Für die Autorin geht ihr größter Traum aus Kindertagen in Erfüllung: Sie macht einen Paragliding-Flug.
Von Sina Rothkopf, 8c, Maximilian-Kolbe-Gymnasium Wegberg
Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Die Welt von oben zu erleben, im Wind gleiten und einfach die wunderschöne Aussicht genießen. Man ist frei, frei wie ein Vogel.
Es war 10 Uhr morgens und die Sonne strahlte in Südtirol. Meine Familie und ich machten uns bereit für eine Wanderung. Schnell waren zwei Stunden vergangen, als mein Vater plötzlich telefonierte und mit meiner Mutter weiter zurück blieb. Schließlich kamen die beiden zu uns und eröffneten uns strahlend: „Wir haben eine Überraschung für euch! Wir werden jetzt von jemandem abgeholt und machen einen Paragliding- Tandemflug.“
Ich war durcheinander und wusste nicht, was ich denken sollte. Für einen Moment war ich irritiert, doch dann realisierte ich, dass mein größter Kindheitstraum in Erfüllung gehen wird. Für mich war es unvorstellbar für rund 30 Minuten durch die Lüfte zu gleiten. Ein aufregendes, aber zugleich auch ein wundervolles Gefühl. Sofort stieg in mir eine starke Anspannung auf und ich konnte nicht mehr ruhig stehen bleiben.
Endlich kamen die Begleitflieger den schmalen Weg hochgefahren und luden uns ein. Noch 15 Minuten bis zum Abflugort. Doch ich hatte das Gefühl, dass ich erst gar nicht oben ankommen werde. Ich bin meinen Eltern so sehr dankbar für diese Überraschung, die ich bestimmt nie vergessen werde. Während der ganzen Autofahrt sprach ich kein Wort.
Schließlich kamen wir an einer riesigen, grünen und mit blühenden Blumen bewachsenen Wiese an. In weiterer Entfernung unter uns sah man die Waldgrenze und das sehr tiefgelegene Dorf, in dem wir landen würden. Allein diese Aussicht war atemberaubend. Die Startwiese war leicht abfallend und endete an einer Klippe. Perfekte Voraussetzungen für den Tandemflug. Ich machte mir beinahe vor Aufregung in die Hose. Doch dafür war keine Zeit.
Wir begannen mit dem Ausbreiten der vier Schirme und jedem einzelnen wurde ein Begleitflieger zugeteilt. Ich war die leichteste Person, also bekam ich den schwersten Profi. Einer der Begleiter erklärte: „Ihr müsst beim Abflug so schnell laufen wie ihr könnte, damit wir mit dem Wind gut hoch kommen. Also Schnelligkeit ist wichtig, aber das Vertrauen zu eurem Begleitflieger ist von ganz entscheidender Bedeutung. Des Weiteren müsst ihr beim Landen ebenso laufen, das Gewicht nicht nach hinten verlagern, sonst gibt es eine Po- Bremse. Hört auf euren Begleitflieger und dann wird nichts passieren. Viel Spaß!“
Alles ging so schnell. Ich wusste, alles wird gut gehen. Ich zweifelte kein bisschen am Können meines Tandemfliegers, trotzdem musste man einer völlig fremden Person voll und ganz vertrauen. Zur Sicherheit fragte ich: „Wie oft bist du eigentlich schon geflogen?“ Der Mann erwiderte sofort: „Ach, unzählige Male und es ist nie etwas passiert, du brauchst dich nicht zu fürchten, alles wird gut gehen.“ Diese Worte beruhigten mich.
Ich zog einen speziellen Anzug und einen Helm an. Angegurtet an meinen Tandempiloten stand ich vor ihm. Jetzt ging alles noch viel schneller als vorhin. Wir mussten uns beeilen, da der Wind perfekt war, denn ohne Wind kein Flug. Die Thermik war optimal. Mein Bruder startete zuerst und dann folgte ich. Mein Begleitflieger und ich fingen gleichzeitig an zu sprinten. So schnell war ich noch nie, doch für meinen Traum wachse ich über mich hinaus. Mein Kopf war leer und ich lief und hörte nicht mehr auf und plötzlich war ich schon in der Luft. Ich konnte es kaum glauben, die unendliche Weite erfasste mich. Mein Wunsch ist wahr geworden, und ich fühlte mich einfach frei. Ich war gedankenlos und verblüfft von der spektakulären und wunderschönen Aussicht.
Wir flogen nach rechts, kurz darauf links und glitten schwerelos durch die Luft. So ein „Vogelgefühl“ ist unbeschreiblich. Es ist einfach nur atemberaubend. Dann kam etwas für nicht schwindelfreie Personen. Wir drehten uns sehr schnell im Kreis und am Ende lag ich fast waagerecht in der Luft. Mir fielen alle Sorgen ab, ich fühlte mich leicht und frei. Ich sah Vögel an mir vorbei fliegen und die ganze Welt sah so winzig aus. Ich erkannte nur schwer die unten stehenden Personen. Ein frischer Wind wehte mir um die Ohren. Doch leider waren mein Begleitflieger und ich schon fast wieder am Boden angekommen.
Ich machte mich fürs Landen bereit. Er schrie: „Jetzt“ und ich wusste, was zu tun war: erneut laufen! Plötzlich gab es einen Stoß und wir setzten abrupt mit den Füßen laufend auf dem Boden auf. Das Tempo war hoch, doch es nahm rasch ab. Erst jetzt bemerkte ich, wie wir herzlich von Zuschauern begrüßt wurden. Lautes Klatschen und Rufe bekam ich zu hören. Ich war so erleichtert und glücklich wie noch nie. Das Fliegen machte mir so viel Spaß und ich wollte es sofort wiederholen, doch das ging leider nicht. Auch der Rest der Familie landete heil am Boden.