Ausstellung auch Leute faszinieren, die sonst nicht gern ins Museum gehen.
Luca Carlotta Pier, Düsseldorf, Cecilien-Gymnasium