Porträt – Verliebt in einen Mörder

Die Ex-Kriminelle Sandra Franz hatte ein hartes Leben, von dem sie heute nur ungern berichtet. Denn sie war mit einem Mann zusammen, der heute als einer der größten Schwerverbrecher Deutschlands gilt. Sie erzählt ihren Lebenslauf nur ungern, da ihr Leben nicht eben schön war.

Am 10. März im Jahre 1990 fing alles an. Da half Sandra Franz ihrem damaligen Freund, welcher wegen zweifachen Mordes im Gefängnis saß, zur Flucht. Sandra stellte an diesem Tag ihrem Ehemann Norman Volker Franz ein Auto zur Verfügung, außerdem neue Kleidung, gefälschte Pässe und eine Pistole. Das Ehepaar ließ sich nach dem geglückten Ausbruch vorerst in Dortmund nieder.

Was war geschehen? Tagsüber ging Franz in die Schule, doch danach war er bei Autoschiebern und anderen kriminellen Dingen dabei. Dann kam es zu einem Bandenkrieg zwischen Normans Bande und einer anderen. Norman hatte heimlich Waffen. An einem Abend sagte er zu seiner schwangeren Ehefrau, dass er es ein Leben lang bereuen würde, was er jetzt tun werde.

So fuhr er los, um mit seinen Freunden ein paar polnische Zigarettenschmuggler zu treffen. Es kam zu einem Konflikt der beiden Banden und zum ersten Mal zeigte Norman Franz sein wahres Gesicht: Er warf eine Handgranate in das Auto der Polen und rannte so schnell wie möglich weg. Der erste polnische Zigarettenschmuggler starb, der zweite starb auch – nach zusätzlichen Schüssen von Norman. Doch der dritte überlebte schwerverletzt. Er kannte alle Namen, dies konnte zum Verhängnis werden für ihn und seine Freunde.

Norman fuhr nach Hause und sagte zu Sandra, dass sie die wichtigsten Sachen zusammenpacken sollte und dass sie wegfahren müssten. Den wirklichen Grund hat Sandra jedoch niemals erfahren. Sie zogen nach Osnabrück

und ließen vorher ihr gemeinsames Kind abtreiben. Doch in Osnabrück überführte ihn die Polizei, da ein Passant Norman Franz erkannt hatte.

Sandra Franz will am liebsten alles vergessen: Dass auf der Flucht nach Normans erneut geglücktem Ausbruch ein Geldbote in Weimar stirbt – durch Norman. Vergessen, dass Norman Franz im Juli 1997 in Halle zwei Wachtmeister eines Geldtransporters erschießt und 500.000 Mark raubt. Dann flüchtet er mit Sandra nach Portugal. Dort arbeitet Norman als Immobilienmakler, als die Polizei die Familie im Oktober 1998 beim Verlassen eines Supermarktes überwältigt.

Sandra wird in Deutschland zu einer Jugendstrafe von sechs Jahren und drei Monaten verurteilt. Ihrem Mann gelingt einen Tag vor der Auslieferung nach Deutschland erneut eine spektakuläre Flucht aus dem Zentralgefängnis in Lissabon. Er ist bis heute auf der Flucht.

Sandra hat sich von Norman scheiden lassen und ihren Mädchennamen wieder angenommen, um zu versuchen, ein normales ruhiges und geregeltes Leben zu führen.

Jan Lammers, Wegberg, Maximilian-Kolbe-Gymnasium