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Cheerleading: Mit Püscheln tanzen oder olympischer Leistungssport?

Von Nika Gerhards, Klasse 9, International School of Düsseldorf

Schweiß, welcher auf der Stirn glänzt, schweres Atmen und rote Köpfe mit zerzausten Haaren. Das sind die ersten Eindrücke beim Betreten der Bayer 05 Uerdingen Trainingshalle der Dolphins Cheerleader.

Das Loony Dolphins Junior Allgirl Level-5 Team hat gerade ein sogenanntes Fullout gemacht. Ein Fullout ist, wenn die 20- bis 30-köpfige Mannschaft alles in der 2:30 min Routine durchgezogen und 110 Prozent gegeben hat, genauso wie auf einer Meisterschaft. Es sind 50 Prozent Training, Kraft, Ausdauer, Akrobatik, Bodenturnen und 50 Prozent mentales Training, Vorbereitung und Anstrengung. Nur mit Training gewinnt man Meisterschaften. Eine Meisterschaft steht auch demnächst an: Die Deutsche Meisterschaft. Für die Loony Dolphins, die sie sich bei der Regionalmeisterhaft Gold verdient haben. Diese findet dieses Jahr in der Mitsubishi Electric Arena in Düsseldorf statt.

Viele Unwissende behaupten immer noch, dass Cheerleading nur eine Form von Anfeuern für andere Elite Sportmannschaften sei. Die Mädchen stünden nur an der Seitenlinie und würden mit sogenannten “Püscheln” herumwedeln. Jedoch hat sich Cheerleading über viele Jahre hinweg zu einem individuellen Elite-Leistungsport entwickelt, welcher in vielen Länder vertreten ist. Püscheln, auch genannt Pompoms, werden bei internationalen Meisterschaften wie der Europameisterschaft oder den Worlds in den USA nur für eine 30-sekündige, selbst motivierende Anfeuerung benutzt.

Auch wird das Cheerleading oft mit dem typischen Highschool-Film-Klischee verbunden, in dem nur die beliebtesten Mädchen der Schule, blond und gebräunt, mit kleinen Röckchen und kurzen Tops die Spielpause der starken und beeindruckenden Jungs unterhaltsam gestalten. Aber nein. Cheerleading ist vielmehr ein individueller Leistungsport und gehört zu einer der gefährlichsten Sportarten der Welt, welcher für weibliche und männlich Athlet:innen zugänglich ist und keinen mehr in den Pausen unterhält, sondern die Hauptattraktion der riesigen Arenen ist. Cheerleading wurde auch in die Olympische Spiele aufgenommen und wird dort 2024 vertreten sein, nachdem das Dolphins Senior Level 7 Coed Team Cheerleading im Rahmenprogramm der Olympischen Winterspiele 2018 präsentieren konnte.

Für jedes Team gibt es eine original gemischte und personalisierte Musik, welche auf die Choreografie abgestimmt ist. Diese Choreografie besteht aus dreistöckigen Pyramiden, komplizierte und sauber ausgeführte Stunts, Baskets mit Würfen in atemberaubender Höhe, kraftvolle Jumps, anspruchsvolles und elegantes Tumbling und einem mitreißendem Tanz. Das alles zusammen ist auf mehrere “8 counts” in einer Zeit von 2:30 min gequetscht, welches die Durchatmungszeit auf das Mindeste begrenzt. Stunts und Pyramiden sind mehrstöckige Hebefiguren, in denen die Cheerleader ungefähr drei Meter vom Boden oder auch über den Kopf gehoben werden. Baskets, welche bis zu fünf Meter hoch fliegen können, ist ein geworfener Skill und in dieser beängstigenden Höhen werden Salti, Schrauben und Posen gezeigt. Jumps sind verbundene, aus dem Stand gesprungene, Grätschsprünge im Überspagat, dafür werden gedehnte Sehnen und Sprungkraft gebraucht. Tumblings sind anspruchsvolle geturnte Kombinationen, die schnell und hoch in der Luft durchgeführt werden. Sie basieren auf einem Radwende-Flick-Flack Prinzip mit anschließendem Salto, Layout oder Schraube. Es gibt Tumble Sequenzen, die aus dem Stand rückwärts geturnt werden, aber auch welche, die mit einem zwei bis drei schrittigen  kraftvollen Anlauf geturnt werden. Wenn man in den Coed Bereich tritt, werden Partner Stunts gezeigt. Diese sind Stunts, in denen meistens nur ein Mann eine Frau z.B. auf nur einer Hand balanciert.

Der Puls erhört und das Atmen schwer, während die Loonies ihre Routine zum wiederholten Male auf der Matte durchlaufen. Ausgeführt mit einer Ausstrahlung, als wäre es das Leichteste auf der Welt. So soll die Routine nämlich präsentiert und an die Jury verkauft werden. Viele unterschätzen dadurch das notwendige Talent, die Körperbeherrschung, die Kraft und die physische, aber auch psychische Anstrengung, die dahinter steckt. Ohne das Vertrauen, welches untereinander geteilt und aufgebaut wird, funktioniert das Cheerleading nicht auf einem Leistungssport-Niveau. Vertrauen ist das A und O und ohne die Leidenschaft für den Sport ist ein Team verloren.

Um den Teamgeist zu stärken, haben die Teams Team Events und bekommen Team Geschenke, welche von den Teambeauftragten und verschiedenen Eltern und Mitglieder organisiert werden.

Da die Teams aufgrund Leistungssteigerung und Alter nach den Sommerferien, also nach einer Cheerleading-Saison, neu gemischt werden, kommen neue und unbekannte Gesichter in das Team, daher müssen sich alle immer wieder neu kennenlernen und als Team zusammenfinden. Die Athlet:innen entwickeln sich zu einem Herz das zusammen schlägt. Oxana Prokoptschuk, das Herz und die Seele der Dolphins Cheerleader, hat die Dolphins im Jahr 2006 gegründet und in dem Jahr hat auch die Erfolgsgeschichte für die Dolphins begonnen. Oxana, auch genannt Oxi, verstarb 2021 an Leukämie kurz vor der Landesmeisterschaft. Diese Meisterschaft und die folgenden der Saison 2021 und 2022 gewannen die Loonies für sie. Es war eine goldene Saison in Gedenken an die goldenen Flügel, die dieser beeindruckenden Frau gewachsen sind.

In einer Cheerleading Saison gibt es mehre Meisterschaften, regionale und internationale Meisterschaften, mit Teams aus verschieden Vereinen und Ländern. Der CCVD Cheerleading und Cheersport Verband Deutschland steht hinter den Landesmeisterschaften, die in einzelnen Bundesstaaten stattfinden. Bei diesen qualifizieren sich die einzelnen Teams in verschiedenen Levels für darauf folgende Meisterschaften; die Regionalmeisterschaft und die Deutsche Meisterschaft und wenn das Alter der Mitglieder zu den internationalen Regeln passen, kommt die Europameisterschaft auch dazu. Es gibt aber noch viel mehr Meisterschaften und Events, organisiert von Varsity Europe, wie zum Beispiel die Sommer-All-Level oder auch die Elite, welche beide noch vor der Tür stehen. Um einen Überblick zu behalten, ist dieses Thema sehr komplex, genauso wie die Regelwerke für die einzelnen Meisterschaften.

Die Anstrengung während der Routine und das nach Luft Schnappen, genauso wie die Zeit, die Kraft, und das Geld, die Cheerleader in ihre Leidenschaft hineinstecken, zahlt sich aus. Die schlaflosen Nächte für die Trainer:innen, bis der Tag der Meisterschaft gekommen ist. Es gab noch keine Saison, in der Corona nicht mehrere Mädchen betroffen hat oder einige Verletzungen dazwischen kamen. Dennoch, am Tag an dem es darauf ankam, haben alle abgeliefert. In der von Musik erwachten Arena, funkeln die Loonies in ihren glamourösen Uniformen und strahlen heller als die Neonlichter, während sie die schwierigste Allgirl Routine Deutschlands auf der schwarzen Matte präsentieren. Das Endbild, eine stolze Pyramide, sieht aus wie das vorletzte Bild in einer Bilderbuchgeschichte, welche nach dem Bild von der Siegerehrung sanft geschlossen wird.

Das dritte Mal in Folge sitzen die Mädchen, Hand in Hand, umringt von mehreren anderen Teams, um die Matte herum. Die Nervosität, welche die Hände zum Schwitzen bringt, schweißt sie zusammen. Der Weg war holprig, doch keins dieser Hindernisse behinderte die Loony Dolphins. Sie machten das Team stärker und somit die Trainer stolzer. Wie es sich bei einer nationalen Meisterschaft gehört, wird zu Beginn die deutsche Hymne gespielt. Die Arena beleuchtet von der Discokugel, die von Lichtern angestrahlt wird, während die deutsche Flagge in der Mitte gezeigt wird. Die Stimme der Moderatorin hallt durch die Lautsprecher, als sie zuerst die Platzierungen der Junior-Level vier Teams bekannt gibt. Als letztes Team in der Junior-Kategorie sind die Loony Dolphins dran.

Sie werden auf die Matte gerufen und mit einer spannenden Ansage von Sabine Lorenz zum zweiten Mal in Folge zum deutschen Meister gekrönt. Die Mädchen stehen kreisförmig, Arm in Arm, in der Mitte der Matte und sobald sie die Punktzahl von 8,14 hören, springen sie einander in die Arme. Die Arena wird betäubend laut und jubelt unter anderem auch für den Platz in der ersten Bundesliga, auch dieser das zweite Mal in Folge. Die Herzen beben zusammen mit der Musik, die nach jedem Sieg gespielt wird und der große goldene Pokal steht in der Mitte der Mädchen, welche sich für ein Foto platzieren. Zum Schluss werden ihnen noch schwere Goldmedaillen um den Hals gehängt und in den Augen der Trainer:innen glitzert die Zukunft mit dem erfolgreichsten Team Deutschlands.

 

Die Landesmeisterschaft der Cheerleader aus NRW

von Tabea Braun, Klasse 8b, Franz-Haniel-Gymnasium, Duisburg

Mehrere hundert Athletinnen begeistern am 25.03.2023 die zahlreichen Zuschauer:innen im Sportzentrum Schürenkamp in Gelsenkirchen. Viele Vereine aus ganz NRW, die sich im Vorfeld für die Landesmeisterschaft qualifiziert hatten, sind zu diesem Event gekommen, dass der Verband AFCV NRW organisiert hatte. In den unterschiedlichsten Kategorien werden hier die Landesmeister NRW gesucht.

Vormittags sind die Titel der Landesmeister NRW im Cheerleading gekürt worden, am Nachmittag folgten dann die Entscheidungen im Cheerdance. Hier nehmen unter anderem auch die Cheerleader der Duisburg Dockers teil. Von Jung bis Alt sind alle Altersklassen vertreten. Die jüngste Athletin ist gerade einmal fünf Jahre alt, wohingehend die älteste dreiundvierzig Jahre alt ist. Franzi Wiesten, die Trainerin der Blue Sparks der Dockers berichtet: „Wir haben uns so intensiv auf die Landesmeisterschaft vorbereitet und hoffen auf gute Platzierungen.“ Die ersten Ergebnisse der Landesmeisterschaft standen dann am Mittag in der Kategorie Cheerleading fest. Die Titel der Landesmeister NRW verteilen sich unter anderem auf die folgenden Teilnehmer-Teams: ETG Recklinghausen, Wildcats Bielefeld und AFC aus Marl. Die Entscheidungen der Nachmittags Wettkämpfe sind am frühen Abend verkündet worden.

Hierzu teilte Franzi von den Dockers noch mit: „Ich bin sehr stolz auf meine Mädels, auch wenn es nicht ganz zur Qualifikation zu den Deutschen Meisterschaft gereicht hat. Es war von allen Aktiven eine großartige Leistung und wir konnten in anderen Altersklassen auch Qualifikationen zu den Deutschen Meisterschaften ertanzen.“

Über die Titel Landesmeister NRW und die Qualifikationen zur Deutschen Meisterschaft haben sich unter anderem noch der SCU aus Düsseldorf und BTW aus Bünde freuen können. Meiner Meinung nach wird in Zeitungen viel zu wenig über diesen Sport berichtet und er bekommt generell zu wenig Aufmerksamkeit.