Zahida steht morgens um halb sechs auf, zieht sich um und macht das Frühstück für ihre sechs Töchter und ihren Sohn. Dann bringt sie ihre Kinder zur Schule und fährt zurück, um den eigenen Laden zu öffnen. Sie hat alles, was man für ein tägliches Leben in Pakistan braucht: Tee, Henna, Eier, Waschmittel, Mehl und bunte Bangles, wie dort die Armreifen genannt werden. Zu verdanken hat die 50-Jährige diesen Reichtum den Fußbällen.
„GEPA – The Fair Trade Company“ zahlt für Fußbälle durchschnittlich 21,81 Prozent mehr als die kommerziellen Kunden von Talon Sports. Seit 1998 bezieht die GEPA ihre fairen Bälle vom Transport der fertigen Bälle des Sport-artikelhersteller Talon Sports im pakistanischen Sialkot. Die GEPA zahlt Talon Sports je nach Qualitätsstufe eine Prämie zwischen 0,33 und 0,83 Euro.
Insgesamt hat Talon Sports eine Menge an Mehrpreisgeldern erhalten. Über die Verwendung entscheidet eine Gruppe, die sich aus Näherinnen und Nähern sowie Vertretern von Talon zusammensetzt. Die Gelder werden im Wesentlichen in vier Bereiche aufgeteilt: Der erste ist die Zahlung höherer Stücklöhne. Dabei erhält die Näherin oder der Näher für einen kommerziellen Ball der Qualitätsstufe B wesentlich weniger Geld als für einen fairen gehandelten Ball. Dieses Geld kommt oft der Ausbildung der eigenen Kinder oder der jungen Geschwister zu gute.
Dann gibt es noch die Einrichtung eines Kreditfonds für Dorfentwicklungs- oder Sozialmaßnahmen. Dabei geht es vor allem darum, die wirtschaftliche und soziale Situation der Produzenten und deren Familien zu verbessern.
Außerdem werden die sozialen Bedingungen in den Talon-eigenen Nähzentren verbessert. Als letztes gibt es noch eine umfassende medizinische Betreuung für die Näherinnen und Näher sowie deren Familien in Form eines Gesundheitsprogramms.
Das sportliche Design und die neue Anti-Leak-Buytl-Blase zeichnen die Bälle aus und machen den Unterschied. Die Bälle werden nach wie vor mit der Hand genäht und kommen aus der Fußballproduktions-Metropole Sialkot in Pakistan.
Ich befragte Frau Karin Mindthoff, ehrenamtliche Mitarbeiterin im Weltladen „esperanza“ in Wesel, der die Bälle aus der Sortiment der GEPA verkauft. Sie erzählt, dass der Faire Handel dazu beigetragen hätte, dass die Hintergründe der Fußballproduktion in Deutschland bekannt wurden. Ausbeuterische Kinderarbeit in der pakistanischen Fußballproduktion gehöre weitgehend der Vergangenheit an. Die Näherinnen und Näher in Pakistan erhalten zwischen 30 und 75 Cent pro Ball. Im Weltladen „esperanza“ ist der Ball für 22,95 Euro zu erhalten.
Laut Karin Mindthoff sei der Preis sehr gerecht, da so den Näherinnen und Nähern in Pakistan geholfen werden könne. Frauen wie Zahida können nur deshalb einen Kredit aufnehmen und ihr eigenes Geschäft gründen. Manch‘ einer gönnt sich sogar einen Kühlschrank, der dort als Luxusartikel gilt.
Arne Mindthoff, Wesel, Konrad-Duden-Gymnasium