Dies wurde beschlossen, da immer mehr Menschen auf die Straße gingen und immer mehr Forderungen stellten. Dadurch wurde der Druck auf die Regierung der DDR, Änderungen zu vollziehen, immer stärker.
Viele Menschen flohen über Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei in den Westen. Um die Bruderstaaten zu entlasten und den Bürgern der DDR auch eine Ausreise über das eigene Land zu ermöglichen, trat am Morgen des 9. November eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Dr. Gerhard Lauter, Leiter für Pass- und Meldewesen des Innenministeriums, zusammen. Die Aufgabe war, ein neues Reisegesetz zu erstellen. Der Entwurf wurde dann im Laufe des Vormittags dem Zentralkomitee der SED zur Beratung vorgelegt. Die Mitglieder des Politbüros stimmten dem Entwurf zu. Man beschloss, da noch nicht alle betroffenen Ministerien und Organe informiert waren, die neuen Ausreiseregelungen erst am 10. November durch die Nachrichtenagentur ADN in der Presse zu veröffentlichen.
Bevor Günter Schabowski, Mitglied des SED Politbüros, zur abendlichen internationalen Pressekonferenz gehen wollte, bat ihn Egon Krenz unter vier Augen, die neuen Reiseregelungen bereits dort vorzustellen. Günter Schabowski erhielt aber keine Informationen über die Sperrfrist bis zum 10. November 4.00 Uhr.
Die internationale Pressekonferenz verlief ohne besondere Vorkommnisse, bis Günter Schabowski das neue Reisegesetz vorlas. Auf die Frage eines italienischen Korrespondenten, ab wann diese Regelungen gültig seien, konnte Günter Schabowski erst keine Antwort geben. Da ihm die Sperrfrist nicht bekannt war, antwortete er nach kurzem Zögern mit stotternder Stimme: „Es tritt nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich“.
Da die Pressekonferenz im Radio und im Fernsehen live übertragen wurde, schlug diese Nachricht wie eine Bombe ein. Da viele Bürger der DDR diese Pressekonferenz verfolgt hatten, setzte sich im Laufe des Abends eine Massenbewegung in Richtung Grenze in Gang. Da viele Mitglieder des ZK, der Parteiorgane sowie Entscheidungsträger der Grenztruppen die Mitteilung von Günter Schabowski aber nicht gesehen hatten, war man über den Massenandrang der Bevölkerung an der Grenze überrascht. Die diensthabenden Grenzbeamten erhielten, auch nach wiederholten Rückfragen, bei Ihren vorgesetzten Dienststellen keine Anweisungen. Da die Situation an der Grenze immer kritischer zu werden drohte, entschlossen sich die diensthabenden Grenzbeamten nach und nach, die einzelnen Grenzübergänge zu öffnen.
In dieser Situation zeigte sich auch die ganze Ohnmacht und Handlungsunfähigkeit der DDR-Führung. Die unbedachte Äußerung eines Mitglieds des ZK der DDR auf einer Pressekonferenz läutete den der Fall der Mauer ein und die politische Lage in Europa begann sich völlig zu ändern.
Jan Schabelski, 8b, Erasmus-V.-Rotterdam-Gymnasium Viersen