Eine Spiele-Journalistin erzählt – Das Hobby zum Beruf gemacht

Viola Tensil ist Spiele-Expertin und hat mit uns über ihre große Leidenschaft gesprochen.

Wie kamst Du auf die Idee, „zockerhausen.de“ zu gründen ?

Tensil: Ich wollte schon lange eine Gaming–Seite machen, die wie ein gemeinsamer Blog aller User funktioniert und gleichzeitig eine Anlaufstelle für Leute ist, die gerne andere Jungs und Mädels mit einer Spiele-Leidenschaft kennen lernen wollen. Als ich GIGA im Sommer 2008 verlassen habe, hatte ich endlich Zeit, meine Idee gemeinsam mit meinem Mann umzusetzen. Ich hätte allerdings niemals erwartet, das zockerhausen.de so gut ankommt und dort täglich so viele nette User unterwegs sein würden.

Welchen Tipp würdest Du angehenden Netzreportern geben?

Tensil: Da es GIGA als TV-Sender nicht mehr gibt, gibt es auch keine „Netzreporter“ mehr. Wer Spiele-Journalist werden will, sollte frühzeitig journalistische Erfahrungen sammeln – nicht nur bei Spiele-Medien – und nach Möglichkeit, ein medienrelevantes Studium oder eine entsprechende Ausbildung abschließen.

Wie gut warst Du in der Schule?

In Mathe und Naturwissenschaften eher schwach, aber sonst ziemlich gut. Abinote 2,0.

Liest Du Gaming-Zeitschriften? Und wenn ja, welche und warum?

Tensil: Ja, ich lese die GEE, da steht immer viel Interessantes drin. Vielleicht gefällt mir die GEE auch deshalb so gut, weil die thematisch genau das tut, was Colin Gäbel und ich auch in unserer neuen Gaming-Sendung „play’d“ auf Bunch.TV machen wollen: Zeigen, dass Videospiele ein hoch interessantes Medium sind, das noch lange nicht in allen Aspekten erforscht ist und für das geradezu täglich neue, innovative Ideen entstehen.

Wie stehst Du zu „Ballerspielen“?

Tensil: Diese Frage ist fast unmöglich zu beantworten. Grundsätzlich denke ich Folgendes: Wir haben mit der USK in Deutschland den weltweit strengsten Jugendschutz, der darüber hinaus nicht nur eine Empfehlung, sondern per Gesetz festgelegt ist. Was viele „Killerspiel-Gegner“ allerdings nicht in Betracht ziehen (was oft auch an mangelndem Kenntnistand liegt), ist, dass Gewalt verherrlichende Spiele in Deutschland sowieso nicht erscheinen. Allerdings ist auch die USK machtlos, wenn Eltern diesen Hinweis missachten. Die Debatte in den Medien wird weitgehend unsachlich geführt, was schon daran zu erkennen ist, dass es ein Genre namens „Killerspiel“ einfach nicht gibt. Der größte Industrieverband, BIU (Bundesverband Interaktiver Unterhaltungssoftware), arbeitet deshalb in jüngerer Vergangenheit stärker daran, innerhalb der Bevölkerung eine größere Medienkompetenz und Aufklärung zu schaffen.

Letztendlich sind viele Vorurteile nur Ausdruck von Nicht-Wissen – genau wie in vergangenen Jahrzehnten der Rock ’n‘ Roll, Horror-Filme und ähnliches für eine „verdorbene Jugend“ verantwortlich gemacht worden. Letztendlich kann jeder Gamer der Debatte nur entgegenwirken, indem er selbst Aufklärung leistet. Zeigt Euren Eltern, was Ihr spielt – erklärt es ihnen und lasst sie selbst mal was ausprobieren.

Info: Aktuelle Konsolen sind Nintendo Wii (150 Euro), Xbox 360 (300 Euro), PS3 (600 Euro), PSP (170 Euro) und Nintendo DSi (160 Euro)

Daniel Schachtmeier, Wesel, Städt.realschule Mitte