Lisa* ist 14 Jahre alt. Sie geht in die achte Klasse, reitet, spielt Klavier und malt gerne. Was kaum jemand weiß, Lisa schreibt ein Buch. Und damit ist sie nicht die einzige!
30 Prozent der Jugendlichen schreiben heute ein Buch oder zumindest kurze Geschichten, wenn man den Statistiken Glauben schenken darf. Egal, ob Krimis, Romane, Comics oder Gedichte, schreiben ist „In“. Dabei geht es nicht um das Veröffentlichen der jeweiligen Stücke, sondern um den Spaß der Wörterwelt, die Möglichkeit seine eigene kleine Welt mit Buchstaben zu bauen. „Wie geht das?“, fragen viele, doch diese Leute lesen nicht. Betrachtet man den letzten Satz aus der deutschen Fassung des Bestsellers „Eragon – Das Erbe der Macht“ von Christopher Paolini, versteht man schon gleich ein wenig mehr von der Magie der Worte. „Und das Schiff segelte weiter gelassen den mondbeschienenen Fluss hinunter und steuerte zu auf das dunkle Land in der Ferne“, heißt es da. Bezieht man diesen Satz nicht auf die Geschichte, sondern auf das Leben eines Menschen, erkennt man Parallelen. Denn auch der Mensch steuert eine Reise ins Ungewisse an. Ob Paolini das letztendlich so gedacht hat, ist eine andere Frage, aber ein weiterer Beweis, dass jeder die Magie der Worte anders verstehen kann. In J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“, um beim Fantasy-Genre zu bleiben, lautet der letzte Satz aus „Die Wiederkehr des Königs“ schlichtweg: „So“, sagte er, „da bin ich wieder.“ Ein gewaltiger Unterschied zu Paolini, ein kurzer Satz beendet ein Meisterwerk.
Was hat das mit dem Thema zu tun? Nun ja, beide Autoren haben klein angefangen. Paolini veröffentlichte sein erstes Buch mit fünfzehn Jahren. Warum also sollten andere das nicht auch schaffen? Jugendliche sollten mehr in der Tätigkeit des Schreibens unterstützt werden, sagen die einen. Diese Leute verlangen, im Deutschunterricht mehr auf Kreativität als auf Grammatik zu achten. Andere meinen, ohne Grammatik könne man ja wohl auch kein Buch veröffentlichen.
Vielleicht sollte man die goldene Mitte wählen, um die Magie der Worte zu bewahren. Schließlich hat Schreiben nichts mit Talent oder Fähigkeiten zu tun, sondern mit Spaß und Lust daran. Autor werden kann jeder, der nur fest daran glaubt. An sich und an die Magie der Wörter.
Wird man gleich berühmt? Nun, ein passendes Zitat aus Stephen Hawkings „Eine kurze Geschichte der Zeit“ gibt Antwort darauf: „Wenn wir Antwort auf diese Frage fänden, wäre das der endgültige Triumph der menschlichen Vernunft – denn dann würden wir Gottes Plan kennen.“ Doch wer kennt schon Gottes Plan?
*Name geändert
Maximiliane Hafele, Neuss, Erzbischäfliches Gymnasium Marienberg