„Mit dem Altwerden ist es wie mit auf einen Berg steigen. Je höher man steigt, desto mehr schwinden die Kräfte – aber umso weiter sieht man!“ (Ernst Ingmar Bergmann)
Ähnlich wie im wahren Leben gibt es nie nur eine Seite der Medaille – und so auch nicht beim Thema „Altwerden“.
Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es für den Alterungsprozess viele Gründe. Als Hauptursache werden zurzeit die so genannten freien Radikale gesehen. Die in den meisten Zellen liegenden Mitochondrien versuchen, den eingeatmeten Sauerstoff in Energie umzuwandeln. Bei ein bis zwei Prozent des Sauerstoffs verläuft die Energieumwandlung fehlerhaft, und dadurch kommt es zur Verbindung mit den freien Radikalen. Folge: Die einzelnen DNA-Stränge des menschlichen Körpers werden rund 10000 Mal pro Tag beschädigt. Diese Schäden können vom Immunsystem nicht vollständig repariert werden. Demzufolge verschleißt der Körper – er altert!
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Biogerontologie)
Neben den wissenschaftlichen Modellen gibt es naturgemäß die menschliche Sichtweise, die das Altern personalisiert und individuell empfindbar macht.
Wie sehen eigentlich Kinder das Altern? Bei einer Befragung von Kindern des Blumenkamper Kindergartens wurde deutlich, dass Altern mit der individuellen Sichtweise zu tun hat. Für diese sind zunächst „alte Menschen“ ihre eigenen Omas und Opas oder Nachbarn. Mit „älter werden“ verbinden sie auch, mehr lernen zu müssen, etwa für Schule und Beruf, und mehr Verantwortung zu übernehmen. Zum Altwerden gehört ebenfalls, dass man auf andere angewiesen ist und in einem Altersheim lebt. Einstimmig sagten sie, dass sie aber lieber älter wären, um eine eigene Familie zu haben und Auto fahren zu können, und damit sie mehr Verantwortung übernehmen können.
Wie sehen die Betroffenen selber das „Altwerden“? Frau Maria Kornek (84 Jahre) aus Blumenkamp erzählt, dass das Leben für sie nur dann noch richtig Spaß mache, wenn man körperlich fit sei und alles machen könne, was man möchte. Lässt die Kraft nach und ist man gesundheitlich eingeschränkt, dann ist es sehr belastend, aktiv am Leben teilzunehmen. Man ist auf die Hilfe anderer angewiesen. Mit 70 Jahren sei sie noch wesentlich fitter gewesen und habe noch viel mehr unternommen. Eigentlich würde sie sich nur dann alt fühlen, wenn sie kraftlos sei und die alltäglichen Situationen nicht mehr meistern könne oder Hilfe annehmen müsse. Deshalb mache sie alles dafür, dass ihre Kräfte nicht nachlassen. Tägliches Fahrradfahren und Gartenarbeit würden ihr dabei helfen.
Der Blick auf das Altwerden ist also individuell und sehr vielfältig. Je nach Person und Lebensstufe ändern sich die Sichtweise und die Einstellung. Vielleicht kann man aber auch nur sagen: Alt werden will jeder – alt sein will niemand!
Kevin Reising, Wesel, Konrad-Duden-Gymnasium