Kehrtwendung in Sachen Stil – Linkin Parks neues Album: „A Thousand Suns“

Linkin Park dürfen sich zusammen mit Bands wie KoRn, Slipknot und Limp Bizkit als Mitbegründer und erfolgreichste Band des Genres Nu Metal bezeichnen, doch bereits bei „Minutes to Midnight“ stimmten die fünf Jungs aus L.A., Californien, teils ruhigere Töne an und schockten Anfang August dieses Jahres mit der vorläufig erschienen Single-Auskopplung „The Catalyst“ ihre Fans.

Kaum Gitarren, eintönige Beats und Basslines, wenig Textinhalt aber vor allem der Einbau von Hardstyle und Rave Elementen war für viele eingesessene Fans ein Schlag ins Gesicht. Trotzdem hatten viele der Fans die Hoffnung nicht aufgegeben und für ein Album à la „Hybrid Theory“ oder „Meteora“ gebetet. Ob diese Gebete auf dem Olymp des Nu Metals komplett überhört wurden, darüber lässt sich durchaus streiten, denn Linkin Park haben sich mit ihrem neuen Stil nicht bis zur Unkennbarkeit selbst geschändet. Chester Benningtons Stimme (Gesang) und Mike Shinodas Flow (MC) erhalten der Band ihren Wiedererkennungswert, aber einminütige Keyboard Intros und gesamplete Bridges wie im Song „The Blackout“ sprechen ihre eigene Sprache.

Doch nicht nur der Sound hat sich verändert. Anfang des neuen Jahrtausends, als Worte wie Crossover und RapRock durch Nu Metal abgelöst wurden, erlebte eben dieser seinen bisherigen Höhepunkt, ebenso wie Linkin Park mit ihren pessimistischen und aggressiven, fast misanthropischen Texten. Erneut deutete sich auch hier eine Veränderung schon bei „Minutes to Midnight“ an. Von einem Album auf das nächste hatte Linkin Park eine politische Meinung und genau die dominiert „A Thousand suns“, was man sich bei Songtiteln wie „Wisdom, Justice and Love“ und „Wretches and Kings“ denken kann und mit Textzeilen wie „God bless us, everyone, we are broken people living under loaded gun“ unweigerlich bestätigt bekommt. Zusammen mit „The Radiance“ sind „Wisdom, Justice and Love“ und „Wretches and Kings“ die drei Tracks in denen unter anderem Ausschnitte von Martin Luther Kings Rede zum Vietnamkrieg zu hören sind, wobei sich letzters als einziges richtiges Lied und nicht als Intro oder Interludium bezeichnen darf, von denen es auf dem Album zu genüge gibt. Wie beim Vorgänger hat man bei „A Thousand Suns“ stets das Bedürfnis, einige Tracks von der Platte zu löschen und dafür einen Teil seines Geldes zurückzuverlangen.

Fakt ist, dass Linkin Park sich verändert hat, ob zum Guten, wie sie es selbst von sich behaupten, oder zum Schlechten, das bleibt jedem selbst überlassen. was man ihnen aber nicht zum Vorwurf machen kann ist, dass Linkin Park nicht wieder einmal ihr ganz eigenes, unverwechselbares Ding durchgezogen haben.

Kim Christian Fillers, Wegberg, Edit-Stein-Realschule