Wie der Bürgermeister von Wesel (angeblich) heißt, wissen nicht nur die Bewohner von Wesel, sondern auch die Menschen in ganz Deutschland. Die Stadt Wesel nutzt den alten Spruch „Wie heißt der Bürgermeister von Wesel? Esel!“, um daraus eine große Esel-Kunstaktion zu veranstalten. Verschiedene Bürger der Stadt kamen auf diese tolle Idee, die schon länger existierte, aber erst durch die Entstehung des Weseler Marketings verwirklicht werden konnte.
Esel aus GFK-Kunststoff (Glas-Faser-Kunststoff) sind besonders stabil und witterungsbeständig. Sie wurden von über 30 Künstlerinnen und Künstlern, Schulklassen, Kindergärten und Seniorenheimen aus der Weseler Umgebung kunstvoll gestaltet. Der Rohling kostet 480 Euro, hinzu kommen noch die individuell ausgehandelten Honorare mit den Künstlern. Viele heutige Besitzer der Esel hatten schon direkten Kontakt zu den Künstlern. Für die Motive gibt es keine festen Vorgaben. So existierten zum Beispiel ein Napoleon- oder Aphrodite-Esel und natürlich Esel mit Stadtansichten. Die Anzahl der Esel war nicht festgelegt, schließlich wurden es zum Auftakt für die geplante Veranstaltung in der Weseler Fußgängerzone am 1. April 2007 111 Esel.
Am Abend des ersten Aprils wurden diese Esel dann an ihren dauerhaften Standorten hauptsächlich in der Stadt Wesel verteilt. „Manche von ihnen sind sogar auf eine weite Reise geschickt worden, wie in die Schweiz, nach Österreich oder in unsere Bundeshauptstadt Berlin“, berichtet T. Brocker, Citymanager von Wesel, der das Stadtmarketing seit 2006 leitet. Am 15. September 2007 konnte man am Berliner Tor einige Esel ersteigern. Der Erlös ging an ein weiteres großes Weseler Projekt, die Wiedererrichtung der historischen Rathausfassade am Großen Markt, sowie an einige soziale Projekte in Wesel.
Nun kann man in Wesel einige Esel entlang eines so genannten Eselpfades erkunden, für den es extra eine Eselkarte gibt. Immer wieder melden sich Bürger, die sich für einen Esel interessieren. Die Zahl der Eselbesitzer ist bereits auf 200 angestiegen. Dabei können die Eselbesitzer für die Bemalung auf eine Liste von Künstlern zugreifen. Und wem der große Esel zu teuer ist, der hat auch die Möglichkeit einen kleinen zu erwerben.
Die Idee eines Tiermaskottchens für eine Stadt hat auch in anderen Städten großen Anklang gefunden. „Neben Wesel finde ich auch die Stadt Quakenbrück mit ihrem Maskottchen, dem Frosch, sehr interessant, außerdem ist der Berliner Bär das beste und auch das erste Beispiel. Natürlich gibt es auch noch andere Städte, die Tiermaskottchen haben. Aber Wesel hat einen sehr guten Bezug zum Esel und dieser ist nicht an Haaren herbeigezogen“, so T. Brocker. Der Esel von Wesel ist so bekannt, dass sogar eine japanische Reisegruppe sofort wusste, wie die Frage nach dem Namen des Bürgermeisters so beantworten ist.
Christian Paarsch, Wesel, Andreas-Vesalius-Gymnasium