Seit 1912 besteht der SKF, der Sozialdienst katholischer Frauen. Insgesamt gibt es 500 Sozialdienste in Deutschland, in denen 5000 Menschen hauptamtlich und 15000 ehrenamtlich arbeiten. Ich habe mit der Geschäftsführerin des SKF Viersen, Frau Quack gesprochen.
In welchen Bereichen ist der SKF tätig?
Neben der Schwangerschaftsberatung ‚Rat und Hilfe‘, der katholischen Adoptionsstelle (die einzige im Bistum Aachen) und dem Pflegekinderdienst, gibt es das Appartementhaus und das Frauen- und Kinderschutzhaus.
Was ist denn genau das Frauen- und Kinderschutzhaus?
Im Frauen- und Kinderschutzhaus werden Frauen aufgenommen, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden, meistens kommen auch die Kinder dieser Frauen mit zum Schutzhaus. Es existiert seit 1992 und dort arbeiten eine Sozialarbeiterin, eine Erzieherin und eine Ergänzungsstelle gibt es auch noch. Tag und Nacht können die Frauen dort aufgenommen werden und wenn eine Mitarbeiterin nicht da ist, gibt es eine Rufbereitschaft. Die Adresse ist streng geheim, damit der gewalttätige Mann seine Partnerin nicht findet.
Wie viele Frauen und Kinder kommen im Schnitt zum Schutzhaus und wie lange bleiben sie dort?
Im Jahr kommen 70-80 Frauen und um die 90 Kinder. In den 18 Jahren sind ca. 1200 Frauen und 1400 Kinder ins Frauenhaus eingezogen. Es ist unterschiedlich, wie lange sie bleiben, manchmal eine Woche, ein paar Monate oder auch ein Jahr. Die Kinder, die mitkommen, sind meist unter sechs Jahre alt oder im Schulalter. Gerade für die Kinder ist es nicht leicht, ins Frauenhaus umzuziehen, da damit auch meist ein Schulwechsel zusammenhängt und sie ihre Freunde verlassen müssen. Deshalb versuchen wir auch den Kontakt mit den Freunden aufrecht zu erhalten.
Wie wird das Frauenhaus unterhalten?
Das Land NRW stellt den Frauenhäusern Landesmittel zur Verfügung. Ein Großteil der Kosten wird durch Spenden finanziert. Trotzdem müssen die Frauen sich selber versorgen, da das Schutzhaus kein Heim ist.
Haben denn viele Frauen weiterhin Angst, dass ihr Partner sie findet?
Ja, viele Frauen haben weiterhin die Sorge, dass ihr Mann sie findet und weiter bedroht. Die Frauen werden inzwischen auch mit Telefonaten und SMS bedroht. Damit der Mann seine Frau nicht findet, wird die Adresse, wie schon gesagt, geheim gehalten, die Ämter machen sich einen Vermerk und die Frauen aus dem Kreis Viersen werden in anderen Schutzhäusern, in anderen Städten und umgekehrt untergebracht.
Was denken sie über die Gewalt an Frauen?
Häusliche Gewalt war immer schon da. Es gab aber keine Schutzhäuser, es war früher eine Familienangelegenheit. Doch ich finde häusliche Gewalt ist ein ernst zunehmendes Problem. Da die Kinder die ganze Gewalt miterleben, sind Schwierigkeiten in der Zukunft oft programmiert. Wir versuchen deshalb, das Frauenhaus aufrecht zu erhalten und bei Problemen zu helfen.
Lea Buchholtz, Viersen, Erasmus-V.-Rotterdam-Gymnasium