Es geht um Ernährung und Globalisierung, Fischer und Bauern, Fernfahrer und Konzernlenker, Warenströme und Geldflüsse – ein Artikel über den Mangel im Überfluss.
Wissen Sie etwas über unsere Lebensmittel, zum Beispiel die aus Frankreich, Spanien, Rumänien, Brasilien und Österreich? Es wird in Wien, der Hauptstadt von Österreich, täglich genauso viel Brot vernichtet wie die zweitgrößte Stadt dort, Graz, verbraucht. Dieses Brot ist höchstens zwei Tage alt, das könnte noch jeder essen. Eine Tonne Weizen, die 100 Euro kostet, wird jeden Tag mit einem Lkw weggefahren, das sind im Jahr ungefähr zwei Millionen Kilo Brot. Der Fahrer des Lkw sagt, dass es ihm heute noch passiert, obwohl er das schon seit über zehn Jahren macht, dass Leute stehen bleiben und sich das ganz einfach anschauen, weil sie es nicht glauben können, was wir da tun.
Heute kostet der Streusplitt, das Salz, was wir im Winter auf die Straßen streuen, mehr als der Weizen, den der Bauer produziert. Da fehlt das Verhältnis! Es wird dort im brasilianischen Mato Grosso Soja angebaut, obwohl der Boden dafür kaum geeignet ist. Es werden weite Teile des Regenwaldes abgeholzt, um die Menge der Felder zu vergrößern. Das Soja wird nach Europa verkauft, wo es zur Tierfütterung verwendet wird. Es wird verfüttert, um die Tiere so schnell wie möglich schlachtfähig zu machen.
Jede Europäerin und jeder Europäer essen jährlich zehn Kilogramm künstlich bewässertes Treibhausgemüse aus Südspanien. In der Stadt Almería, die in Spanien liegt, befindet sich die größte Gewächshausanlage Europas. Dort wachsen riesige Tomatenstauden auf Steinwolle. Sie werden mit Nährlösungen und recyceltem Wasser versorgt, deswegen wird das Wasser in der Gegend allmählich knapp. Viele Afrikaner sind nach Almería gekommen, weil es sich nicht mehr für sie lohnt, in ihrer Heimat anzubauen, denn auf ihren Märkten sind europäische Importwaren billiger als die einheimischen. Die Bevölkerung in Almería hat sich Anfang der 60er-Jahre verhundertfacht. Nun ernten sie dort europäische Tomaten.
In Europa soll der Fischfang ganz industrialisiert werden. Den normalen Kutterfang soll es nicht mehr geben. Die EU möchte langfristig größere Schiffe für den Fischfang einsetzen. Allerdings sind größer Schiffe länger unterwegs und der Fisch ist somit nicht mehr so frisch. Er ist nämlich nicht zum Essen, sondern nur zum Verkaufen. Wenn sie das ganze Jahr lang über intensiv fischen, führt das vielleicht zur völligen Vernichtung des Fischbestandes.
Der Hunger ist nämlich das Problem unsere Zeit. Wenn es um Hunger geht, ist die Situation grauenhaft. 100.000 Menschen sterben jeden Tag an Hunger, alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren und alle vier Minuten verliert jemand das Augenlicht wegen Vitamin A-Mangels. Die Zahl der Opfer steigt Jahr für Jahr… Es gibt heute so viel zu essen, dass wenn ein Kind an Hunger stirbt, man das Mord nennen kann.
Wir können etwas dran ändern, denn wir bestimmen, was wir einkaufent. Es heißt „We feed the world“ und nicht „They feed the world“.
Neslihan Ö., Remscheid, Albert-Einstein-Schule