„Im Krankenhaus betreue ich die Frauen in der Schwangerschaft zur Geburt und kurz danach. Ich bin tätig in der Schwangerenvorsorge und in der Wochenbettbetreuung, außerdem biete ich im Krankenhaus noch Babymassagekurse und Schwangerschaftsgymnastik an“, berichtete uns die junge Hebamme Lena R.
Als Hebamme trägt man viel Verantwortung. Da man nie wissen kann, was im Laufe des Tages auf einen zukommt, muss man immer einen kühlen Kopf bewahren und sich gut organisieren. Für solch einen anspruchsvollen Beruf, sollte man meinen, dass man eigentlich mehr Geld verlangen könne. Doch dies ist nur Illusion. Durch die hohe Verantwortung, die eine Hebamme bei ihrer Tätigkeit trägt, muss sie auch gut versichert sein. Sie sind gesetzlich verpflichtet, ihre Tätigkeit durch eine Berufshaftpflichtversicherung abzusichern – für den Fall, dass der Hebamme bei einer Geburt ein Fehler unterlaufen sollte, wobei die Mutter oder das Kind zu Schaden kommen. Verständlich ist es, dass die Versicherungen auch gut bezahlt werden wollen, da aufkommender Schaden sehr teuer sein kann. Die Versicherung muss für die medizinische, pflegerische und soziale Versorgung des Betroffenen aufkommen, ebenso wie für die Prozess- und Anwaltskosten, daher auch der hohe Betrag, den die Versicherungen fordern. Dieser Betrag geht vom Lohn der Hebammen ab und sorgt dafür, dass diese auf Dauer nicht mehr von ihrem Lohn leben können. „Da ich mein Hauptgehalt vom Krankenhaus beziehe, bin ich nicht in dem Sinne vom geringen Gehalt betroffen, die Haftpflichtversicherung ist auch für mich ein bisschen gestiegen, aber ich zahle vergleichsweise wenig im Jahr. Gerade für Hebammen die Beleggeburten oder Hausgeburten leiten ist die Versicherung sehr teuer, gerade im Vergleich zu dem, was die Hebammen für eine Geburt von der Krankenkasse bezahlt bekommen“, so auch Lena R.
Im Laufe von fast 30 Jahren hat sich dieser Betrag mehr als verzehnfacht, 1981 waren es noch 30,68 Euro im Jahr, 2010 lag es bei 3689 Euro oder 4611,25 Euro, je nach dem, ob die betroffene Hebamme bereits einen Schaden zu verantworten hatte. Allein 2010 stiegen die Haftpflichtprämien um 55,6 Prozent. Genügend Geld, um die Versicherungsprämien zu zahlen, ohne Schaden davon zu tragen, verdienen die Hebammen noch lange nicht. Der durchschnittliche Stundenlohn einer freiberuflichen Hebamme liegt bei gerade einmal 7,50 Euro. Eine Lösung für dieses Problem zu finden, ist schwer, da für Schaden aufgekommen werden muss, aber inwieweit die Hebammen dafür aufkommen müssen, ist umstritten. „Es wäre schön, wenn es schnell zu einer für alle tragbaren Lösung in dem Fall kommt. Ich hoffe nicht, dass wir in Deutschland bald soweit sind, dass eine außerklinische Geburtshilfe nicht mehr zu bezahlen ist und somit nicht mehr stattfinden kann, doch leider stehen wir kurz davor“, beurteilt die Hebamme das Thema. Der deutsche Hebammenverband kämpft für ein neues Gesetz, welches die Hebammen entlasten soll.
Anna Marie Simon, 8c, Erzbischäfliches Gymnasium Marienberg Neuss