Hamminkeln. Lachend sitzt die neunjährige Hannah auf dem Pferd Cassia. Wie viele andere Kinder in der Reithalle an diesem Nachmittag ist sie behindert. Mit drei Jahren erlitt sie einen schweren Krampfanfall und konnte seit dem weder laufen noch krabbeln. Daraufhin begann sie mit dem therapeutischen Reiten (Hippotherapie). Heute kann das Mädchen eigenständig laufen und verfügt über eine bessere Stützfähigkeit.
Doch Hannahs Geschichte ist nur ein Beispiel für 60 Kinder, die pro Woche den Reiterhof in Hamminkeln aufsuchen. Die meisten sind geistig oder körperlich behindert und viele von ihnen sitzen im Rollstuhl. Aufgrund dieser Beeinträchtigungen verfügen sie über eine schlechte Körperspannung. Diese soll durch das therapeutische Reiten verbessert werden. Doch manche Kinder hier leiden auch unter ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung).
Das Pferd überträgt physiologische Bewegungen auf den Reiter. „Dabei bewegt es ihn, als würde er selber gehen“, so Frau Petra Locker, die Leiterin des Hofes. Auch die Koordination, das Gleichgewicht, die Konzentration und die Wahrnehmung werden geschult. Somit kann das Kind die erlernten Bewegungsmuster auf den Alltag übertragen. Allerdings werden auch der sachgerechte Umgang mit Pferden, Erfahrung von Selbstwertgefühl und angemessene Selbsteinschätzung vermittelt.
Seit 1991 führt Frau Locker nun schon erfolgreich den Therapiehof. „Die Arbeit mit den Kindern und den Pferden macht mir sehr Spaß. Trotzdem finde ich es schwierig auf jeden einzelnen einzugehen und ihn richtig zu schulen“, gesteht sie.
Weitere Informationen erhalten sie im Internet unter: www.therapeutisches-reiten-hamminkeln.de
Info:
Der Begriff Hippotherapie leitet sich ab von den griechischen Wörtern „Pferd“ (hippos) und „Behandlung“ (therapeia).
Anna Born und Clara Kocks, Wesel, Konrad-Duden-Gymnasium