Es ist Samstagmorgen neun Uhr. Emma beginnt ihren Tag. Seit Herbst 2011 macht sie eine Tanzausbildung zur Bühnentänzerin. Mit dieser Ausbildung kann man in einer Kompagnie bei staatlichen Balletten tanzen. Außerdem ist man dann auch Tanzpädagogin. Aber Emma möchte lieber nach London oder Paris.
„Ich tanze seit meinem vierten Lebensjahr. Manche sagen, ich hätte keine Kindheit gehabt, aber ich wollte nie normal sein“, erzählt mir Emma. Ich tanze zusammen mit ihr in einer Dance Academy in Köln. Emmas Tag geht weiter, sie sieht ihren Tagesplan auf ihrem Schreibtisch liegen. Zuerst morgens eine halbe Stunde joggen. „Das fördert den Blutkreislauf und hält fit!“, berichtet die Tänzerin schmunzelnd. Wir begeben uns auf die Straße und laufen durch dieses Viertel in Köln.
Um elf Uhr beginnt das Aufwärmtraining in der Academy. Unser Aufwärmtraining dauert 45 Minuten, in denen wir die Beckenmuskulatur, die Rückenmuskulatur und die Füße aufwärmen. Wir haben sechsmal in der Woche sechs bi sieben Stunden Training. Die Tanzausbildung dauert drei Jahre, also sechs Semester. Dazwischen gibt es einige Wettbewerbe und Auftritte in Köln. Manchmal fährt ein Teil des dritten Jahres auf Tournee.
Heute Abend ist eine Aufführung in der Oper am Dom. Ein anderes Mädchen aus der Gruppe, Conni, sagt, sie sei aufgeregt, weil sie bis vor Kurzem noch verletzt gewesen sei.
Der Choreograph des Stücks für den Auftritt betritt den Raum. „Alle an die Stange erste Position und Plier. Wir müssen den Pas de deux noch üben. Also schnell an die Stange und Mädchen tanzen auf der Spitze!“ Diese Sätze wirken energisch auf die Schüler und wir stehen in Windeseile an der Stange.
An der Stange gibt es unterschiedliche Übungen. Während des Trainings ist eine hohe Konzentration gefragt. Alle müssen wissen, wo sie zu welcher Zeit stehen. Die Solotänzerin ist Lotta, sie tanzt zusammen mit ihrem Tanzpartner einen Pas de deux. Doch die Stimmung sinkt. Es herscht eine Konkurrenzspannung. Tränen kommen, Wut und hoffnungsloser Ehrgeiz machen es schwer, sich auf den heutigen Auftritt zu fixieren. Der Choreograph schreit: „Leute! Wir müssen uns konzentrieren!“ Mit diesen hart wirkenden Worten gehen wir in die Pause und Emma erzählt: „Es gibt schwierige Zeiten auch in der Schule!“
Die Bühnenprobe vergeht wie im Blitz. Der Auftritt kommt. „16 Minuten bis zur Show“, sagt der Inspizient. Heute haben wir 30 Sekunden, um zu beweisen, warum wir in die Kompagnie wollen. Dann ist dieser Moment da, ich habe ein nervöses Lachen und bin aufgeregt. Und dann: Ich laufe auf die Bühne und bin glücklich. Wir hatten eine schwierige Trainingszeit, aber dieses Gefühl liebe ich, auf der Bühne zu stehen und die fröhlichen Menschen zu sehen. Nach dem Auftritt bekommen wir großen Applaus.
Der Tag war anstrengend, aber auch erfolgreich. Jetzt freuen wir uns nur noch darauf, endlich nach Hause zu fahren. Ein Tag einer Tänzerin ist echt richtig anstrengend! Aber auch erfolgreich! Die meisten wissen nicht, was es bedeutet, Tänzer zu sein
Anja Wiegandt, 8a, Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium, Viersen