Halloween. Das ist ein Brauch, der von Irland über Amerika zu uns gekommen ist. Gruselig verkleidete Kinder und Jugendliche gehen von Haus zu Haus und sammeln Süßigkeiten. Bekommen sie keine Leckereien spielen sie den Leuten Streiche.
Sechs Kinder verlassen 19.30 Uhr ein Haus an der Hermann-Höges-Straße in Süchteln. Zwei Mädchen tragen Hexenkostüme mit langen spitzen Hüten. Ein Junge ist als Vampir verkleidet, ein weiterer als Zauberer. Zwei Kinder tragen Phantasiekostüme. Sie stellen schrecklich entstellte Monster dar. Eine Frau folgt den Kindern. Sie klingeln an der nächsten Haustüre. „Süßes oder Saures!“, schallt es durch die Nacht. Manche Türen öffnen sich, einige bleiben auch verschlossen. Ist die Angst der Leute vor dem, was passieren könnte, wenn sie nichts geben, zu groß? Oder stehen sie nicht hinter dem Brauch?
„Ich unterstütze meine Kinder, weil ich möchte, dass sie Spaß haben. Eine kleine Auszeit vom Schulalltag ist gut, und ich finde auch das Verkleiden toll. Warum hat es das nicht schon zu meiner Zeit gegeben? Da konnten wir uns nur zu Karneval verkleiden“, erklärt die Mutter, die die Kinder begleitet.
Die kleine Hexe Julia ist begeistert. Sie zeigt ihre bereits zur Hälfte gefüllte Tüte mit Süßigkeiten. „Halloween ist prima, aber auch ein bisschen gruselig, jetzt ist es so dunkel. Die Leute haben ihre Häuser mit leuchtenden Kürbissen geschmückt. Manche zeigen eine schreckliche Fratze. Ein wenig fürchte ich mich doch. Gut, dass meine Mutter uns nicht alleine lässt. Mal sehen, ob wir noch mehr bekommen.“
Schon öffnet sich eine Tür. Die Kinder rufen: „Süßes oder Saures“. Herr Meier ist erbost über die späte Störung. Er gibt den Kindern nichts. Später erklärt er sein Verhalten: „Ich will diesen amerikanischen Quatsch nicht unterstützen. Wenn die Kinder an Sankt Martin hier singen, werde ich ihnen bestimmt etwas geben. Aber mit Halloween kann ich nichts anfangen. Das hat es früher auch nicht gegeben.“
Als sich die Türe schließt, verstecken die Kinder den Gartenzwerg von Herr Meier hinter dem nächsten Busch. Der Vampir sagt: „Mal sehen, ob der nächstes Jahr schlauer ist und uns was gibt. Das macht richtig Spaß!“
Glück haben die Kinder an der nächsten Türe. Dort bekommen sie reichlich Süßigkeiten. Die alte spendable Frau sagt: „Ich gebe gerne. Ich freue mich über jedes Kind, das klingelt. Die Kostüme sind lustig. Die Kinder haben sich damit viel Arbeit gemacht, das soll belohnt werden. Ich hoffe, dass sie auch an Sankt Martin kommen und singen. Selbstverständlich gebe ich ihnen dann auch etwas.“
Hoffentlich können beide Bräuche Halloween und Sankt Martin nebeneinander existieren. Das Singen an Sankt Martin hat bereits eine lange deutsche Tradition. Spaß macht den Kindern auch das Verkleiden an Halloween. Vielleicht sollte man beiden Bräuchen eine Chance geben.
Nicole Bertges, Viersen, Erasmus-V.-Rotterdam-Gymnasium