Willich Georg Maydt, Öffentlichkeitsbeauftragter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Willich und Museumsleiter des Potthusarenmuseums, berichtet über die Geschichte des Strafvollzugs.
Er erklärt: „Grundsätzlich haben sich viele Dinge hinter den Mauern verändert. Das Gebäude wurde mehrfach umgebaut und aus einem reinen Männergefängnis wurden ein Frauenhaus und ein Männerhaus.“ Auch in den Zellen zeigt sich ein gravierender Unterschied von damals zu heute. Eine Einzelzelle bestand früher nur aus einem Bett, einem Eimer, der als Toilette diente, einer Schublade und einem Tisch. Die Größe der Zelle betrug 7,5 Quadratmeter.
Dagegen ist eine Einzelzelle in der heutigen Zeit schon komfortabler ausgestattet: Die Grundausstattung besteht aus einem Bett, einem Tisch, einem Schrank, einer kleinen Kommode, einem Regal und einer abgetrennten Nasszelle mit Toilette und Waschbecken. Jedem Insassen ist es heute möglich, seine Zelle mit einem Fernseher auszustatten. Allerdings galt dieses Recht erst ab dem Jahre 1975, davor durften nur diejenigen einen Fernseher besitzen, die lebenslänglich einsaßen.
Das Geld für einen Fernseher oder andere Annehmlichkeiten können sich die Gefangenen in verschiedenen Betrieben innerhalb der JVA verdienen. Es gibt zum Beispiel eine Schlosserei, eine Bäckerei, eine Druckerei und eine Küche, in denen Arbeitsstellen angeboten werden. Georg Maydt erklärt, dass ein Drittel des verdienten Geldes als Überbrückungsgeld für die ersten zwei Monate nach Abgelten der Strafe angespart werden müsse. Danach stehe den Insassen ein Teil als Eigengeld zur Verfügung, welches sie für den Kauf von Fernsehern verwenden können. Darüber hinaus bekommen sie ein Hausgeld, mit dem sie zweimal im Monat einkaufen gehen können. Damals bekamen die Gefangenen kein Geld für ihre Arbeit ausgezahlt.
Auch die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung haben sich grundlegend verändert, wie Maydt darstellt. War es den Gefangenen früher erlaubt, sich täglich nur eine Stunde im Innenhof zu bewegen, so wird den Häftlingen heutzutage ein breites Freizeitangebot zur Verfügung gestellt. Sie können ihren Hobbys nachgehen, sich ihrer Religion widmen oder Sport betreiben.
Auch wenn viele Gefängnisleiter behaupten in ihrer Anstalt gäbe es kein Alkohol-und Drogenproblem, so belegen einige „Ausstellungsstücke“ des Museums das Gegenteil. Früher wie heute lassen sich viele Insassen die ausgefallensten Dinge einfallen, um Alkohol und Drogen ins Gefängnis zu schmuggeln. Beim Herstellen von Konsumgegenständen sind sie nicht weniger kreativ und so werden Klopapierrollen in Haschpfeifen verwandelt oder Glühbirnen zur Wasserpfeife umpräpariert.
Maydt berichtet: „Durch den offenen Vollzug haben sich die Ausbruchsversuche verringert. Die Gefangenen haben mehr Freizeit und dürfen auch öfter besucht werden.“ Generell haben sich die Umstände deutlich verbessert. Für weitere Informationen lohnt sich ein Besuch im Potthusaren-Museum.
Anna Hess und Sophie Käunicke, Neuss, Erzbischäfliches Gymnasium Marienberg