Selbstversuch – Ein Tag im Rollstuhl

Als Selbstversuch für das Projekt „Schüler lesen Zeitung“ setzten sich Laura Johnen und Simone Vell, Schülerinnen der Betty Reis Gesamtschule, für einen Tag in den Rollstuhl. Auf dem Andreasmarkt am 28. November 2011 in Linnich haben sich ihnen viele Probleme in den Weg gestellt.

Es fing schon nach dem Aussteigen im Auto an, als der erste steile Berg kam und wir Mühe mit dem Schieben hatten. Außerdem waren die meisten Gehwege zu eng, um mit dem Rollstuhl ungehindert fahren zu können. Die Bordsteinkanten waren zu hoch, so dass wir den Rollstuhl nicht immer auf den Gehweg hochziehen konnten. An den Verkaufsständen hatten wir große Probleme, weil wir vom Rollstuhl aus nicht an alles heranreichten, da die Sachen entweder zu weit weg oder zu hoch hingen, um sie aus dem Rollstuhl heraus zu erreichen. Der Boden des Marktes war manchmal ziemlich uneben, besonders das Kopfsteinpflaster. In großen Menschenmengen gab es auch Schwierigkeiten was das Durchkommen anging, die Leute machten uns zwar Platz, aber an manchen Stellen kamen wir trotzdem nur schlecht bis gar nicht durch.

Wir haben auch auf die Reaktionen der Passanten geachtet. Diese reagierten sehr unterschiedlich auf uns, manche schauten uns eher komisch an und andere lächelten uns freundlich zu, es gab sogar Hilfsbereite, die uns Tipps gaben. Auf dem Markt haben wir manche Leute gefragt, ob sie die Stadt als rollstuhlgerecht empfinden. Die meisten Leute sagten, dass die Stadt Linnich nicht für Rollstuhlfahrer geeignet sei, weil es sehr viele Steigungen und Kopfsteinpflaster gäbe. Manche Ladenlokale wären durch drei oder mehr Stufen für Rollstuhlfahrer gar nicht erreichbar.

Am Ende waren wir doch froh, dass wir nicht im Rollstuhl sitzen müssen, da man im Alltag doch sehr eingeschränkt und auf fremde Hilfe angewiesen ist. In Zukunft sehen wir Menschen im Rollstuhl mit anderen Augen, da wir jetzt wissen, wie schwer sie es teilweise im Alltag haben. Wir würden uns wünschen, dass öffentliche Gebäude und Plätze rollstuhlgerechter gemacht werden.

Simone Vell und Laura Maria Johnen, Wassenberg, Betty-Reis-Gesamtschule